FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2016
98 www.fondsprofessionell.de | 4/2016 Doch diese Variante ist nur für Fondskäufer interessant, die von Anfang an dabei sind. Denn klettert nach Auflage der Wert des Port- folios und steigt dann ein Anleger neu ein, hat er womöglich das Nachsehen: Er muss Ver- luste bis hinunter zum Startkurs tragen. Eher im Sinne später hinzugekommener Investoren ist es, wenn ein einmal erreichter Höchststand als neues Maß gesetzt wird. Viele Produkte sind nach diesem Muster gestrickt. Ein Beispiel verdeutlicht die Funk- tionsweise: Ein Fonds verspricht den Kapital- erhalt zu 90 Prozent über ein Jahr. Der Fonds startet mit einem Kurs von 100 Euro. Hat er am Ende des Jahres ein Hoch von 110 Euro erklommen, gelten für die kommenden zwölf Monate 90 Prozent dieses Werts als neue Un- tergrenze, also 99 Euro. Fällt der Kurs des Portfolios innerhalb des ersten Jahres hinge- gen auf 90 Euro, liegt die neue Wertuntergren- ze nur bei 81 Euro. Auch die Zeiträume, über die das Kapital erhalten werden soll, variieren. Die aus Sicht eines Anlegers wohl attraktivste Variante ist ein Modell, bei dem auch inner- halb der Wertsicherungsperioden erreichte Höchststände – etwa monatlich ermittelte Werte – als neue Messlatte für die Untergren- ze herangezogen werden. Risiko täglich neu abwägen Doch wie schaffen die Anbieter den ver- sprochenen Werterhalt, wenn der Kauf von Optionen zu teuer ist? Sowohl Union als auch Deka kombinieren Multi-Asset-Strategien mit einer Risikosteuerung, um dieses Ziel zu schaffen. „Bei der Anlageentscheidung fließt ständig die Frage mit ein: Welche Risiken gehen wir ein?“, sagt Deka-Experte Poegel. „So prüfen wir täglich, welchen Einfluss die aktuelle Marktlage auf das Portfolio hat, wägen ab, welches Risikobudget noch offen ist oder ob Risiken zurückgefahren werden müssen“, erläutert der Experte. Der zentrale Wertpapierdienst- leister der Sparkassen bietet mitt- lerweile eine ganze Palette an wert- gesicherten Fonds. Das Spektrum reicht von Wertuntergrenzen ab 90 Prozent bis hin zum Ziel, den letz- ten erreichten Höchststand zu hal- ten. Auch die Zeiträume, über die das eingezahlte Kapital wieder ein- gespielt werden soll, variieren von einem bis zu zwölf Jahren. Je nach Zielsetzung können die Fonds dann mehr Aktien und andere, riskantere Anlagen beimischen. Das meiste Geld liegt in den Fonds der Serie Deka-Basisanlage sowie im Deka Wertkonzept CF. Zwei wertgesicherte Produkte Die Union wiederum hat zwei Variationen ihrer „Privatfonds“-Serie mit einem Wertsi- cherungskonzept versehen, den Konsequent und den Konsequent Pro. In beiden zusam- men liegen immerhin rund 3,6 Milliarden Euro. Die Genossen haben einen ausgefeilten Prozess entwickelt, der die Risikosteuerung mit der Anlagestrategie des Hauses verknüpft. „Wir arbeiten beim Risikomanagement im Wesentlichen mit zwei Stellschrauben. Die eine ist das Value-at-Risk-Profil des Portfo- lios“, erläutert Matthias Frey, Produktmanager bei Union Investment. „Der zweite Punkt ist, dass wir uns Stresstests ansehen. Dabei fokus- sieren wir auf Risikotreiber wie den Zins, die Aktienquote und Bonitätsrisiken“, so Frey. In Szenarien simulieren die Portfoliomanager, was mit dem Fonds passieren würde, wenn es über Nacht zu einem Schock an den Finanz- märkten käme. Portfolio muss Schocks trotzen „Solche Schocks muss ein Portfolio dann aushalten“, erläutert Frey. „Wir haben damit sowohl ein eher modell- als auch ein eher marktgetriebenes Risikomaß.“ Allein die Betrachtung des Value at Risk würde nicht ausreichen, um die Wertsicherung zu gewähr- leisten, meint der Union-Experte. „Diese beiden Elemente der Risikosteue- rung bilden die Leitplanken. Diesen Rahmen füllen wir dann mit der Allokation“, erläutert Portfoliomanager Yaya weiter. Die Leitlinien für die Anlagestrategie formuliert das Invest- mentkomitee des Anbieters. Aus diesen Emp- fehlungen speist sich dann auch die Ausrich- tung der Privatfonds. „Auf Aktien- wie auf Rentenseite greifen wir auf ein globales, breit gestreutes Universum zurück. Weitere Anla- gemöglichkeiten sind etwa Währungen, Roh- stoffe sowie Absolute-Return-Konzepte“, so Yaya. Der Portfoliomanager nutzt bei der Umsetzung vorwiegend Fonds, kann aber auch Derivate sowie Einzeltitel aufnehmen. „Auf der Anlageebene steht die Fragestel- lung: Was will ich mir an Risiken leisten?“, fasst Frey die Idee hinter dem Konzept zu- sammen. „Auf der zweiten Stufe folgt die Frage: Was kann ich mir leisten? Dies ergibt sich dann aus dem Risikobudget“, erläutert Frey. „Dabei kann es zu der Situation kom- men, dass wir uns vielleicht mehr Risiko leis- ten könnten, das aber gar nicht wollen.“ Dies bringe, im Gegensatz zu den statischen Ga- rantieansätzen, eine aktive Kom- ponente in das Portfolio. „Ein Dilemma“ Die Anbieter versuchen also, aus einer Kombination des Trend- themas Multi-Asset und moder- ner Risikosteuerung ihr Produkt- angebot an die Geldflut der No- tenbanken anzupassen. Sie neh- men die Herausforderung durch- aus sportlich und wollen dem widrigen Umfeld trotzen. „Das Nullzinsumfeld stellt Anleger vor ein Dilemma“, sagt Deka-Experte Poegel. Aber genau dafür seien Asset Manager da. „Unser Ge- markt & strategie I wer tgesicher te fonds Foto: © Deka Bank Langsame Schrumpfkur Volumen wertgesicherter Fonds in Milliarden Euro Die Bestände wertgesicherter Fonds gehen insgesamt zurück, weil Anleger und Fondshäuser sich von Garantiefonds verabschieden. *per Ende August | Quelle: BVI 0 5 10 15 20 25 30 35 4 2016* 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008 2007 2006 Mrd. Euro - 35,3 Mrd. Euro 25,0 Mrd. Euro 17,8 Mrd. Euro Bernd Poegel, Deka: „Wir sprechen häufig nicht mehr über Garantien.“
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