FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2016

149 www.fondsprofessionell.de | 4/2016 dass das Ergebnis in etwa so hoch sein könnte wie im Fortführungsszenario. Auf der Gläu- bigerversammlung sagte Klees, dass die indi- kativen Angebote der Investoren „größtenteils deutlich darüber“ lägen. Damit versuchte er mit Nachdruck zu verdeutlichen, dass der schnelle Verkauf der bessere Weg für die Anleger wäre. Der Fortbetrieb unterliege hingegen „naturgemäß gewissen exogenen Risiken“: Die Containerpreise könnten weiter fallen, die Mieten wegen Zahlungsschwierig- keiten der Reedereien ausbleiben. Außerdem bestünden Wechselkursrisiken, dazu komme die Abhängigkeit von Magellan-Mitarbeitern als Kompetenzträgern, die das Unternehmen verlassen könnten. Der Insolvenzverwalter und KPMG erklär- ten übereinstimmend, dass sich der Container- markt in einer sehr schlechten Verfassung be- finde. Auch der Magellan-Gründer Carsten Jahns meldete sich zu Wort und machte den Investoren wenig Mut. „Die Aussichten sind nicht prickelnd. Der Markt ist schwierig“, sag- te er vor seinen Investoren. Bei Mietvertrags- verhandlungen würden Reedereien zurzeit Leasingraten von nur 0,20 US-Dollar pro Tag zahlen wollen. Das ist nur ein Bruchteil der Miete, die Magellan einst den Anlegern ver- sprach. „Ein schneller Verkauf ist deshalb der bessere Weg“, legte Jahns nach. Unklare Situation Nun fragen sich viele Anleger, ob ein Ver- kauf derzeit vernünftig ist. Die Information, dass der Markt unter Druck bleibe und mit hohen Risiken behaftet sei, lässt den Verkauf tatsächlich attraktiver erscheinen. Wie hoch die Wahrscheinlichkeit aber tatsächlich ist, dass die Risiken schlagend werden, können die Privatinvestoren nicht einschätzen. Tat- sächlich gibt es auch Anzeichen dafür, dass sich der Containermarkt in seinem histo- rischen Zyklus derzeit nahe der Talsohle befindet – eine Erholung in den kommen- den Jahren ist also nicht auszuschließen. Erschwert wird die Entscheidung durch den Umstand, dass die Anleger nur sehr wenig Informationen über „ihre“ Container haben. Wie alt sind diese, wer sind die Mieter, wie hoch sind die Mieten pro Con- tainer? Insbesondere die Fragen zu den Reedereien, bei denen die Container im Einsatz sind, werden nicht beantwortet. Das Argument: Wenn die Namen der Endnutzer bekannt gegeben werden, würde das die Reedereien irritieren, weshalb zu befürchten sei, dass sie die Mietzahlungen an Magellan einstellen. Bekannt ist lediglich, dass die Magellan-Flotte aus 113.255 Con- tainern besteht. Bis auf 2.255 Einheiten sol- len sie über 47 Leasingverträge an sieben Großreedereien vermietet sein. Laut KPMG laufen in den kommenden drei Jahren in erheblichem Umfang Mietverträge aus. In seinem Bericht zur Gläubigerversammlung erklärte Borchardt, dass die vermieteten Con- tainer 103 Millionen US-Dollar wert seien. Für die unvermieteten Boxen setzt er 2,3 Mil- lionen US-Dollar an. Die Summe daraus – rund 105 Millionen US-Dollar – liegt deutlich unter dem erwarteten Erlös im Fortführungs- szenario. Warum ein Investor das Portfolio zu einem höheren Preis kaufen sollte, obwohl der Con- tainermarkt laut Borchardt, KPMG und Jahns ohne Aussicht auf baldige Besserung schlecht ist, wurde nicht erklärt. Noch dazu erzielt man in einer Notsituation – und nichts anderes ist eine Insolvenz – selten den besten Preis, merkte eine Anlegerin an. Hohe Verluste Wenig überraschend lieferte der Insolvenz- verwalter daher keine Exitprognose. Auf Nachfrage der Investoren, mit welchem Er- gebnis sie rechnen sollten, erklärte Borchardt zögerlich, dass sie mit 30 bis 50 Prozent Ver- lust rechnen müssten. Sollte der Verkauf des Containerportfolios allerdings nur zu dem von ihm hochgerechneten Marktwert erfolgen, müssen die Anleger mit mehr als 50 Prozent Verlust rechnen. Außerdem drohen ihnen Steuernachzahlungen, weil das Finanzamt die jährlichen Abschreibungen auf die Container- preise zurückfordern könnte, wenn die Anle- ger nicht Eigentümer der Boxen sind. Bor- chardt und KMPG konnten oder wollten auf Nachfrage nicht näher darauf eingehen. Am Ende stimmte die Gläubigerversamm- lung ohne großen Widerspruch für die Fort- setzung der eingeleiteten Investorensuche. Ein Verkaufsbeschluss wurde aber nicht gefasst, er soll später nachgeholt werden. Nach etwas mehr als sechs Stunden endete eine über- raschend friedliche Veranstaltung. Es gab kei- nen Protest und nicht einmal laute Unmuts- bekundungen, als sich – auf Aufforderung einer Anlegerin – der Magellan-Gründer Carsten Jahns zu Wort meldete. ALEXANDER ENDLWEBER | FP Rechtsanwalt Peter-Alexander Borchardt ist Insolvenz- verwalter von Magellan Maritime Services. Magellan-Container: Handlungsoptionen Der Insolvenzverwalter hat in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG den Magellan-Investoren zwei wirtschaftliche Szenarien präsentiert. Beide plädieren für den schnellen Verkauf der Container. Fortführung des laufenden Geschäfts Generierung von Erlösen durch die Fortführung des Geschäfts bis 2023 In Abhängikeit von den tatsächlich erzielten Containerverkaufspreisen und den tatsächlichen operativen Kosten betragen die voraussichtlichen Nettoerlöse 2017 bis 2013 ca. 120 bis 130 Millionen Euro. Bandbreite der voraussichtlichen Nettoerlöse Nettoerlöse sind die Erlöse aus der Containervermietung und dem Containerverkauf abzüglich der operativen Kosten (u.a. für Personal, Administration und Depots) 2017P 2018P 2019P 2020P 0 50 100 150 200 Mio. Euro 2021P 2022P 2023P Erlöse aus der Veräußerung des operativen Geschäfts bzw. der Vermögensgegenstände Veräußerung Anfang 2017 OPTION 1 OPTION 2 Verkauf der Container 2017P 0 50 100 150 200 Mio. Euro Nettoerlöse Erlöse

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