FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2016

serer vermögensverwaltenden Fonds haben wir eine Demokratisierung der Vermögensver- waltung geschaffen. Und über eine solche Fondslösung können wir unsere Kernkompetenz Vermögensverwaltung einer breiten Kunden- schicht anbieten. Lang: Ich glaube, einen Aspekt sollten wir im Zusammenhang mit der Diskussion über die Gebührengestaltung für den Kunden nicht ver- gessen. Die Mifid-II-Regeln schreiben künftig vor, dass mit der Beratung auf Provisionsbasis eine Qualitätsverbesserung für den Kunden einhergehen muss. Damit sind die Zeiten des simplen „Verkaufens“ von Fonds endgültig vorbei. Denn das einfache Verkaufen hatte am Ende ja nie etwas mit einem konzeptionellen Kümmern um den Kunden zu tun, durch das man ihn zu einem bestimmten definierten Ziel hingeführt hätte. Es ist die Zustandsverbesserung für den Kunden, die von der Politik gewollt ist. Deshalb müssen wir als Maklerpool, als Haf- tungsdach oder eben auch als Berater dafür sor- gen, dass mit unseren Dienstleistungen diese Zielsetzung erfüllt und für den Kunden trans- parent gemacht wird, inklusive der damit ver- bundenen Kosten, die beim Kunden anfallen. Dann wird man als Berater in Zukunft auch unbehelligt von der Politik ein gutes und lukratives Geschäft betreiben können. Heuser: Der Aspekt einer Verbesserung der Kundensituation wird mit Sicherheit an Bedeutung gewinnen. Es stellt sich allerdings die Frage, wie dieser Nachweis tatsächlich aussehen muss, vor allem im Zusammenhang mit einer standardisier- ten Fondsvermögensverwaltung. An wel- cher Stelle entsteht denn hier genau der Mehrwert? Lang: Dazu gehört neben einem fest instal- lierten Verlustschwellen-Reporting sicher eine quartalsweise oder eine transaktions- basierte Berichterstattung an den Kunden. Aber auch die Nachberatung eines Anlegers in Bezug auf dessen Risikobereitschaft und seine Risikotragfähigkeit gehört dazu. Denn das alles sind Aspekte, die sich im Zeitab- lauf ja durchaus ändern können. Daher braucht ein freier Berater sicher mehr als nur die eine Standardstrategie. Ich glaube eher an eine Welt von 50 bis 100 verschiedenen Portfolios, die einem Berater in fünf bis zehn Jahren zur Verfügung stehen werden, und dann sicher nicht nur hauseigene. Aus dieser Vielzahl wird er dann mit entspre- chenden Tools eine für seinen Kunden passge- naue Depotstruktur unter demAspekt einer mög- lichst optimalen Diversifikation erarbeiten kön- nen. Im Übrigen gehört zu einer Verbesserung der Kundensituation natürlich genauso ein min- destens einmal jährlich stattfindendes Gespräch mit dem Kunden, in dem der Berater die Strate- gie auf den Prüfstand stellt, um gegebenenfalls angemessene Veränderungen vorzunehmen. Heuser: Herr Gründl, beim Stichwort „Nut- zen von Diversifikationsmöglichkeiten“: Wenn Sie eben gesagt haben, dass Ihr Haus sehr stark auf hauseigene Fondslösungen setzt, wie gehen Sie dann damit um, dass gerade vielen Banken immer der Vorwurf gemacht wird, dem Kunden werde keine aus- reichende Auswahl geboten? Gründl: Beim Thema hauseigene Produkte bin ich extrem entspannt. Wir sind ein unabhängiges Haus. Wenn wir von einem eigenen Produkt sprechen, dann nicht davon, dass dieses aus einer Vielzahl anderer eigener Fondsprodukte besteht, sondern aus Einzelwerten und weiteren gehan- delten Finanzinstrumenten. Damit gehen wir auch dem Problem einer enormen Zeitverzöge- rung aus dem Weg, das sich ergeben würde, wollte man 250 Kunden individuell über eine Transaktion in deren Depots informieren. Denn die Reaktionsgeschwindigkeit eines Vermögens- verwalters gewinnt in einer Zeit der zuneh- menden Volatilität an den Finanzmärkten exis- tenziell an Bedeutung. Vor diesem Hintergrund bietet uns die Lösung unserer vermögensver- waltenden Fonds eine exzellente Möglichkeit, eine Anlageentscheidung zeitkongruent für alle Kunden umzusetzen. Heuser: Aber Sie werden sich nicht dagegen wehren können, dass auch Ihre Fonds mit anderen verglichen werden und ein Kunde den Vorwurf erhebt, Ihr Fonds sei über einen bestimmten Zeitraum nicht unter den Top Ten seiner Vergleichsgruppe gewesen. Erhält ein Kunde denn einen Fremdfonds, wenn er danach fragt? Gründl: Natürlich erhält ein Kunde einen be- stimmten Fremdfonds, wenn er diesen haben möchte. Aber das Problem solcher Top-Ten- Vergleiche, wie Sie sie ansprechen, ist doch die fehlende Konsistenz dahinter. Denn je nach Betrachtungszeitpunkt stehen jedes Mal andere Fonds unter diesen ersten zehn. Deshalb verfol- gen wir nicht den Anspruch, die Renditeraketen zu einem bestimmten Zeitpunkt zu finden. Für uns ist das Maß aller Dinge das Risikobudget auf der Gesamtebene eines Kunden. Es ist viel wichtiger, dass ein Kunde in mageren Jahren an der Börse nicht enttäuscht wird. Deshalb ermit- teln wir sehr intensiv sein tatsächliches, sein emotionales Risikobudget. Im Vordergrund der Kundenberatung steht daher die Risikovermei- dung auf der einen und eine stetige Rendite auf der anderen Seite. Darum sehen wir uns mit unseren vermögensverwaltenden Fondslösungen auf dem richtigen Weg. Heuser: Eine Frage, die ich direkt weiter- geben möchte an Herrn Deckenbach und Guido Bauer (Franz Heinrich Bauer Asset Management): „Wir hatten noch nie ein Problem damit, Provisionen offenzulegen.“ 188 www.fondsprofessionell.de | 4/2016 roundtable I ver trieb Foto: © Cornelis Gollhardt » Wir wollten uns einfach nicht von der Regulierung treiben lassen, sondern selbst entscheiden können, was für uns und unseren jeweiligen Kunden wichtig und der bessere Weg sein würde. « Guido Bauer, Franz Heinrich Bauer Asset Management

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