FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2016

Basis eines Algorithmus eine Anlageentschei- dung zu treffen. Außerdem: Wie soll ein Com- puter das emotionale Risikobudget eines Kunden umfänglich erfassen? Es sind doch schließlich Menschen, für die wir tätig sind. Dennoch kann man sich als Bank oder als Finanzdienstleister angesichts der aktuellen Welle der Digitalisie- rung diesem Thema auf Dauer nicht verschlie- ßen. Das wäre falsch. Wir gehen schon davon aus, dass der prozentuale Anteil der Kunden, die digital agieren – auch in Finanzfragen – größer werden wird. Aber das sollte unter dem Aspekt der Prozess- und Vertriebsoptimierung gesche- hen. Deshalb arbeitet unser Haus mit einem Fintech zur Digitalisierung unserer Vermögens- verwaltung zusammen. Würden wir das nicht tun, könnten wir nicht eine größer werdende Kundenschicht erreichen. Deswegen sage ich: Fintech per se auf gar keinen Fall, aber als digi- tale Unterstützung unseres Vermögensverwal- tungsansatzes jederzeit. Heuser: Zum Schluss noch die Frage, wie sich eigentlich die Situation für einen Berater entwickelt, der über die Lancierung eines eigenen Fonds nachdenkt. Was können Sie darüber berichten, wie sich die Landschaft von Kapitalverwaltungsgesellschaften, Depot- banken und Plattformen insgesamt entwickelt? Schmitz: Auch auf Seiten der Plattfor- men als den kontoführenden Stellen für die Kunden eines Beraters wird es mit Sicherheit zu einer weiteren Automa- tisierung von Prozessen im Zusam- menspiel mit den jeweiligen Partnern – Maklerpools wie auch Beratern und Endkunden – kommen. Ich glaube, dass man dabei aufpassen muss, dass die menschliche Komponente nicht verloren geht, ein Aspekt, der am Ende sowohl für den Vermittler als auch für den Endkunden von Relevanz ist. Und wer jemals in einem Callcenter in Osteuropa gelandet ist, weiß, wovon ich spreche. Aus diesem Grund sollte man diesen Aspekt nicht völlig aus den Augen verlieren. Im Hinblick auf die weitere Entwicklung im Bereich der Kapital- verwaltungsgesellschaften und Depot- banken als den Servicedienstleistern für Investmentfonds sehen wir momentan eine sehr dynamische Entwicklung, bei der sich vor allem große internationale Anbieter immer stärker auf ein mög- lichst großvolumiges Geschäft konzen- trieren. Von daher ist eine Tendenz zu beobach- ten, sich von bestimmten Klientengruppen zu verabschieden, um es einmal vorsichtig zu formulieren. Kornmayer: Konkret gesagt: Es wird mehr und mehr versucht, kleine Fonds mit einem Volumen von unter 50 Millionen Euro einfach nur loszu- werden. Schmitz: Ganz genau, das ist ein zunehmend zu beobachtender Prozess. Es gibt nach unserer Wahrnehmung auch andere Anbieter, die sich in diesem Markt bewusst und sehr konkret positio- nieren möchten. Ein Berater, der heute den Schritt der Auflage eines eigenen Fonds in Erwägung zieht, muss sich deshalb drei wesent- liche Fragen stellen. Erstens: Wie leistungsfähig ist ein entsprechender Partner tatsächlich – und zwar nicht nur in Bezug auf reine Abwicklungs- prozesse, sondern auch bei den dahinter liegen- den Risikomanagement-, Kontroll- und vor allen Dingen auch bei den Reportingprozessen – ein zunehmend wichtiges Thema? Der zweite Punkt ist die Frage, wie gut die Marktzugänge und die damit verbundenen Kosten bei dem jeweiligen Partner tatsächlich sind. Und drittens gilt es die aus meiner Sicht wichtigste Frage zu klären, nämlich wie nachhaltig das Modell dieses Part- ners ist. Denn wir werden in den nächsten fünf Jahren schon noch massive Veränderungen sowohl in der KVG- als auch in der Depot- bankenlandschaft erleben. Damit meine ich eventuelle Zusammenschlüsse wie auch mögli- che Veräußerungen oder Schließungen. Davon bin ich überzeugt. Heuser: Ich bedanke mich für eine inter- essante Diskussion. FP Dieter Deckenbach (Finanzcontor Deckenbach): „Viele Kunden fragen sich, warum sie eine Servicegebühr bezahlen sollen, wenn im Depot relativ wenig passiert.“ Hans Heuser (FONDS professionell): „Wie muss der Nach- weis einer Verbesserung der Kundensituation tatsächlich aussehen?“ 194 www.fondsprofessionell.de | 4/2016 roundtable I ver trieb Fotos: © Cornelis Gollhardt » Aus meiner eigenen praktischen Erfahrung kann ich sagen, dass ich vor sieben oder acht Jahren noch deutlich mehr über Servicegebührverträge beraten habe. « Dieter Deckenbach, Finanzcontor Deckenbach

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