FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2016

Wie kamen Sie darauf, dass Manager ihre Fonds abgeben wollen? Durch unsere Analysen stoßen wir auf Punkte, die andere übersehen. Ich bezeichne mich gern als Übersee-Händler – als Händler für Dinge, die andere übersehen (lacht) . Dass Re- gulierung den Markt verändert, haben wir frühzeitig antizipiert. Außerdem bin ich in den USA auf Adoptionsfonds gestoßen. Diese ver- suchen, viele kleine Fonds auf sich zu ver- schmelzen, um daraus dann einen effizienten Fonds zu schmieden. Spielt hier auch die Regulierung in Lu- xemburg eine Rolle? Diese drängt offen- bar darauf, dass Fondsmanager eine Vermögensverwalterlizenz besitzen und auch die Haftung für das Sondervermö- gen übernehmen. Ja, das ist ein typischer Katalysator. Bereits seit ein oder zwei Jahren legen die Kapital- verwaltungsgesellschaften kaum noch neue Fonds mit Managern im Status eines Beraters auf. Wenn, dann müssen sie eine Zulassung nach Paragraf 32 KWG vorweisen. Wir wol- len allerdings kein Haftungsdach sein. Ich will niemanden freistellen, damit er bei einer Kapitalverwaltungsgesellschaft Manager sein kann. Das Asset Management erfolgt bei uns immer im Haus. Die von Ihnen nun übernommenen Fonds weisen keinen vermögensverwal- tenden Charakter auf. Wie kommt das? Meine ursprüngliche Idee war: Greiff sollte die neue Heimat für Fonds von Vermögens- verwaltern werden, wenn sie diese erhalten möchten. Wir können sie managen und weiterentwickeln. Viele Fonds hatten nicht die Erwartungen erfüllt – auch nicht die der Ini- tiatoren. Es ist natürlich nicht leicht, einen Fonds aufzugeben, denn das hat viel mit Stolz, mit Ego und auch mit der Reputation gegenüber den Kunden zu tun. Daher wollte ich mich mit den Vermögensverwaltern zu- sammensetzen und besprechen, wie wir das im Einzelfall gemeinsam regeln können, damit alle ihr Gesicht wahren. Konnten Sie jemanden überzeugen? Nein, leider nicht. Ich fertigte um 2012 herum eine Liste mit vielen kleinen Dachfonds klei- ner Kapitalverwaltungsgesellschaften an. Mei- ne Idee war, diese zu überzeugen, ihre Fonds mit uns zu verschmelzen. Ich reiste also durch Deutschland und führte zahlreiche Gespräche. Doch ich musste feststellen: Für viele Mana- ger ist so ein Schritt eine große Hürde. Das sind ihre Babys, ihre eigenen Kinder, die sie ganz subjektiv betrachten. Viele erachten es als persönliches Scheitern, wenn sie ihren Fonds hergeben würden. Einige versuchten stattdessen, mich zu akquirieren: Ich sollte meine Fonds auf ihre verschmelzen. Ich kam oftmals frustriert zurück nach Freiburg. Dann dachte ich mir: Wenn ich schon Gespräche führe, warum führe ich sie mit kleinen Fonds und nicht mit den großen? Meine Kalkulation war: Wenn ich Erfolg habe, dann besser ein- mal mit einem Fonds mit 100 Millionen Euro Volumen. Das ist effizienter, als wenn ich 30 Manager treffe, die nur ein Volumen von jeweils drei Millionen Euro aufweisen. 30 würden ohnehin niemals zustimmen. Sie haben den Plan, kleine Fonds zu einer lebensfähigen Einheit zu ver- schmelzen, also aufgegeben? Ja, stattdessen werben wir nun eher um große, erfolgreiche Fonds. Wir locken die Manager mit der Aussicht, dass sie bei uns besser arbeiten können. Das Tolle daran ist: Wir tref- fen sie ohnehin für unser Fondsresearch und die Interviews für den „Fonds Analyst“. Ich habe Gespräche geführt, da merkte ich deut- lich, wie unglücklich sich Manager in ihrem Haus fühlten. Ich war sicher, in drei Jahren sind die nicht mehr da. Das war dann auch oft so. Das waren tolle Manager, die einen super Job machten. Aber sie fühlten sich in ihrem Umfeld einfach nicht wohl. Sie hatten also schon eine Liste mit Kan- didaten vor Augen, die wechseln wollen. Ja, wir sind ein Sparringspartner, weil wir Fondsanalyse betreiben. Wir können einem potenziellen Partner genau sagen, wo er seine Stärken und seine Schwächen hat. Aber mal ganz ehrlich: Das Wichtigste ist der Vertrieb. Volker Schilling: „Meine Idee war, Vermögensverwalter zu überzeugen, ihre Fonds mit uns zu verschmelzen. Doch für viele Manager ist so ein Schritt eine große Hürde. Das sind ihre Babys, ihre eigenen Kinder.“ vertrieb & praxis I volker schilling | greiff capital 240 www.fondsprofessionell.de | 4/2016 Foto: © Marc Pach Auf Wachstumskurs Übernahmen von Fonds und Managern sowie Neuaufla- gen bei Greiff Capital: Mellinckrodt 2 – German Opportunities: Initiator Georg Oehm bleibt Fondsberater, Volumen bei Übernahme im Februar 2016: 50 Millionen Euro. Tungsten Paragon UI: zuvor bei Tungsten, Manager Tarek Saffaf bei Greiff angestellt, Volumen bei Übernahme im Mai 2016: 70 Millionen Euro. 11 Champions UI: zuvor bei Hauck & Aufhäuser, ver- schmolzen mit Elite-Plus UI, Volumen bei Übernahme im Juni 2016: 2,5 Millionen Euro. Alpora Innovation Select: neu aufgelegt im Juni 2016, Volumen Stand Ende Oktober 2016: 9 Millionen Euro. Multi Leaders Fund Next Generation: zuvor bei Perfor- mance AG, neuer Manager Robert Habatsch, Volumen bei Übernahme im Juli 2016: 155 Millionen Euro. Wahre Werte Fonds: neu aufgelegt im Oktober 2016, Volumen Stand Ende Oktober 2016: 11 Millionen Euro.

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