FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2016

Wie kommt Geld in meinen Fonds? Auch wenn das keiner offen zugibt, da liegt das Nadelöhr für die meisten. Genau da bieten wir einen unnachahmlichen Charme. Warum? Wir managen Dachfonds. Wir können Einzel- fondsmanagern helfen, eine gewisse Größen- ordnung zu erreichen, wenn sie sich bei uns andocken. Dann können sie weitere Investo- ren ansprechen. Hier an der Wand hängt eine Liste mit dem 100-Millionen-Klub. Diese Investoren schauen sich Fonds erst ab diesem Volumen an. Müssen Manager immer einen eigenen Fonds mitbringen? Nein, es gibt zwei Modelle: Ein existierender Fonds kann zu uns übertragen werden. Der Fondsmanager wird hier im Haus angestellt. Ein Beispiel ist der Paragon UI von Tarek Saffaf, der im Mai zu uns kam. Wir nehmen aber nicht alle. Bei den Einzelfonds wollen wir Ansätze, die es so noch nicht am Markt gibt. Der Paragon etwa setzt auf Bewegung am Aktienmarkt, egal in welche Richtung. Wenn Manager ihren Fonds nicht mitnehmen können, legen wir zusammen einen neuen auf. Ein Beispiel ist der Alpora Innovation Select, den wir mit dem Analysehaus Alpora des Innovationsforschers Professor Leo Brecht initiiert haben. Er stellte in seinen Arbeiten fest, dass die Höhe der Ausgaben eines Un- ternehmens für Forschung und Entwicklung kein Garant für erfolgreiche Innovationen ist. Professor Brecht entwickelte daher eine Mess- latte für die Effizienz der Innovationsaus- gaben. Der „Kollateralschaden“ ist, dass die Konzerne, die er hoch bewertet, auch an der Börse besser abschneiden. In der Schweiz gibt es schon seit zwei Jahren einen Fonds auf Basis dieses Rankings. Der hat aber keine Zulassung in Deutschland. Daher haben wir das Produkt neu für den EU-Markt aufgelegt. Aber eine Neuauflage kostet doch durch- aus Zeit und Geld? Wir können Fonds relativ schnell und günstig an den Markt bringen, die Regulierungsfragen abwickeln und ihn auch gleich mit Startkapital ausstatten. Ich kann mit einem Volumen von 600 Millionen Euro im Rücken anders über die Konditionen verhandeln, als dies ein Ma- nager machen könnte, der allein mit seiner Idee bei den Verwaltungsgesellschaften auf- schlägt. Und wir sind in der Lage, ihn ausrei- chend mit Mitteln ausstatten, damit man die Leistung des Managers auch erkennen kann. Ist ein Fonds zu klein, überlagern die Kosten die Leistung. Gibt es schon konkrete Pläne für die nächste Zeit? Wir haben noch einige neue Ideen im Köcher. Allein dieses Jahr werden wir sieben Dach- fonds mit einem Volumen von 120 Millionen Euro übernehmen. Details kann ich leider noch nicht verraten. Allerdings haben wir viel auf das nächste Jahr geschoben. Wachstum wollen wir nicht um jeden Preis. So werden wir zunächst eine Konsolidierung umsetzen. Derzeit arbeiten wir mit acht Kapitalverwal- tungsgesellschaften zusammen. Das rührt daher, dass jeder Fonds seine KVG mitge- bracht hat. Das werden wir reduzieren. Behalten Sie angesichts des Wachstums den Überblick über Ihr Unternehmen? In meinem Leben sind mir wahnsinnig viele Fehler unterlaufen. Die waren zu dem jewei- ligen Zeitpunkt alles andere als schön. Aber heute sind sie ungeheuer hilfreich. Denn vie- les fasse ich gar nicht mehr an. Und ich ver- suchte stets, meine Fehler zu kommunizieren und konsequent daraus zu lernen. So hatte ich im Zuge des Wachstums der Mannheimer Performance AG irgendwann den Überblick verloren. Diese war als erster „Fonds-Shop“ gestartet und entwickelte sich dann zu einem echten Vermögensverwalter. Daraus zog ich meine Schlüsse. Ich werde das Wachstum von Greiff mit dem entsprechenden Personal unterfüttern, auch auf Managementebene. Delegieren Sie Verantwortung? Ja, ich möchte zwar über alles informiert sein. Aber jeder hat hier einen eigenen Verantwor- tungsbereich, in dem er frei agieren kann. Da- zu gehört, dass auch Fehler passieren. Wichtig dabei ist eine Firmenkultur, die es ermöglicht, Fehler einzugestehen. So können diese auch geheilt werden. Wenn das nicht gegeben ist, nimmt es schnell dramatische Ausmaße an. Können Sie selbst Kritik vertragen? Ich liebe es, mit Menschen zu arbeiten, und ich mag es, mich auszutauschen. Jeder von uns hier hat seine Macken. Aufgrund dieser unterschiedlichen Charaktere fechten wir konstruktive Auseinandersetzungen aus und entwickeln tolle Ideen. Dazu gehört auch, selbst einmal gegrillt zu werden. Vielen Dank für das Gespräch. SEBASTIAN ERTINGER | FP vertrieb & praxis I volker schilling | greiff capital 242 www.fondsprofessionell.de | 4/2016 » Ich kann mit einem Volumen von 600 Millionen Euro im Rücken anders über die Konditionen verhandeln als ein Manager, der allein mit seiner Idee auftritt. « Volker Schilling, Greiff Capital Foto: © Marc Pach Volker Schilling: „In meinem Leben sind mir wahnsinnig viele Fehler unterlaufen. Die waren zu dem jeweiligen Zeitpunkt alles andere als schön. Aber heute sind sie ungeheuer hilfreich. Denn vieles fasse ich gar nicht mehr an.“

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