FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2016

Aber müssen Sie nicht gerade im Be- reich der passiven Investments noch viel stärker wachsen, um in Europa eine we- sentliche Rolle in dieser Hinsicht zu spie- len? Wir sind in diesen Sektor erst im Gründungs- jahr von Amundi, sprich 2010, gestartet. Aber ich glaube, wir dürfen durchaus behaupten, dass wir uns in dieser relativ kurzen Zeit zu einem ernst zu nehmenden Herausforderer im Bereich passiver Investments entwickelt ha- ben. Wir gehören mit insgesamt in den Berei- chen ETFs, Indexfonds und Smart-Beta-Pro- dukten verwalteten Assets in Höhe von derzeit rund 60 Milliarden Euro inzwischen immer- hin bereits zu den Top-5-Anbietern in Europa. Und auch wenn passive Investments heute vielleicht erst einen Anteil von 15 Prozent am insgesamt in der Welt in Investmentfonds ver- waltetem Vermögen haben, so weist gerade dieses Segment über die vergangenen zehn Jahre die bei Weitem höchsten Zuwachsraten auf, speziell im Bereich der ETFs. Ein Erfolg, der in erster Linie auf einer wachsenden Nachfrage nach einfachen, transparenten und vor allem kostengünstigen Produkten basiert. Birgt diese Entwicklung nicht auch eine gewisse Gefahr für die Seite des aktiven Managements? Und zwar sowohl im Hinblick auf Mittelflüsse und verwaltete Assets als auch in Bezug auf die Gebüh- rengestaltung und die Verdienstmöglich- keiten im Vertrieb aktiv gemanagter Fonds? Von einer Gefahr würde ich in dieser Bezie- hung nicht sprechen. Denn es wird immer ei- ne Nachfrage nach aktiv gemanagten Fonds geben, solange diese Produkte ihr Alpha-Ver- sprechen eines höheren Ertrags gegenüber ei- ner entsprechenden Benchmark erfüllen. Was die Gebührengestaltung angeht, spielt ja nicht nur die simple Tatsache eine Rolle, dass ETFs in dieser Hinsicht nun einmal günstiger sind als aktive Fonds. Angesichts einer mit Sicher- heit noch lange Zeit anhaltenden Phase ex- trem niedriger Ertragsmöglichkeiten auf der Zinsseite wird der Druck auf die Gebühren- gestaltung von Investmentfonds im Allgemei- nen – ob nun passiv oder aktiv verwaltet – auch künftig weiter anhalten. Damit werden natürlich auch die Verdienstmöglichkeiten im Vertrieb von Investmentfonds weiter sinken. Wie soll man denn eine Verwaltungsvergü- tung in einem Rentenfonds auf einem Ni- veau von einem Prozent halten, wenn dem auf der Zinsseite keine höheren Ertrags- möglichkeiten mehr gegenüberstehen? Was hat eine Gesellschaft wie Amundi vor diesem Hintergrund anzubieten, um ihre Vertriebspartner zu unter- stützen? Neben einem entsprechenden Service zur Betreuung unserer Vertriebspartner und der Bereitstellung der dazu notwendigen Werkzeuge ist es vor allem das gezielte Produktangebot, mit dem wir punkten wollen. Dazu gehört zum Beispiel unser Wertsicherungsfonds Amundi Funds Pro- tect 90, bei dem die Anleger auch bei stär- keren Kursrückgängen an der Börse ma- ximal zehn Prozent des eingesetzten Ka- pitals verlieren können und ansonsten vor weiteren Kursverlusten geschützt sind. Wir haben außerdem mit Produkten wie demAmundi Funds Europe Conservative und dem First Eagle Amundi International Fund zwei Aktienfonds im Köcher, mit denen unsere Vertriebspartner auch risikoaverse Kunden schon deshalb sehr viel einfacher an die Aktienanlage heranführen können, weil diese Fonds die Anleger durch ihre defensive Anlagepolitik vor größeren Schocks bewahren können. Und drittens bieten wir mit unserem Immobilienfonds OPCIMMO, der gerade sei- ne Zulassung für Österreich erhalten hat, ein Instrument zur sinnvollen Diversifikation in einem von extrem niedrigen Zinsen gekenn- zeichneten Markt an. Was sind Ihre nächsten Ziele in Bezug auf das IFA-Geschäft? Wir sind in Bezug auf die Zusammenarbeit mit freien Finanzdienstleistern derzeit noch sehr stark auf den französischen Markt konzentriert, wo wir bereits heute über umfangreiche Vertriebsbeziehungen zu den unabhängigen Vermögensverwaltern verfü- gen. Wir wollen natürlich unsere Präsenz im IFA-Bereich auch in anderen Ländern wie Deutschland und Österreich deutlich auswei- ten. Dort war Amundi bisher stärker im insti- tutionellen Geschäft aktiv, hat aber inzwischen auch imWholesale eine gute Position erreicht. Es ist geplant, durch den Ausbau des Ver- triebsteams die Wachstumsraten des institu- tionellen Geschäfts zu erreichen. Vielen Dank für das Gespräch. HANS HEUSER | FP vertrieb & praxis I yves perrier | amundi 254 www.fondsprofessionell.de | 4/2016 » Wir wollen natürlich unsere Präsenz im IFA- Bereich auch in anderen Ländern wie Deutschland und Österreich deutlich ausweiten. « Yves Perrier, Amundi Foto: © François Daburon Yves Perrier: „Wir gehören mit Assets in Höhe von rund 60 Milliarden Euro in den Bereichen ETFs, Indexfonds und Smart- Beta-Produkten inzwischen bereits zu den Top-5-Anbietern in Europa.“

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