FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2016

284 www.fondsprofessionell.de | 4/2016 Deka, trifft aber dennoch eine Vorauswahl. „Einige Kriterien legen wir von vornherein fest: Wir arbeiten nur mit Fondsgesellschaften, die breit und stabil aufgestellt sind und zudem ein hohes verwaltetes Vermögen aufweisen“, erläutert Tom Engel, Leiter der Sparte Invest- mentprodukte bei der Targobank. Weiterhin sollte der Investmentprozess transparent und Privatanlegern zu vermitteln sein. Die Fonds sollten außerdem keine illiquiden Assets hal- ten. „Das schließt natürlich schon eine Reihe von Anbietern und Produkten aus“, so Engel. Die Targobank geht ohnehin etwas anders an das Manager-Casting heran. Sie hat das Verfahren teilweise ausgelagert. „Feri Institu- tional Research nimmt eine ausführliche Vor- bewertung für uns vor“, erläutert Engel. Feri übermittelt Targo die Bewertungsdaten aus der quantitativen und der qualitativen Aus- wahl. „Wir unterziehen diese einer finalen Prüfung durch unsere Fachabteilung.“ Das In- stitut lege seinen Kunden offen, wie die eige- ne Bewertung und die von Feri zu den einzel- nen Produkten ausfalle. „Theoretisch können die Meinungen ein Stück weit abweichen, das kommt in der Praxis aber so gut wie nie vor“, sagt Engel. Der strengen Prüfung müssten sich hauseigene Produkte genauso stellen wie externe. Alle Phasen im Blick Generell gilt: Jedes der befragten Häuser betrachtet bei der quantitativen Analyse eine Vielzahl an Kennzahlen, Zeiträumen und Kombinationen unterschiedlicher Kennziffern. Attrax etwa beobachtet elf Kennziffern über elf Zeiträume. „So erhal- ten wir einen Überblick über das Abschnei- den in unterschiedlichen Marktphasen“, er- läutert Krekeler. „Dabei schauen wir nicht nur auf ,spannende‘ Phasen. Gerade in ,langweiligen‘ Marktphasen müssen Ma- nager Renditen erwirtschaften, die über der Marktentwicklung liegen.“ Die Hypo- vereinsbank wiederum gleicht die Rendite nicht mit einer Benchmark ab, sondern ver- gleicht nur die Leistungen der Manager in- nerhalb einer Kategorie miteinander. Die Begründung: Einen Privatanleger inter- essiere nicht, wie ein Fonds gegenüber einem Marktbarometer abschneide. Wichtiger sei es, den besten Manager einer Klasse zu identifizieren. Bei der Kennziffernauswertung gewich- ten die Experten der Institute dann die Er- gebnisse und erstellen ein Ranking je Ka- tegorie. „Dieses Ranking gibt uns einen Anhaltspunkt, welche Produkte wir dann in der qualitativen Analyse genauer anschauen“, berichtet Daniel Gastmann, Produktmanager im Bereich Wertpapier der Commerzbank. In den qualitativen Teil des Verfahrens stecken die Analysten auch den Großteil ihrer Arbeits- zeit. „Unser Prozess stützt sich zu rund 30 Prozent auf die Datenauswertung, etwa 70 Prozent hingegen entfallen auf die Analyse des Investmentprozesses, des Risikomanage- ments und auf ähnliche Kriterien“, berichtet Bernd Poegel, Leiter Fondsresearch bei Deka Investment. „Es ist unheimlich wichtig, sich nicht allein auf die Zahlen zu beziehen. Wich- tiger ist, sich den Prozess der Fondsmanager anzuschauen, um eine Vergleichbarkeit der Produkte herzustellen.“ Dabei suchen die Analysten aller Häuser gleichermaßen den Dialog mit den Portfoliolenkern. „Wir führen mit jedem Fondsmanager ein Gespräch, bevor das Produkt auf irgendeiner Auswahlliste er- scheint“, erläutert Krekeler. Meist wiederholen die Analysten diese Treffen regelmäßig, die Abstände variieren jedoch. „Bei bedeutende- ren Fonds treffen wir die Manager typischer- weise zweimal im Jahr“, berichtet Poegel von der Deka. „Sofern alles gut läuft, haben wir wenig Veranlassung, die Manager öfter zu sprechen. Es reicht in dem Fall einmal im Jahr“, meint hingegen Gastmann. „Wir haken aber besonders intensiv nach, wenn etwas in einem Fonds nicht gut läuft. Dann wollen wir das Management häufiger sprechen.“ Philosophie und Praxis Hauptaugenmerk legen alle Experten glei- chermaßen auf den Investmentprozess. „Wir klopfen dabei verschiedene Fragen ab, etwa ob tatsächlich auch die Titel im Portfolio lie- gen, die es gemäß der Anlagestrategie sein müssten. Ist das nicht so, werden wir hell- hörig“, so der Commerzbank-Analyst. „Wichtige Punkte bei der qualitativen Ana- lyse sind die Anlagephilosophie und die Konsistenz des Investment- prozesses“, bestätigt Engel. Ein Verhalten sehen die Fondsprüfer besonders ungern: wenn Manager impulsive Ent- scheidungen treffen und ihre Prinzipien da- mit über Bord werfen, sprich: wenn der Bauch anstatt der Kopf entscheidet. Eine weitere Frage der Zusammenarbeit von Research und Fondsmanagement. „Oft betonen die Gesellschaften ihr Research. Aber die besten Analysten bringen nichts, wenn die Portfoliomanager nicht auf sie hören“, so Gastmann. Auch das Risiko- management wird geprüft. Nutzen es die Manager auch tatsächlich, oder liegen die entsprechenden Daten verwaist in einem Unterordner des Rechners? Mancher Fondsanalyst lässt sich vom Portfolioma- nager daher persönlich zeigen, ob er alle Daten auf Anhieb findet. „Wir schauen uns möglichst vor Ort an, wie und wo gearbei- tet wird“, erzählt Gastmann. Dabei billige bank & fonds I bestenlisten der banken Foto: © Attrax Rolf Krekeler, Attrax: „Am Ende fällt bei fast allen Produkten nur eine Person die Entscheidung.“ Vertriebskanäle in der Zukunft Anteil am verwalteten Vermögen im Publikumsfonds- geschäft heute und in drei bis fünf Jahren (Mittelwerte) *Selbstentscheider/Direktgeschäft/Discountbroker | **Sonstige, etwa Fondspolicen Quelle: Drescher & Cie. 0 % 5 % 10 % 15 % Sonstige** Stiftungen Selbstentscheider* Family Offices SpK/VoBa §32 KWG IFAs Privatbanken Dachfonds Institutionelle Heute: 22,3 % In 3-5 Jahren: 19,9 % 16,2 % 15,6 % 13,9 % 14,5 % 13,2 % 10,7 % 11,8 % 12,8 % 7,8 % 10,7 % 5,9 % 7,9 % 5,7 % 4,0 % 1,5 % 2,2 % Heute: 2,6 % In 3-5 Jahren: 1,7 % Das Analysehaus Drescher & Cie. befragte Fondsanbieter, welche Be- deutung die verschiedenen Vertriebskanäle heute und in Zukunft haben werden. Die Banken gehören zu den Gewinnern.

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=