FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2016

292 www.fondsprofessionell.de | 4/2016 den hat, neben das Angebot der DZ Privat- bank eine hauseigene Mandatslösung zu stel- len. „Je mehr Beteiligte in den Topf greifen, umso schwieriger ist es, für den Kunden noch Performance zu erzielen – gerade auf dem aktuellen Renditeniveau“, sagt er. Dazu kommt ein anderer Aspekt: „Bei einer exter- nen Vermögensverwaltung ist es schwierig, dem Kunden zu erklären, woher die Perfor- mance genau kommt. Hausintern dagegen können wir jeden Schritt nachvollziehen.“ Anfangs stieß das Dachauer Modell bei an- deren Genossenschaftsbanken auf eher gerin- ges Interesse. „Mit Blick auf Mifid II fragen uns inzwischen aber häufiger andere Banken, wie wir beimAufbau der eigenen Vermögens- verwaltung vorgegangen sind“, sagt Overs. Volksbank Paderborn Die Volksbank Paderborn-Höxter-Detmold wählte einen ähnlichen, aber nicht den glei- chen Weg: Gemeinsam mit Willi Ernst, der seit fast 30 Jahren in der Branche arbeitet, gründete sie zu Jahresbeginn 2015 das Joint- Venture Werther & Ernst Vermögensverwalter in Bielefeld. Die Volksbank beschäftigt bereits ein 22-köpfiges Private-Banking-Team. In der „gehobenen Vermögensberatung“ war die Volksbank daher „bestens aufgestellt“, so Vor- standschef Ulrich Bittihn. Eine echte Ver- mögensverwaltung fehlte jedoch noch. Da traf es sich gut, dass Willi Ernst seine Stelle als Niederlassungsleiter des Bankhauses Lampe kündigte, um sich selbstständig zu machen. „Ich stand vor der Frage, ob ich allein eine kleine Vermögensverwaltung gründe oder das Geschäft mit einem starken Partner sehr pro- fessionell aufziehe“, sagt Ernst. Die neue Gesellschaft ist mit stolzen fünf Millionen Euro Stammkapital ausgestattet. 70 Prozent davon kommen von der Volksbank, der Rest von Ernst. „Uns war es wichtig, kei- ne 50.000-Euro-GmbH zu gründen, sondern ein Unternehmen mit einer sehr ordentlichen Substanz“, sagt er. Ernst ist alleiniger Ge- schäftsführer der Firma. „Ich agiere absolut unabhängig von der Volksbank. Sie ist strate- gischer Gesellschafter, die operative Verant- wortung liegt aber ausschließlich bei mir.“ Das Konzept kommt offensichtlich an: Kei- ne zwei Jahre nach dem Start verwaltet Wer- ther & Ernst mit zwölf Mitarbeitern bereits gut 280 Millionen Euro. Nur jeder achte Kun- de stammt von der Volksbank Paderborn- Höxter-Detmold, die meisten wurden von anderen Instituten abgeworben. Ernst: „Wenn ein Kunde von der Volksbank kommt, wird er weiterhin von seinem Relationship Manager betreut. Dafür erhält das Institut einen Teil der Vermögensverwaltungsgebühr.“ Ernst sagt, er befinde sich in Gesprächen mit anderen Volksbanken, die als Koopera- tionspartner in Frage kämen. „Ohne zu eupho- risch klingen zu wollen: Es handelt sich um eine Win-win-win-Situation“, sagt Ernst. „Der Kunde erhält eine professionelle, unabhängige Vermögensverwaltung, der Bankberater kann mit einem exklusiven Angebot punkten, und für uns bedeuten solche Kooperationen zu- sätzliches Geschäft.“ Kreissparkasse Ostalb Wiederum ähnlich und doch anders hat die Kreissparkasse (KSK) Ostalb aus Aalen die- ses Thema gelöst: Sie vermittelt seit rund zwei Jahren Kunden an die Stuttgarter Ver- mögensverwaltung Röcker & Walz. Das vor zehn Jahren von Uwe Röcker und Karl-Heinz Walz gegründete Unternehmen mit acht Mit- arbeitern und rund 300 Kunden verwaltet eine mittlere dreistellige Millionensumme in Ein- zelmandaten und den eigenen RW-Fonds. „Wir haben im Jahr 2012 begonnen, unser Private Banking aufzubauen“, sagt Alexander Rupp, Leiter dieses Geschäftsbereichs bei der KSK Ostalb. „Wichtig war uns, unseren Kun- den ein offenes Produktuniversum zu bieten. Für die Vermögensverwaltung haben wir uns mehrere Anbieter angesehen. Bei Röcker & Walz haben uns die Investmentphilosophie, die Performance und nicht zuletzt die han- delnden Personen überzeugt.“ Hat ein Kunde der KSK Interesse an dem Angebot, findet das Erstgespräch meist in Begleitung seines Private-Banking-Beraters in den Räumlich- keiten von Röcker & Walz statt. „Es hat sich herausgestellt, dass dies für die Vertrauensbil- dung sehr wichtig ist“, sagt Röcker. Auch bei dieser Kooperation teilen sich beide Seiten die Vermögensverwaltungsgebühr, die mit unter einem Prozent imMarktvergleich eher beschei- den ausfällt. „Die Sparkasse, die uns Kunden zuführt, verzichtet zunächst auf Ertrag“, sagt Röcker. „Darum habe ich es kaum glauben können, als der Vorstand mit der Idee einer solchen Kooperation auf uns zu kam. Auf der anderen Seite entlastet dieses Modell die Be- rater in der Bank. Außerdem hilft es der Spar- kasse, neues Geld und neue Kunden zu ak- quirieren und Klienten langfristig zu halten.“ Berenberg Ein anderes, ungleich größeres Haus bietet den Sparkassen ein ähnliches Modell schon seit gut 15 Jahren an: Berenberg. Die Ham- burger kooperieren mit über 100 Sparkassen im Private-Banking-Geschäft. Dabei handelt es sich nicht um eine vom Verband gesteuerte Zusammenarbeit, wie sich ob der großen Zahl der Institute vermuten ließe. „Wir schließen mit jeder Sparkasse eine individuelle Verein- barung ab“, sagt Detlef Meyer, der dieses Ge- schäft bei Berenberg verantwortet. „Darunter sind sowohl kleinere Institute, die erst mit uns begonnen haben, ein Private Banking aufzu- bauen, als auch Häuser, die groß genug wä- ren, eine eigene Vermögensverwaltung anzu- bieten, ihren Kunden aber einen unabhängi- gen Partner anbieten möchten.“ Der Name Berenberg kommt bei vermögenden Kunden gut an. Vor wenigen Wochen erst kürte die „Financial Times“ Deutschlands älteste Pri- vatbank zur „Best Private Bank in Germany“ – zum sechsten Mal in Folge. Berenberg bietet im Wesentlichen drei Dienstleistungen: eine individuelle Vermö- gensverwaltung ab 500.000 Euro, exklusive Foto: © Werther & Ernst Vermögensverwalter, Volksbank Dachau, Berenberg, Röcker & Walz Ralf Overs, Volksbank Dachau: „Die Regulierung machte die Betreuung der Kundendepots immer aufwendiger.“ Willi Ernst, Werther & Ernst Vermögensverwalter: „Ich agiere absolut unabhängig von der Volksbank.“ bank & fonds I vermögensverwaltung

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