FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2016

gen Phase an unseren Investmentthe- men und Überzeugungen festzuhalten und nicht zu versuchen, durch hektische Veränderungen unserer Grundausrich- tung eine temporäre Underperformance der Vergangenheit möglichst schnell aufzuholen. Außerdem: Auch wenn der Fondspreis seit Jahresbeginn bis Ende Oktober um zirka vier Prozent zurück- gegangen ist, so bewegt sich das alles noch klar innerhalb der von uns kom- munizierten Parameter für diesen Fonds, an denen sich ja nichts geändert hat. Denn wir halten auch künftig an unserem Performanceziel von Cash plus sieben Prozent fest. Und das gilt genau- so in Bezug auf die für den Fonds defi- nierte Schwankungsbreite, die je nach Marktentwicklung zwischen sechs und zehn Prozent liegen kann. Jake Moeller (Lipper): Wo konkret lagen Sie denn falsch mit Ihren Ent- scheidungen? Sheikh: Bei bestimmten Entwicklungen hätten wir zum Teil einfach mehr errei- chen können. Wir hatten etwa die Marktent- wicklung, wie sie sich bei bestimmten Roh- stoffen gezeigt hat, falsch eingeschätzt, wenn auch nicht dramatisch. Auch die zum Teil hohe Zyklizität in einigen Marktsegmenten hatten wir so nicht erwartet. Und in den Emerging Markets hätten wir aktiver sein müssen. Wobei das vor allem für den Bereich Emerging Market Debt gilt, in dem wir die eine oder andere Chance verpasst haben. Was dagegen die Aktienmärkte in Schwellenlän- dern betrifft, war es richtig, sich eher zurück- zuhalten, denn die Nervosität von Investoren und Märkten hat dort zuletzt für eine ver- gleichsweise hohe Volatilität gesorgt. Moeller: Ihre Anleger scheinen Ihnen ein leichtes Minus im laufenden Jahr noch nicht zu verübeln, denn von stärkeren Ab- flüssen blieb der Fonds bisher verschont. Sheikh: Wir hatten sogar deutliche Zuflüsse seit Jahresbeginn, sodass das Fondsvermögen inzwischen auf einem Rekordstand bei etwas über zehn Milliarden US-Dollar liegt. Wir waren im Grunde sogar recht gut ins laufende Jahr gestartet und haben deutlich weniger stark unter den Folgen des Brexit-Votums ge- litten als einige Mitbewerber. Ganz offensicht- lich zahlt sich zudem aus, dass wir gegenüber unseren Anlegern schon seit jeher eine extrem offene und transparente Kommunikation über die Entwicklung unserer Fonds betreiben. Das trägt sicher heute dazu bei, dass Investoren uns bei einem leichten Rückgang des Fonds- preises einfach etwas mehr Zeit geben, als sie das vielleicht bei anderen Strategien tun wür- den. Außerdem sollte man nicht vergessen, dass sich unser gesamter Bereich Multi Asset Solutions stetig weiterentwickelt. Unser An- gebot ist inzwischen zu einer regelrechten Multi-Asset-Familie angewachsen. Moeller: Was wollen Sie damit sagen? Sheikh: Dass wir inzwischen eine Palette von diversen Multi-Asset-Fonds anbieten, mit denen sich auf durchaus unterschiedliche Marktentwicklungen reagieren lässt. Deutlich wird das am Vergleich unserer beiden im Ver- triebsfokus stehenden Strategien, dem Global Macro Opportunities Fund und dem Global Income Fund. Beide basieren auf unserem makroökonomischen Rahmenwerk, setzen das aber in ihrer jeweiligen Strategie sehr unterschiedlich um. Klar erkennbar wird das an einer sehr niedrigen, zeitweise sogar negativen Korrelation zwischen bei- den Fonds. So hat der wesentlich defensiver auf- gestellte Global Income Fund mit einer Perfor- mance von 4,5 Prozent im laufenden Jahr ein durch- aus beachtliches Ergebnis erzielt. Heuser: Worauf ist der deutliche Performanceunterschied zurückzu- führen? Sheikh: Der Global Income Fund ist sehr viel betalastiger aufgestellt als unsere Makro-Fonds, weil er sehr viel stärker direktional in Aktien und Anleihen investiert. Dadurch hat der Fonds von einem allgemeinen Anstieg unterschiedlicher Märkte und Asset- klassen deutlicher profitiert als der Global Macro Opportunities. Moeller: Wo finden Sie denn noch Invest- mentmöglichkeiten in einer Zeit, da Zinsen extrem niedrig, Aktien bereits hoch bewer- tet und die Geldpolitik verzerrt ist? Sheikh: Europäische Staatsanleihen sind nach unserer Ansicht deutlich überbewertet. Ent- sprechend sind wir auf einen Rückgang der Anleihenkurse eingestellt. Wir gehen zudem nicht davon aus, dass es zu weiteren deutli- chen Zinssenkungen in Großbritannien oder einer Ausweitung der Quantitative-Easing- Maßnahmen durch die Bank of England kom- men wird, und haben uns entsprechend posi- tioniert. Und um auf der Rentenseite fehlende Erträge auszugleichen, setzen wir eher auf ausgesuchte Aktien, auch wenn die Bewer- tungen an einigen Aktienmärkten bereits stark gestiegen sind. Mit bestimmten Titeln aber lassen sich immer noch Dividendenerträge von drei oder vier Prozent erzielen. Und nicht zuletzt steht ein weiteres wichtiges Thema auf unserer Agenda, das wir „China im Über- gang“ nennen. Moeller: Was genau muss man darunter verstehen? Sheikh: Es hat nach unserer Auffassung eine Art Reset in Bezug auf die Wahrnehmung Chinas und dessen Rolle für die Weltwirt- schaft und die Finanzmärkte gegeben. Kurz Talib Sheikh: „In den Emerging Markets hätten wir durchaus aktiver sein müssen. Wobei das vor allem für den Bereich Emerging Market Debt gilt.“ 74 www.fondsprofessionell.de | 4/2016 markt & strategie I fondsmanager im kreuzverhör KREUZ VERHÖR » Wir hatten die Entwicklung, wie sie sich bei bestimmten Rohstoffen gezeigt hat, falsch eingeschätzt, wenn auch nicht dramatisch. « Talib Sheikh, J.P. Morgan AM Alle Fotos: © Sarah Weal

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