FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2016

96 www.fondsprofessionell.de | 4/2016 Zinsniveau. Daher wird der Teil der Anlage- summe, der in gewinnbringende Optionen fließen kann, immer kleiner – und die Ren- ditechancen schwinden. Die zweite Absicherungsstrategie ist etwas komplizierter. Sie basiert auf einem dynami- schen Modell, der sogenannten Constant Proportion Portfolio Insurance, kurz CPPI. Bei der CPPI-Variante wird ein Teil der An- lagesumme in Geldmarkt- oder Bundesan- leihen investiert. Der andere fließt direkt – nicht über Derivate – in risikoreichere Assets. Allerdings muss nicht der gesamte Barwert der künftigen Garantien zu jeder Zeit abgesi- chert sein. Der Fondsmanager hat daher die Freiheit, je nach Marktlage mehr Geld in fest- verzinsliche Papiere oder in riskantere Anla- geklassen zu allokieren. Die meisten KVGs haben Garantiefonds und Produkte mit Wertsicherung im Portfolio, die nach dem CPPI- Modell gestrickt sind. Oft arbeiten die Fonds mit Höchststandsgaran- tien. In regelmäßigen Abständen wird dabei geprüft, ob der Anteils- wert einen neuen Höchststand er- reicht hat. Ist das der Fall, wird zu- gesagt, dass zum nächsten Stichtag zumindest dieser Betrag ausgezahlt werden kann. Seit einigen Jahren finden sich solche Fonds zuneh- mend auch in fondsgebundenen Lebens- und Rentenpolicen. „Unter den Garantiefonds sind diese dynamischen Hybridproduk- te die einzigen, die noch gute Per- formancechancen bieten“, sagt Ferdinand Haas. „Daher lösen wir sie natürlich nicht auf“, erklärt er. Ebenso belässt die Deutsche AM Produkte mit Vollgarantien und kurzen Laufzeiten sowie Teilgarantiefonds am Markt. „Neue Fonds dieser Art werden wir aber nicht auflegen“, sagt Haas. Die Magerzinsen spre- chen einfach dagegen. Wie die Deutsche AM hat auch der zentrale Fondsdienstleister der Sparkassen, die Deka, vor geraumer Zeit die Neuauflage von Garan- tiefonds eingestellt. „Eine Garantie kostet natürlich“, sagt Bernd Poegel, Leiter Fonds- research, Fondsdaten und Info-Analyse bei der Deka. „Früher war es durch die laufenden Erträge aus der Rentenanlage möglich, die Sicherung zu tragen“, erklärt Poegel. Im heu- tigen Umfeld mit niedrigen Zinsen sei das so nicht mehr abzubilden. „Wir müssen daher die Sicherungsschwellen senken, beispiels- weise auf 90 Prozent“, sagt Poegel. Sein Haus setzt deshalb bei bestehenden Produkten schrittweise die Garantieschwelle herunter, sofern Sicherungsperioden auslaufen. Kein Spielraum mehr Als letzter der großen Anbieter hat sich Union Investment von der Neuauflage von Garantiefonds verabschiedet. Die Genossen hatten noch recht lange neue Produkte auf den Markt gebracht. Doch auch dieses Haus sieht inzwischen keinen Spielraum mehr. „Die sta- tische, derivatebasierte Variante von Garantie- fonds legt Union Investment im Publikums- bereich aktuell nicht auf“, sagt Ikram Yaya, Senior Portfolio Manager im Multi-Asset-Be- reich von Union Investment. Das Zinsumfeld sei zu unattraktiv. „Die niedrigen Zinsen hät- ten ein zu geringes Startbudget zur Folge“, er- klärt Yaya. Bei der Konstruktion eines Fonds müsste das Haus die Sicherungsschwellen so niedrig ansetzen, dass der Schutzmechanis- mus für Privatanleger kaum noch interessant wäre. Das lohne sich nicht. Doch in Zeiten mickriger Zinsen auf Spar- einlagen und hoher Schwankungen an den Kapitalmärkten wünschen sich gerade Privat- anleger Produkte, die Sicherheit und Rendite kombinieren. Um der erhöhten Nachfrage Rechnung zu tragen, hat Union Investment einen anderen Weg eingeschlagen. Es geht nicht mehr um Garantien „Die Tendenz geht in Richtung Wertsiche- rungsfonds“, erläutert Yaya. Der Unterschied zu einem Garantiefonds liege darin, dass es per se keine juristische Garantie gibt. „Dies gestaltet das Produkt aus Kostensicht attrak- tiver“, so Yaya. Ganz ähnlich handhabt es auch die Deka. „Wir sprechen häufig nicht mehr über eine Ga- rantie. Nun geht es um eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit, mit der über einen gewissen Zeitraum Kapital erhalten werden soll“, sagt Poegel. Statt sich selbst zu ver- pflichten, demAnleger das einge- setzte Kapital zurückzuerstatten, wollen die Anbieter nunmehr unverbindlich danach streben, Vermögen zu erhalten. Ähnlich wie bei Garantiefonds gibt es auch bei wertgesicherten Produkten ohne Garantie zahlrei- che Spielarten. Die einfachste ist der Erhalt des Kurses bei Auflage. markt & strategie I wer tgesicher te fonds Foto: © Union Investment, Deutsche AM Ikram Yaya, Union Investment: „Die Tendenz geht derzeit zu Wertsicherungsfonds.“ Ferdinand Haas: „Wir bieten nicht einen einzigen Fonds mit Wertsicherung an.“ Erzwungene Trendwende Nettomittelaufkommen wertgesicherter Fonds in Milliarden Euro Viele der einst beliebten Garantiefonds laufen aus, neue werden kaum aufgelegt. Das spiegelt sich in hohen Mittelabflüssen der Kategorie wider. *per Ende August | Quelle: BVI -5 -4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4 5 6 7 8 Mrd. Euro Mrd. Euro 2016* 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008 2007 2006 6,12 Mrd. Euro 4,39 Mrd. Euro -4,61 Mrd. Euro -1,46

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=