FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2017

I m Rückblick scheint der Werdegang der diesjährigen „Fondspersönlichkeit des Jahres“ geradezu programmiert gewesen zu sein. Dafür spricht, dass der in Wipperfürth im Bergischen Land geborene Bert Flossbach schon als 15-Jähriger den Kurschart von BMW auf Millimeterpapier gezeichnet hat. Dass er sich nach dem Abitur Anfang der achtziger Jahre für ein BWL-Studium an der Kölner Uni entschieden hat, war dann wohl nur folgerichtig. Am dortigen Bankenlehrstuhl traf er sich schon während der Studienzeit ein- mal pro Woche mit einer Handvoll anderer Wirtschaftsstudenten, um ein Echtgelddepot von 100.000 D-Mark zu verwalten. Und das schon damals mit so beachtlichem Anlage- erfolg, dass er sich gleich zwei Autos leisten konnte, neben einem Käfer-Cabrio auch einen damals beliebten, aber seltenen Honda CRX. Den vermeintlichen Nachteil, dass diese Anlageerfolge auch sei- nem eigenen Vater nicht verborgen geblieben sind, der ihm postwen- dend den monatlichen Scheck strich, interpretierte der Preisträger schon damals als eigentlichen Vorteil, als er dazu einmal gesagt hat: „In dem Moment habe ich gemerkt, was finanzielle Unab- hängigkeit wirklich bedeutet.“ Doch der Ausnahme-Fonds- manager, der manchmal regelrecht wie ein Getriebener wirkt, wollte mehr als den üblichen Weg. Also hat er es nicht beim Diplom belassen und ging nach Innsbruck, um an der dortigen Universität über Portfolio- managementkonzepte zur Verwal- tung von Privatkundenvermögen zu promovieren. Deshalb war es im Grunde nur konsequent, dass er Ende der 1990er Jahre bei der Münchner Matuschka- Gruppe anheuerte, um vermögende Privat- anleger und institutionelle Investoren zu be- treuen. Allerdings hielt es ihn nur drei Jahre in Bayern, dann lockte die erste wirkliche Herausforderung: Gemeinsam mit seinem heutigen Geschäftspartner Kurt von Storch baute Flossbach in den 90er-Jahren für den damaligen US-Investmentprimus Goldman Sachs von Frankfurt aus das hiesige Geschäft mit vermögenden Privatkunden auf. Bei allen Erfolgen für die US-Investment- bank: Der Drang zur Unabhängigkeit ließ ihn nicht los. Und so gründete er 1998 gemein- sam mit von Storch die eigene unabhängige Vermögensverwaltung namens Flossbach von Storch in Köln. Den ganz großen Durchbruch hatte der diesjährige Preisträger mit dem heu- tigen Flaggschiff des Unternehmens, dem ver- mögensverwaltenden Mischfonds FvS Multi- ple Opportunities, der in vielerlei Hinsicht ein- fach anders ist als die meisten Produkte in die- sem Segment. Immer schon deutlich aktienlastiger als die Konkurrenz und gern angereichert mit einem gehörigen Schuss Investments in Gold, räum- te dieses Vorzeigeprodukt in den Folgejahren gewissermaßen eine Auszeichnung nach der anderen ab. Mit diesem sehr eigenen Ver- ständnis von Vermögensverwaltung, bei der die Aktienanlage eine mehr als wesentliche Rolle spielt, hat der Ausgezeichnete einen einzigartigen Investmentstil entwickelt, der ihn hierzulande zu einem der bedeutendsten Wegbereiter von Multi-Asset-Strategien ge- macht hat. Inzwischen beschäftigt die Kölner Vermögensverwaltung, die im kommenden Jahr ihr 20-jähriges Bestehen feiert, fast 180 Angestellte, die heute ein mittlerweile auf rund 35 Milliarden Euro angewachsenes Ge- samtvermögen für private und institutionelle Kunden verwalten. Aber Flossbach und seine Partner haben es nicht bei der Konzentration auf das Thema unabhängige Vermögensverwaltung und beimAbliefern herausragender Anlageergeb- nisse belassen. Mitte 2014 folgte die Grün- dung eines eigenen, hochkarätig besetzten Research-Instituts, eine Art Denkfabrik, die sich in der Lücke zwischen absatzbezoge- nem, kommerziellem Research und der freien Analyse in rein akademischer Forschung posi- tioniert hat. Doch auch damit wollten die Leute um Bert Flossbach es nicht bewenden lassen. Mit einer eigens gegründeten Aka- demie sind die Kölner vor Kurzem angetreten, der in Deutschland immer noch vorhandenen Zurückhaltung in Bezug auf die Anlage in Investmentfonds entgegenzutreten. Man wolle der Tatsache, dass es hierzulande nach wie vor an einer Investmentkultur fehle, wie sie in anderen Ländern durchaus zu finden sei, durch profunde Aus- und Weiterbildung etwas entgegensetzen, indem man Finanz- berater sowie Mitarbeiter von Vermögensver- waltungen und Banken durch thematisch umfassende Weiterbildungsseminare „Mifid- II-fit“ machen werde, hieß es dazu. HANS HEUSER | FP „Das Warten auf die große Zinswende können Sie sich schenken“, er- klärte Bert Flossbach bei der Preisübergabe wäh- rend der Sauren Golden Awards 2017. Denn eine Zinswende, die diesen Namen auch wirklich verdiene, werde nicht kom- men. 112 www.fondsprofessionell.de | 3/2017 sauren golden awards 2017 I fondspersönlichkeit des jahres Foto: © Christoph Hemmerich Ein Höhepunkt der Sauren Golden Awards ist die Auszeichnung der „Fonds- persönlichkeit des Jahres“. Diesmal wurde ein Ausnahmemanager geehrt. Bedeutender Wegbereiter Die Auszeichnung und die Jury Die „Fondspersönlichkeit des Jahres“ wird regelmäßig von Sauren Fonds Research im Rahmen der Sauren Golden Awards gekürt. Mit dem Ehrentitel soll einer Person gedankt werden, die sich in besonderer Weise um die Fondsidee ver- dient gemacht hat. Gewählt wird sie von einer unabhängigen Jury aus Kennern der Branche. Neben Eckhard Sauren selbst gehören dieser Jury auch Björn Drescher , Mit- begründer von Drescher & Cie., sowie FONDS professionell Herausgeber Hans Heuser an.

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