FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2017
142 www.fondsprofessionell.de | 3/2017 markt & strategie I dachfonds mit faktor-etfs Foto: © Fotolia | Tim A us der Not eine Tugend machen – so könnte Felix Brauns Leitsatz lau- ten. Der studierte Physiker ar- beitete mehrere Jahre in anspruchs- vollen Projekten für große Unterneh- mensberatungen. Da er neben sei- nem stressigen Job kaum noch Zeit besaß, sich um die Anlage des Familienvermögens zu küm- mern, suchte er Unterstützung. „Bei dem, was die Banken anbo- ten, ergab sich eine gewisse Frus- tration. Ich suchte jemanden, der mich durch die verschiedenen Zyklen begleitete“, so Braun. „Bei Krisen fühlte ich mich jedoch allein gelassen, denn es kam kein Anruf vom Berater.“ Daraufhin gründete er gemein- sam mit seinem Kollegen Marc Viebahn, einem gelernten Banker, kurzerhand das Unternehmen A.IX Capital. Die Düssel- dorfer Firma lancierte Anfang vergange- nen Jahres den A.IX Faktor Fonds, einen vermögensverwaltenden ETF-Dachfonds. Faktormodell Während die meisten ETF-Dachfonds – beispielsweise der Deutsche Bank Best Allo- cation Balance, der mit fast drei Milliarden Euro zu den Schwergewichten dieses Seg- ment zählt – überwiegend auf marktkapitali- sierungsgewichtete Indizes setzen, geht A.IX andere Wege: Die Rheinländer wenden das Faktoranlagenmodell an, das Anfang der 1990er-Jahre durch die späteren Nobelpreis- träger Eugene Fama und Kenneth French be- kannt wurde. Die beiden Portfoliotheoretiker glauben, dass man mit Aktien, die bestimmte Eigenschaften besitzen, eine Risikoprämie er- wirtschaften kann. So sollten beispielsweise Nebenwerte eine zusätzliche Prämie erzielen, da davon auszugehen ist, dass die Anlage in kleinere Werte mit einem höheren Risiko ver- bunden ist, das auf lange Sicht mit einer höheren Rendite entlohnt werden muss. Der weltweit investierende A.IX Faktor Fonds setzt auf insgesamt vier Faktoren, die jeweils zu gleichen Anteilen berücksichtigt werden. Neben Nebenwerten konzentrieren sich die Düsseldorfer auch auf Indizes, die unterbewertete Aktien („Value“) oder Papiere mit einem positiven Trend („Momentum“) ab- bilden. Des Weiteren vertrauen Braun und Viebahn auf Titel mit geringen Kursschwan- kungen („Low Vola“). Mit dieser Auswahl möchten sie höhere Renditen als die Standard- indizes erwirtschaften. Auch Starcapital aus Oberursel setzt seit dem vergangenen Jahr mit einem Multi-Fak- tor-Fonds auf smartere Indizes, die nicht eins zu eins den Markt abbilden. Je nach Markt- umfeld wechseln dabei jedoch die Faktoren. „Wir steuern die Allokation der Faktoren im Zeitverlauf aktiv“, erklärt Fondsmanager Markus Kaiser. „Nur diejenigen Faktor-ETFs mit der höchsten positiven Trendstärke quali- fizieren sich für das Portfolio – und das nur dann, wenn sie auch einen absolut positiven Trend aufweisen können.“ Umstrittener Ansatz Dass smartere Indizes eine bessere Perfor- mance als ihre marktkapitalisierungsgewich- teten Pendants liefern, ist in der Branche um- stritten. Dirk Söhnholz, Gründer des Fintechs Diversifikator, übt Kritik am aktuell vielfach beworbenen Faktoranlagenmodell. „Es wer- den entweder Produkte mit besonders ‚guten‘ Faktoren angeboten oder auf Multi-Fak- tor-Portfolios gesetzt. Allerdings sind Faktorperformances relativ stark von den analysierten Zeitperioden ab- hängig“, so der ehemalige Ge- schäftsführer von Veritas Invest- ment. „Small Cap hat zum Bei- spiel ebenso wie Value lange Jahre nicht sehr gut performt. Und ob Multi-Faktor-Portfolios besser sind als Multi-Asset-Portfolios, ist noch zu zeigen.“ Söhnholz zufolge sollten Anleger nicht erwarten, mit Faktor-ETFs auf Dauer eine attraktive Outperformance gegenüber klassischen Indizes zu errei- chen. „Wer in Zeiten von guten Renditen für Mid Caps auf Small-Cap-Faktor-ETFs setzt, kann schnell enttäuscht werden“, sagt er. Söhnholz vertraut bei seinem Diversifikator-Konzept lieber auf ein gleichgewichtetes und breit gestreutes Weltmarktportfolio. Auch eine Ende Juli von Morningstar veröffentlichte Analyse zu Smart-Beta-ETFs kratzt am Image des Faktorkonzepts. „Die Fonds sind keine klare Verbesserung gegen- über ihren marktgewichteten Konkurrenten“, so Analyst Ben Johnson. Sie würden, genau wie ETFs auf klassische Indizes, „Phasen einer relativen Out- als auch Underperfor- mance bieten“. Voll digitalisiert Beim Management des A.IX -Fonds ver- zichten die Betreiber vollständig auf den menschlichen Faktor. „Wir haben den kom- pletten Anlageprozess digitalisiert“, so Grün- der Braun. „Mithilfe unserer selbst program- mierten Software läuft alles automatisch ab, von der Asset Allocation über das Rebalan- cing bis hin zur Ordergenerierung.“ Ob in Aktien, Anleihen oder in Cash angelegt wird, bestimmt in Düsseldorf eine Software, die his- torische Kursdaten analysiert und daraus Trends erkennen und Kauf- und Verkaufs- signale ableiten soll. Je nach Marktmomen- tum kann dabei die Aktienquote zwischen null und 100 Prozent variieren. Im August waren Aktiv mit passiven Fonds Ein junges Unternehmen aus dem Rheinland setzt auf ein Trendfolgemodell mit Faktor-ETFs – und kommt dabei größtenteils ohne menschliches Zutun aus. Sogenannte Faktoren wie „Value“, „Small Cap“ oder „Momentum“ lassen sich über ETFs in Depots und Dachfonds holen.
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