FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2017
158 www.fondsprofessionell.de | 3/2017 markt & strategie I fondstipps D ie Zahl der Kommentare, die vor einer Blase an den Rentenmärkten warnen, nimmt nicht ab. Ende Juli meldete sich sogar der langjährige Fed-Chef Alan Green- span zu Wort. Nach Einschätzung des 91-Jäh- rigen sind die langfristigen Realzinsen viel zu tief, um nachhaltig sein zu können. Für den Fall eines überraschenden Renditeanstiegs drohen hier Kursverluste. Greenspan steht mit dieser Einschätzung nicht allein, sehr viele Beobachter kommen zu ähnlichen Ergeb- nissen. Allerdings hört man diese Warnung inzwischen schon etliche Jahre, und Anle- ger, die aktuell Investitionsbedarf haben, kommen kaum umhin, zumindest einen Teil ihres Kapitals in Anleihen zu stecken. Um herauszufinden, welche Produkte Investoren und Berater im Bond-Bereich derzeit bevorzugen, hat der US-amerikani- sche Asset Manager Franklin Templeton kürzlich 400 seiner europäischen Kunden befragt. Das Ergebnis: Bis 2020 sieht man bei europäischen Unternehmensanleihen, deren Bonität unterhalb des Investment- status liegt, am meisten Potenzial. Euro- Staatsanleihen kommen für die Umfrage- teilnehmer hingegen nicht in Betracht. Diese Aussagen decken sich mit der aktuellen Marktstatistik. Laut der Mittelzu- und -ab- fluss-Statistik von Mountain View flossen im August knapp sieben Milliarden Euro in Ren- tenfonds mit Schwerpunkt auf Unternehmens- anleihenfonds. Seit Jahresbeginn wurden hier schon 8,8 Milliarden Euro angelegt – der höchste Wert seit 2013 (9 Mrd. Euro). Auch die Anlageempfehlungen von Seiten der Fondsanbieter tendieren in diese Richtung, wobei der Anteil der empfohlenen Anleihen- fonds im Vergleich zum zweiten Quartal nur um knapp zwei Prozentpunkte auf 21 Prozent gestiegen ist. Ein genauer Blick auf die Liste der Tipps zeigt, dass sich die befragten Fonds- häuser den Gegebenheiten amAnleihenmarkt angepasst haben – und zu Produkten raten, die noch Renditen erwarten lassen. Risk-off bei Bondfonds In der Liste selbst findet sich mit dem 2003 lancierten Franklin European Total Return auch ein Anleihenfonds des Umfrageinitiators Franklin Templeton. Fondsmanager David Zahn agiert hier inzwischen deutlich vorsich- tiger: „Da wir in Staatsanleihen aus den euro- päischen Kernländern und in Kreditspreads mit ihren aktuellen niedrigen Rendite- und Spreadniveaus keinen Wert finden, halte ich es für ratsam, Gewinne mitzunehmen und das Risiko zu verringern.“ Im Vergleich zum Vor- jahr wurde der Anteil an High-Yield-Titeln von 15 auf ein Prozent verringert. Besondere Bedeutung misst Zahn dem Durationsma- nagement bei: „In der heutigen Zeit mit ihrer beispiellosen Zentralbankpolitik halten wir ein aktives Durationsmanagement für wesentlich, um Marktveränderungen ausnutzen und das Anlegerkapital schützen zu können.“ Der Franklin European Total Return ist an keine Benchmark gebunden, in den letzten fünf Jahren verdienten Anleger mit dem Fonds 4,78 Prozent per annum. Konjunktur stützt High Yields Für Gershon Distenfeld, High-Yield- Debt-Direktor bei der Fondsgesellschaft Alliance Bernstein (AB), steht die Ampel bei Unternehmensanleihen noch nicht auf Rot. Zwar sei die Nachfrage der Anleger nach Unternehmensanleihen auf dem höchsten Stand seit Beginn der globalen Finanzkrise vor rund zehn Jahren, und Anleger sollten sich wegen der Notenbank- politik in den kommenden Monaten auf Volatilität gefasst machen. „Investoren soll- ten sich deshalb jedoch nicht gleich kom- plett aus hochverzinslichen Anleihen zu- rückziehen – gerade Unternehmensanlei- Foto: © Fotolia Umfragen und Marktstatistiken zeigen, dass Hochzinsanleihen gesucht sind. Sie bieten zwar vergleichsweise hohe Renditen, sind dabei aber nicht ungefährlich. Jagd auf die letzten Renditen Wer festverzinsliche Papiere kaufen will oder muss, befindet sich in einem Dilemma. Nennenswerte Erträge bieten nur mehr hochverzinsliche Schuldtitel. Ob deren Risiko noch entsprechend abgegolten wird, ist jedoch fraglich. Anleihenfonds im Vergleich Der UBAM Global High Yield Solution lässt den Branchenschnitt von High-Yield-Anleihenfonds klar hinter sich. Quelle: Mountain View 2014 2013 ’12 2015 2016 2017 0 % 4 % 8 % 12 % 20 % 16 % 24 % 28 % 32 % 36 % n Index Anleihen High Yields n Franklin European Total Return Fund n UBAM Global High Yield Solution
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