FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2017
174 www.fondsprofessionell.de | 3/2017 sachwerte I geschlossene fonds Foto: © Fotolia | kulyk, Fotolia |davis D er Mensch neigt dazu, schlechte Nach- richten zu ignorieren beziehungsweise zu verdrängen. Psychologen und Ver- haltensforscher kamen in vielen Experimenten zu dem Ergebnis, dass wir tendenziell bevor- zugt gute Nachrichten bei der Einschätzung zukünftiger Entwicklungen berücksichtigen – und zwar auch dann, wenn es um Finanzthe- men geht. Anders wäre auch nicht erklärbar, warumAnleger immer wieder auf übertriebe- ne Renditeversprechen hereinfallen und War- nungen vor dubiosen Geschäftspraktiken ge- flissentlich ignorieren. Grundsätzlich scheint bei der Geldanlage die Unvernunft zu domi- nieren: Gold, Aktien und Immobilien sind bei Privatanlegern immer dann am beliebtesten, wenn ihr Kurs schon jahrelang gestiegen ist. Überzogene Kritik Aber da es keine Regel ohne Ausnahme gibt, findet man auch hier Gegenbeispiele. In Deutschland gilt dies derzeit für den Sach- wertinvestmentmarkt. Hier scheinen die Vor- zeichen vertauscht zu sein. Sachwertinvest- ments, so die kollektive Wahrnehmung, sind per se nicht mit den Anlagezielen Sicherheit und Kapitalerhalt vereinbar und überdies deut- lich riskanter als Aktien oder Investmentfonds. Diese Haltung ist zwar historisch erklärbar, aber dennoch falsch. Positive Performance Bei der teilweise gerechtfertigten Kritik wird nämlich in der Regel außer Acht gelas- sen, dass der Beteiligungsmarkt heute streng reguliert ist und sich die Anbieter neu aufge- stellt haben. Das gilt insbesondere für die Ini- tiatoren der voll regulierten alternativen In- vestmentfonds (AIF). Sie sind so gemanagt und verwaltet, dass Misswirtschaft und Betrug nicht mehr so leicht möglich sind und vor allem im Fall der Fälle nicht mehr so lange unentdeckt bleiben. Trotzdem halten sich Ver- trieb und Anleger mit neuen Sachwertinvest- ments zurück. Laut BVI sammelten die ge- schlossenen Publikumsfonds im ersten Halb- jahr 2017 unterm Strich nur 200 Millionen Euro ein. Vor der Krise machten die großen Emissionshäuser diesen Umsatz mit Leichtig- keit in weniger als einem Monat, heute droht die Branche an ihrem schlechten Image zu zerbrechen. Die Scheu vor Sachwertinvestments ist nicht unbedingt notwendig. Anleger können, wie FONDS professionell mehrfach berichtet hat, mit den richtigen Fonds durchaus gutes Geld verdienen. Nach der Auswertung der Er- gebnisse der aufgelösten Fonds im Mai (siehe FONDS professionell 2/2017, Seite 152) hat sich die Redaktion nun die Performance der laufenden Fonds angesehen. Eine Steilvorlage liefert die Deutsche Bundesbank: Laut ihrer Statistik haben geschlossene inländische In- vestmentfonds in diesem Jahr von Januar bis inklusive Juli Erträge in Höhe von 2,18 Mil- liarden Euro ausgeschüttet. Dieses Ergebnis bezieht sich auf eine Basis von rund 3.500 Fonds mit einem platzierten Eigenkapital von rund 110 Milliarden Euro. Auf das Gesamt- jahr hochgerechnet beträgt der Ertrag auf das eingesetzte Eigenkapital dieses Jahr voraus- sichtlich rund 3,4 Prozent. FONDS professionell hat für eine eigene Auswertung mit Unterstützung von Efonds eine redaktionelle Stichprobe erstellt. Sie be- steht aus 624 Fonds, die von 1971 bis 2016 aufgelegt und unabhängig von Anbietern, Volumen und Assets ausgewählt wurden. Zen- trales Kriterium für die Auswahl war, dass die Fonds bislang kumuliert zumindest 50 Pro- zent ausgeschüttet haben. Alle Auszahlungen beziehen sich auf das von den Anlegern ein- gesetzte Eigenkapital. Große Stichprobe Das Gesamtinvestitionsvolumen der reprä- sentativen Stichprobe beträgt etwa 35 bis 37 Milliarden Euro. Die Eigenkapitalquote über alle Fonds hinweg liegt bei rund 55 Prozent, die Anleger haben also insgesamt 19 bis 20 Milliarden Euro in diese Beteiligungsmodelle investiert. Das durchschnittliche Fondsvolu- men beträgt rund 57 Millionen Euro. Mit der Stichprobe ist etwa ein Fünftel des transpa- renten Marktes abgedeckt. Vermögensanlagen wie Direktinvestments und Genussrechte sind nicht berücksichtigt. Außen vor bleiben naturgemäß auch the- saurierende Fonds, die ihre Gewinne reinves- tieren. Darum ist beispielsweise RWB, der Marktführer bei Private-Equity-Dachfonds, nicht in den Toprankings vertreten. Dessen Geschlossene Fonds gelten zu Unrecht als Geldvernichter. Viele schütten während der Laufzeit ordentlich aus, wie eine exklusive Auswertung zeigt. Erfreulicher Zwischenstand Guter Halbzeitstand: Die Heimmannschaft führt. Ähnlich ist es bei Dutzenden geschlossenen Fonds. Abgerechnet wird zwar erst zum Schluss, aber schon heute zeichnet sich bei vielen Beteiligungsmodellen ein Erfolg ab.
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