FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2017
196 www.fondsprofessionell.de | 3/2017 vertrieb & praxis I bestseller im fondsver trieb Foto: © Fotograf Joe Mortensen W irklich überraschend ist es nicht, wer in den ersten sechs Monaten dieses Jahres die Bestsellerlisten im freien Fondsvertrieb dominiert hat: Flossbach von Storch mit dem FvS Multiple Opportunities. Angesichts der hochprofessionellen Arbeit des Kölner Vermögensverwalters auf allen Ebe- nen – egal ob imAsset Management, im Ver- trieb oder im Kundenservice – erstaunt das nicht. Ganz so gut wie noch im vergangenen Jahr läuft es für Bert Flossbach und seine Kol- legen allerdings nicht mehr. Der Flaggschifffonds verlor kürzlich seinen fünften Stern bei Morningstar, was auf die zu- letzt vergleichsweise ernüchternde Perfor- mance zurückzuführen ist (lesen Sie auch den Beitrag auf Seite 78). Auch der Absatz über den freien Fondsvertrieb läuft nicht mehr so gut wie früher: Im ersten Halbjahr ver- buchte der FvS Multiple Oppor- tunities 7,6 Prozent der Netto- mittelzuflüsse in die Topseller auf sich, nur halb so viel wie im zweiten Halbjahr 2016. Bei neun Maklerpools und anderen Vertrieben, die sich an der FONDS pro- fessionell Erhebung beteiligen, tauchte das Flossbach-Flagg- schiff in den Top 20 auf. Im Vorjahr wur- de der Fonds noch 13- mal genannt. Aber das ist natür- lich Jammern auf ho- hem Niveau. Über alle Vertriebskanäle hinweg flossen der Original- strategie, dem FvS SICAV Multiple Opportu- nities, im ersten Halbjahr stolze 775 Millionen Euro zu, geht aus Zahlen des Branchenver- bandes BVI hervor. Die international vertrie- bene Kopie, der FvS Multiple Opportunities II, sammelte sogar 1,1 Milliarden Euro ein. Von solchen Zuflüssen können andere Häu- ser nur träumen – mit einigen Ausnahmen. Die Deutsche Asset Management beispiels- weise hat ebenfalls zwei Topseller im Ange- bot, die sich großer Beliebtheit erfreuen, so- wohl im freien Vertrieb als auch über Banken und Versicherer. Der Deutsche Concept Kal- demorgen beispielsweise hat sich im FONDS professionell Ranking nahe an den Multiple Opportunities herangerobbt (siehe Grafik und Tabelle nächste Seite). Den BVI-Zahlen zu- folge vertrauten Anleger aus Deutschland dem Fonds allein im ersten Halbjahr fast 1,8 Mil- liarden Euro an. Nordea rutscht ab Weitere 690 Millionen Euro konnte die Deutsche AM in den ersten sechs Monaten dieses Jahres mit dem DWS Top Dividende einsammeln. Einen Teil dazu trugen die unabhängigen Fondsvermittler bei: Der fast 20 Milliarden Euro schwere Fonds von Thomas Schüßler steht in der aktuellen Top- sellerauswertung auf Rang vier. Ein anderer Fonds, der zuvor drei Jahre lang bei Finanzberatern hoch im Kurs stand, ist im aktuellen Ranking dagegen nicht mehr zu finden: der Nordea Stable Return. Überra- schend ist das allerdings nicht, schließlich schickte Nordea den Allwetterfonds nach milliardenschweren Zuflüssen in den „Soft Close“, um die Investmentstrategie nicht ver- wässern zu müssen. Seit September 2016 nimmt der Fonds keine neuen Anleger mehr an. Bestandskunden dürfen in einem gewissen Rahmen neue Anteile zeichnen. Seither ist das Volumen des Fonds nur minimal gestiegen (siehe auch das Interview mit Nordea-AM- Chef Nils Bolmstrand ab Seite 242). Unter den 20 Bestsellern im freien Vertrieb sind dafür andere Fonds zu finden, die eben- falls versuchen, den Zustrom an frischem Geld zu bremsen. Auf Platz fünf beispielsweise steht der Mischfonds 4Q ‐ Special Income von TBF Global Asset Management. Unter- nehmensgründer Pe- ter Dreide verhängte Ende Juni einen Soft Close, nachdem das Portfolio auf mehr als 440 Millionen Euro angewachsen war. In der nächsten Auswertung dürfte der Fonds zumindest nicht mehr so weit oben auf der Topsellerliste zu finden sein. Trotz Soft Close weit oben Interessant ist in diesem Zusammenhang, welcher Fonds auf Position 15 des Halb- jahresrankings steht: der Frankfurter Aktien- fonds für Stiftungen, der von Shareholder Value Management verantwortet wird. Eigent- lich nimmt dieser Fonds, der große Positionen in Nebenwerten einnimmt, schon seit April 2016 kein Geld neuer Anleger mehr an. Damals verwaltete der Fonds rund 1,5 Milli- arden Euro, inzwischen sind es rund zwei Milliarden – das Volumen ist seither also im- merhin um ein Drittel gestiegen. Ein Hinweis darauf, dass der Soft Close nicht richtig funk- tioniert? „Ein guter Teil des Volumenwachs- Erstaunlich viele Fonds auf der aktuellen Topsellerliste stecken im „Soft Close“. Flossbach von Storch dominiert das Ranking weiterhin – aber nicht mehr so klar. Den Deckel draufhalten Manch- mal ist der Geldtopf zu gut gefüllt, was die Fondsstrategie zu spren- gen droht. Dann muss der Anbieter die Zuflüsse drosseln. Die Umfrage Halbjährlich ermittelt FONDS professionell, welche Investmentfonds in den zurückliegenden Monaten den freien Finanzvertrieb, gemessen an den Nettomittel- zuflüssen, dominiert haben. Die Liste ihrer Top-Produkte vom 1. Januar bis 30. Juni 2017 stellten die Makler- pools BCA, Fonds Finanz, Fondskonzept, Fondsnet, Jung, DMS & Cie., Komm, Netfonds, Top Ten sowie WWK und die Fondsvertriebe Comdirect sowie BNP Paribas (Consorsbank und DAB) zur Verfügung.
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