FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2017
240 www.fondsprofessionell.de | 3/2017 mittelaufkommen schwenkt in Richtung ETFs und weg von aktiven Managern“, pflichtet Branchenkenner Klimek bei. Bei ETFs sind die Gebühren weitaus geringer, die Margen hauchdünn. Auch ein großes Volumen spielt nur vergleichsweise wenig Gewinn ein. Der bei den Indexfolgern ausgebrochene Preiskampf strahlt auch auf die aktiven Ma- nager ab. „Die Gebühreneinnahmen sinken wegen des Konkurrenzdrucks durch günstige ETFs“, hält Klimek fest. „Im Großen und Ganzen geht es darum, dass das verwaltete Vermögen zwar klettert, dabei aber weniger Profit abfällt“, resümiert Brent Beardsley, einer der Autoren der BCG-Studie. „Wir haben einen Wendepunkt erreicht.“ In den USA nähert sich der Anteil, der in Indexfolgern steckt, der Marke von 20 Pro- zent des insgesamt in Publikumsfonds verwal- teten Vermögens. In Europa sind es nicht ein- mal vier Prozent, zeigt eine Marktanalyse von Deutsche Bank Research. Der alte Kontinent dürfte jedoch rasant aufholen. Denn Ein- schränkungen bei Vertriebsprovisionen in Ländern wie Großbritannien, den Niederlan- den oder der Schweiz rauben aktiven Fonds den Verkaufsvorteil – und lassen ETFs für Be- rater oft als die einfachere Wahl erscheinen. Fieberhaft Lösungen gesucht Zudem wird die sich abzeichnende Zins- wende ihren Tribut zollen. Die Unterneh- mensberatung McKinsey schätzt, dass ein Zinsanstieg um einen Prozentpunkt den Gewinn der Fondsanbieter um 16 Prozent schrumpfen lässt. Das Geschäft mit Anleihen macht rund die Hälfte des verwalteten Ver- mögens in der Branche aus. Stark rückläufige Erträge aus diesem Bereich müssen die Fondshäuser irgendwie ausgleichen. Neben der Einnahmen- dürfte zuneh- mend auch die Ausgabenseite der An- bieter unter Druck geraten. Die Kosten durch die Regulierung steigen. „Das sind trübe Aussichten, nicht zuletzt für die großen, in den klassischen Anlage- klassen breit aufgestellten Investment- häuser“, folgert Klimek. Das schlägt sich auch im Aktienkurs nieder. Unter den besten 20 Fondsanbietern in Kli- meks Index waren 2016 mit Blackrock und Amundi nur zwei breit aufgestellte globale Häuser zu finden. „Den Gesell- schaften, die keinen dauerhaften Vor- sprung in irgendeinem Feld aufbauen, wird es schwerfallen, zu überleben“, sagt BCG-Seniorpartner Beardsley. Die Vorstände der großen Fondsgesellschaf- ten suchen daher fieberhaft nach Lösungen. Ein Weg ist, der Konkurrenz auf gleichem Feld zu begegnen – und selbst in das ETF- Geschäft einzusteigen. Diesen Weg wählte etwa Invesco, das seinem passiven Ableger Powershares jüngst noch den Anbieter Source hinzufügte. Daneben setzten auch die Tradi- tionshäuser Fidelity und Franklin Templeton Passiv-Sparten auf. „Selbst ETFs aufzulegen muss nicht die einzige Möglichkeit für aktive Manager sein“, meint Klimek, einstmals Deutschland-Chef von Invesco. Ein weiterer Weg, um in dem anspruchs- vollen Umfeld zu bestehen, sind Fusionen. So hoffen beispielsweise Janus und Henderson oder Standard Life und Aberdeen, zusammen genügend Kampfgewicht zu erreichen (siehe den Artikel über Fusionen auf Seite 232). Andere Häuser wählen bewusst nicht den Massenmarkt, sondern konzentrieren sich auf das Premiumsegment. Wieder andere spezia- lisieren sich auf Nischen wie Private Equity, Immobilien oder Infrastruktur. So haben sich 2016 die Aktien von hochgradig spezialisier- ten Managern am besten entwickelt, geht aus dem Klimek-Barometer hervor. Mit einem Plus von mehr als 60 Prozent stehen die Titel des britischen Hauses Impax, das auf Um- weltthemen fokussiert ist, an der Spitze. An zweiter Stelle findet sich Ara, das asiatische Immobilienwerte (Reits) verwaltet, gefolgt vom britischen Aktien- und Multi-Asset- Manager Liontrust. Allerdings steht und fällt der Kurs solch kleiner börsennotierter Boutiquen mit dem Erfolg der meist nur wenigen Kernprodukte. Entsprechend schwankungsanfällig sind die Ergebnisse. Ein zuverlässiger Renditebringer ist dagegen der Schweizer Asset Manager Partners Group. Die Aktie des auf alternative Anlagen spezialisierten Hauses kletterte über die vergangenen fünf Jahre um gut 240 Pro- zent auf mehr als 600 Schweizer Franken. Fondsmanager als Dienstleister Solche Werte sind jedoch die Ausnahme im Klimek-Barometer. Der Index bildet die Wert- entwicklung von mehr als 50 börsennotierten Asset Managern rund um den Globus ab. In die Auswahl gelangen nur Unternehmen, die mindestens drei Viertel ihrer Einnahmen aus der Vermögensverwaltung erzielen. Banken oder Versicherer mit großen Fondstöchtern – etwa die Deutsche Bank mit der Deutschen Asset Management oder die Allianz mit Pimco – sind daher nicht vertreten. Trotz der eingetrübten Perspektive glaubt Klimek aber nicht, dass die Fondsindustrie in einem dauerhaften Abstieg begriffen ist. „Die wichtigsten Akteure der Wirt- schaft, die Unternehmen, suchen Zu- gang zum Kapitalmarkt als Alternative zur Finanzierung über Banken. Fonds- manager treten am Kapitalmarkt als Dienstleister auf“, erläutert der Berater. Sie nähmen eine wichtige Rolle ein, da sie die Käuferseite repräsentierten und Liquidität bereitstellten. „Ohne Kapital- geber und ohne Liquidität gibt es kei- nen Kapitalmarkt“, hält Klimek fest. Langfristig werde sich an diesen Rah- menbedingungen wenig ändern. „Daher bin ich überzeugt, dass es um die Zu- kunft der Fondsbranche gut bestellt ist“, folgert Klimek. SEBASTIAN ERTINGER | FP vertrieb & praxis I aktien der asset manager Foto: © Hemmerich Michael Klimek, Klimek Advisors: „Ich bin überzeugt, dass es um die Zukunft der Branche gut bestellt ist.“ Erst hui, dann pfui Aktien von Asset Managern im Vergleich zum breiten Markt Lange liefen die Aktien der Asset-Management-Unternehmen dem breiten Markt davon. Doch zuletzt fielen sie zurück. Quelle: Klimek Advisors 0 50 100 150 200 Index 164,65 102,66 KA Global Asset Managers Index MSCI All Countries World Index 2013 2012 ’11 2014 2015 2016 ’17
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