FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2017
248 www.fondsprofessionell.de | 3/2017 frage 40 Prozent der Asset Manager mit alter IT, dass ihre Systeme nicht mit anderen kom- patibel seien. Fast ein Drittel bemängelte feh- lende Updates, um die Programme an die lau- fenden Anforderungen anzupassen. Schwache Leistungsfähigkeit und hohe Unterhaltskosten sahen dagegen nur wenige als problematisch an (siehe Grafik unten). Obwohl bei vielen heimischen Häusern die IT mehr oder weniger auf dem aktuellen Stand ist, rangiert das Thema Kompatibilität dennoch weit oben auf der Agenda. Ein Grund ist der generelle Trend zur Digitalisie- rung, der auch den Fondsvertrieb erfasst. Zu- dem ist die Industrie selbst in einem Wandel begriffen. „Die Wertschöpfungskette wird heute immer mehr zerteilt“, erläutert Wid- mann von Simcorp. Die Asset Manager kon- zentrieren sich auf ihre Anlageexpertise und geben Funktionen wie Risikomanagement, Compliance sowie Handelsabwicklung und Buchhaltung an spezialisierte Dienstleister wie Universal-Investment, Société Générale oder andere Adressen ab. An die Grenzen gestoßen Damit wandern die Daten durch unter- schiedliche Hände – und auch durch unter- schiedliche Systeme. Diese müssen lernen, einander zu verstehen. „Vor zehn Jahren streb- te die Branche durchgängig automatisierte Prozesse vom Front- bis zum Backoffice an. Dies ist jedoch nicht vollständig gelungen“, bestätigt Matthias Olschewski, Vertriebsleiter Deutschland beim Technologiekonzern FIS. In dessen Hand war der einstige Branchen- primus Sungard 2015 schließlich gelandet. „Die Finanzwelt ist komplizierter gewor- den“, erläutert Olschewski. So entstanden vor der Finanzkrise etwa strukturierte Produkte, die sich mit herkömmlichen Systemen nicht erfassen ließen. Nun sei eine neue Generation an Anwendungen entstanden, die dies mit abdecken können. Heute beschäftigt ein ande- res Feld die Techniker. „Einige aktive Asset Manager wenden sich alternativen Anlagen zu“, berichtet Wayne Riches, Leiter Solutions für Versicherungen und Fondsgesellschaften bei FIS. „Dafür benötigen sie jedoch neue Handels- und Buchhaltungssysteme. Die alten stoßen hier an ihre Grenzen.“ Wohl am meisten auf Trab hält die Pro- grammierer die Welle an neuen Vorschriften. „Regulierungsthemen wie Mifid II beschäfti- gen unsere Kunden erheblich. Bei der Flut von Regulierung droht regelrecht die Gefahr, darin zu ertrinken“, berichtet Olschewski. Ein besonderes Problem dabei: Oftmals steht die genaue Umsetzung von Regeln erst kurz vor ihrem Inkrafttreten fest. Updates müssen je- doch erst programmiert und getestet werden, bevor sie verteilt werden. Die Asset Manager versuchen auf unterschiedliche Weise, den Kopf über Wasser zu halten. „Zum einen wä- ren da die ‚Early Adopters‘. Sie entwickeln bereits eine Lösung, sobald die Eckpunkte einer Neuregelung bekannt sind“, berichtet Olschewski. „Wenn alle Umsetzungsdetails bekannt sind, justieren sie ihre Systeme ent- sprechend nach.“ Die anderen würden abwar- ten und mit einer Übergangslösung an den Start gehen. Auf Basis der endgültigen Regeln würden sie dann ihre eigentliche Lösung ent- wickeln, erläutert der IT-Experte. Im Gesetzesdickicht verstrickt Der Anbieter Simcorp stellte sogar ein eige- ne Mannschaft dafür ab, die sich um den wachsenden Vorschriftendschungel kümmert. „Regulierung ist keine einmalige Lösung, son- dern ein fortlaufendes Projekt. Sie entwickelt sich“, sagt Carsten Kunkel, der das Global Regulatory Center of Excellence leitet. Das neunköpfige Team schaue sich möglichst früh neue Vorgaben an und prüfe auch, wie diese mit anderen Gesetzen zusammenwirken. So stehen etwa Transparenzvorschriften und Da- tenschutzvorgaben oftmals gegeneinander. Das Team holt sich auch Rat von Wirtschafts- prüfern oder diskutiert offene Fragen mit Branchenverbänden. „Wir legen los, wenn wir der Meinung sind, weder uns selbst noch den Kunden ein Bein zu stellen“, sagt Kunkel. Offene Punkte bei der Umsetzung versu- chen die IT-Techniker über Optionen abzufan- gen, die kurz vor dem Inkrafttreten einfach per Mausklick an- oder abgewählt werden können. „Regulierung muss erfüllt werden, aber man keinen Blumentopf damit gewin- nen. Sie muss also möglichst kosteneffizient befolgt werden“, fasst Kunkel zusammen. SEBASTIAN ERTINGER | FP vertrieb & praxis I it-systeme Wayne Riches, FIS: „Die alten Systeme stoßen bei alter- nativen Anlagen an ihre Grenzen.“ Nicht mehr paarungsfähig Die größten Ärgernisse alter IT-Systeme Das Andocken neuer Software bereitet den Technikchefs der Fondsgesellschaften die größten Sorgen. Quelle: Umfrage von Funds-Europe, 2015 0 % 5 % 10 % 15 % 20 % 25 % 30 % 35 % Sonstiges Teuer zu betreiben Schwache Leistungsfähigkeit Schwierig auf dem aktuellen Stand zu halten Nicht mit anderen Systemen kompatibel D 40 % 28 % 16 % 13 % 3 % Die Besten machen’s selbst Wie Asset und Wealth Manager die Digitalisierung angehen Wer viel in die hauseigene Technik steckt, setzt sich an die Spitze der Innovation. Wer dies aber Externen überlässt, hinkt hinterher. Quelle: Umfrage von Roubini Thought-Lab, 2016 0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % Firmen aufkaufen Outsourcen Externe Berater hinzuziehen Partnerschaft mit Start-ups Entwicklung haus- eigener Systeme Digitalisierungs-Schlusslichter Durchschnitt Digitalisierungs-Spitzenreiter 80 % 60 % 35 % 28 % 32 % 38 % 23 % 27 % 24 % 16 % 23 % 40 % 24 % 20 % 19 % Foto: © PR |FIS
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