FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2017

den gleichen Einschränkungen wie im institutionellen Bereich unterliegen. Entsprechend versu- chen wir, durch den gezielten und kontrollierten Einsatz von mehr Risiko-Assets die Ertragssituation von Anlegern zu optimieren. Was muss man sich konkret darunter vorstellen? Wie kann man heute überhaupt noch Value erzielen? Shire: Wir sind nun schon länger mit einer Entwicklung konfron- tiert, in der die Zinsen niedrig waren und die Börsen teurer ge- worden sind. Entsprechend sind die Kapitalmärkte sehr hoch be- wertet, und es ist immer schwie- riger geworden, sozusagen tief- hängende Früchte zu ernten. In dieser Situation spielt uns unsere heute erreichte Größe eindeutig in die Hände. Als Axa Invest- ment Managers können wir in Bereichen mitspielen, in denen sich noch lange nicht jeder Marktteilnehmer bewegen kann, etwa auf privaten Märkten. Ins- gesamt aber sind wir vergleichs- weise defensiv aufgestellt, weil wir davon überzeugt sind, dass wir uns inzwischen in ei- nem Umfeld bewegen, in dem Investoren ge- nau prüfen müssen, wie sie für zusätzliche Ri- siken entlohnt werden. Von daher sollte man sein Risiko-Ertrags-Verhältnis möglichst op- timieren, um für die Opportunitäten von mor- gen gut positioniert zu sein. Scemama: Das Argument der erreichten Größe kann ich nur unterstreichen. In meinem Bereich Real Assets ist unsere Größe ein erfolgskritischer Faktor, wenn es darum geht, Zugang zu wirklich großen, erstklassigen Immobilienprojekten zu erhalten. Derartige Projekte können bessere Renditen ermög- lichen als Objekte in der Größenordnung von, sagen wir, 50 Millionen Euro, bei denen sozusagen fast jedes Family Office und an- dere kleinere Player mitspielen können. Darüber hinaus sorgt eine gewisse Breite von Anlageinstrumenten dafür, dass man in mög- lichst verschiedenen Märkten aktiv sein kann. Das sorgt gerade in ineffizienten Märkten nicht nur für eine deutlich breitere Informa- tionsbasis, wir können dadurch auch besser diversifizieren – nach Ländern und nach Segmenten wie Büro-, Logistik- und Wohn- immobilien. Boone: Aus meiner Sicht kommen noch zwei weitere wichtige Aspekte hinzu. Zum einen war Axa Investment Managers eine der ersten Gesellschaften, die auf Themen wie SRI und ESG fokussiert haben, übrigens stark unter- stützt von unserem Mutterkonzern. Wir sind auf demWeg, entsprechende Nachhaltigkeits- kriterien in die Prozesse zu allen von uns ge- managten Assetklassen zu integrieren. Unser Axa-Rosenberg-Aktienteam hat diese Integra- tion im Übrigen schon komplett vollzogen. Und die damit verbundenen positiven Effekte werden auch künftig weiter an Bedeutung ge- winnen. Zum Zweiten haben wir uns im Be- reich des quantitativen Managements erheb- lich verstärkt. Französische In- genieurskunst hat schon seit Längerem Einzug gehalten in verschiedenen Gesellschaften unserer Branche. Die Quant- büros vieler Investmentbanken und Asset Manager in London sind gewissermaßen voll von Abgängern der École polytech- nique, die sich in der jüngeren Vergangenheit einen hervorra- genden Ruf unter den weltweit bedeutendsten Universitäten für Ingenieurswissenschaften erar- beitet hat. Die Themen Risiko- kontrolle und Risikobudgetie- rung haben eine enorm hohe Bedeutung in unserem Ge- schäftsfeld erlangt, und das wird gerade im Asset Manage- ment in Zukunft noch sehr viel stärker zunehmen. Deshalb ha- ben auch wir schon vor einiger Zeit begonnen, uns in diesem Bereich besonders zu verstär- ken. Rund ein Drittel unserer etwa 180 Fondsmanager ent- stammen bereits heute dem Feld des Financial Engineering. Das haben wir meiner Ansicht nach noch nicht genügend kommuniziert. Und wie beurteilen Sie die zunehmende Konkurrenz von passiven Strategien wie ETFs und Indexfonds, die enorme Zu- flüsse verzeichnen? Shire: Ich betrachte den gegenwärtigen Trend, dass Investoren ihre Portfolios konsequent in passive Investments und Positionen mit hohem Ertrag aufteilen, eher als Chance denn als Bedrohung für uns als aktiven Asset Manager, der insbesondere auch auf alterna- tiven Märkten tätig ist. Das bestätigen im Übrigen auch diverse Studien von Banken und Consultants, die ein weiteres Wachstum in erster Linie in den Sektoren Multi-Asset und Alternative Investments nahelegen. Mit Themen wie einer sinnvollen Diversifizierung von Portfolios bei gleichzeitig professionellem Risikomanagement über alle Assetklassen hinweg und einem breit aufgestellten Angebot an Alternatives bieten wir wahrscheinlich die richtige Antwort auf die aktuellen Bedürfnisse der Investoren. Vielen Dank für das Gespräch. HANS HEUSER | FP » Als Axa Investment Managers können wir in Bereichen mitspie- len, in denen sich noch lange nicht jeder Marktteilnehmer bewegen kann, etwa auf privaten Märkten. « Deborah Shire, Axa IM Deborah Shire: „Ich betrachte den gegenwärtigen Trend, dass Investoren ihre Portfolios konse- quent in passive Investments und Positionen mit hohem Ertrag aufteilen, eher als Chance. vertrieb & praxis I laurence boone, isabelle scemama, deborah shire | axa 254 www.fondsprofessionell.de | 3/2017 Foto: © François Daburon

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