FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2017
Es sollte nicht „aktiv oder passiv“ heißen, sondern „aktiv und passiv“. Beides hat seine Berechtigung. Ich bin seit 30 Jahren im Ge- schäft und habe schon früher Phasen erlebt, in denen Indexfonds jahrelang outperformt haben. Inzwischen sind wir im siebten oder achten Jahr, in dem die aktiven Manager bran- chenweit insgesamt schlechter abschneiden – aber das ist nichts Ungewöhnliches, und es kommen auch wieder andere Zeiten. Meiner Beobachtung nach gibt es Zyklen, die sich ablösen: Mal liegt aktives Management vorn, mal passives. Aktiv ist gerade außer Mode, aber Alpha kommt niemals aus der Mode. Der Siegeszug der ETFs hängt nicht nur mit der oft schlechten Performance ak- tiver Manager zusammen, sondern auch mit den hohen Gebühren. Müssen die Kosten sinken? Für Druck auf die Gebühren sorgen gleich mehrere Faktoren: Regulierung, Technologie und die zunehmende Transparenz. In den USA ist schon ein deutlicher Abwärtstrend bei den Fondskosten zu spüren. Wahrscheinlich wird dieser Trend bald auch in Europa zu sehen sein. Werden auch Sie eines Tages ETFs auf- legen, so wie das einige andere Anbieter klassischer Fonds in den USA schon tun oder zumindest planen? Wir haben keine Pläne, in Europa ETFs anzu- bieten. In den USAbewerten wir die Situation noch. Der große Erfolg aktiv verwalteter ETFs ist bislang ausgeblieben, und weil wir an den Wert des aktiven Managements glauben, wür- den wir auch keine ETFs auf normale Indizes anbieten. Im Grunde geht es aber um eine ganz andere Frage. Wir sehen einen großen Trend hin zu mehr Transparenz in der Anlagebera- tung. Der Preis des Produkts plus der Preis der Beratung ergeben die Kosten für den Kunden. Anders als früher werden die Kosten jedes Bausteins für den Kunden auf den ersten Blick erkennbar sein. Darum müssen wir sicher- stellen, dass wir unsere Dienstleistung Asset Management so effizient wie möglich anbieten. Das wird in vielen Fällen ein herkömmlicher Publikumsfonds sein. Es kann aber auch sein, dass hin und wieder ein ETF-Mantel oder auch ein individuell verwaltetes Depot die effizien- teste Lösung ist. Die Kosten des Vehikels werden genauso wichtig wie die Kosten des Managements – schließlich schmälert beides unterm Strich die Rendite des Kunden. Sie hatten das Stichwort Technologie bereits angesprochen. In den USA ist Robo-Advice schon deutlich länger ein Thema als in Europa. Welche Entwick- lungen nehmen Sie aktuell in den Ver- einigten Staaten wahr? Interessant finde ich, dass fast alle Robo- Advisors zwar rein digital angefangen haben, inzwischen aber auch Beratung durch Men- schen anbieten. Ich erwarte, dass es im End- effekt mehrere Modelle geben wird: Für eine jährliche Gebühr von wenigen Basispunkten erhalten Anleger ein rein digitales Angebot ohne menschliches Zutun. Für eine etwas höhere Gebühr gibt es die Möglichkeit, über ein Callcenter betreut zu werden. Wer noch mehr zahlt, bekommt Zugang zu einem „ech- ten“ Berater. Letztendlich wird der Kunde wählen, welche Dienstleistung er möchte und was er dafür zu zahlen bereit ist. Die Kombi- nation aus persönlicher Beratung und digitalen Tools kann den Anlegern einen echten Mehr- wert liefern, davon bin ich überzeugt. Bieten Sie ein eigenes Robo-Tool an, um Ihre Berater zu unterstützen? Nein. Unsere Aufgabe ist es, Alpha zu liefern. Die Robo-Debatte dreht sich derzeit noch stark um das Thema Kosten. In Zukunft wird auch die Performance wieder eine wichtigere Rolle spielen – und damit das Alpha, das ein Asset Manager liefern kann. Und wie helfen Sie Ihren Beratern dabei, die Herausforderungen zu meistern, die die Digitalisierung mit sich bringt? Meiner Meinung nach ist die wichtigste Unterstützung, die wir bieten können, nach wie vor die gleiche: Wir schulen unsere Ver- triebspartner darin, wie sich unsere Portfolios in bestimmten Marktphasen verhalten werden, damit sie nicht überrascht sind, wie sich der Kurs dann tatsächlich entwickelt. Wer über- rascht ist, tut oft Dinge, die nicht in seinem besten Interesse sind. Daraus resultiert auch der typische Anlegerfehler, zu Höchstkursen einzusteigen und nahe dem Tief zu verkaufen. Das gilt es zu vermeiden. Vielen Dank für das Gespräch. BERND MIKOSCH | FP » In den USA ist schon ein deut- licher Abwärtstrend bei den Fondskosten zu spüren. Wahr- scheinlich wird dieser Trend bald auch in Europa zu sehen sein. « Stuart Parker, PGIM Investments Stuart Parker: „Fast alle Robo-Advisors in den USA haben zwar rein digital angefangen, bieten inzwischen aber auch Beratung durch Menschen an.“ vertrieb & praxis I stuar t parker | pgim investments 262 www.fondsprofessionell.de | 3/2017 Foto: © Lars Heinicke
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