FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2017
284 www.fondsprofessionell.de | 3/2017 bank & fonds I exklusivfonds der banken Foto: © Fotolia | Kristin Gründler D ie Bankengruppe Santander schleppte im deutschen Fondsgeschäft eine schwere Bürde mit. Die von der SEB übernommenen Vermögensverwaltungsfonds waren mit illiquiden Immobilienportfolios bestückt und mussten abgewickelt werden. Bei den Kunden war viel Vertrauen verloren gegangen. Dies scheinen die Spanier jedoch zumindest zum Teil wieder zurückgewonnen zu haben. Denn die von der Fondstochter Santander Asset Management aufgelegten Portfolios der Select-Serie sammelten seit Auflage Ende 2012 mehr als eine Milliarde Euro ein – praktisch nur im deutschen Markt. Dachfonds mit Multi-Asset-Charakter sind die Antwort der größeren Filialbanken auf die Herausforderungen im Vertrieb. Solche Rund- um-Lösungen sollen den Kunden in der Ma- gerzinsphase das Wertpapiersparen schmack- haft machen, zum anderen Bank und Berater einen einfachen Weg durch das Regulierungs- und Protokollierungsdickicht eröffnen. Eine hauseigene, geprüfte Investmentlösung redu- ziert mögliche Haftungsrisiken, so das Kalkül. Die Commerzbank beispielsweise sammelte mit ihren vermögensverwaltenden Dachfonds mehr als 20 Milliarden Euro ein (lesen Sie dazu auch „Für die Filiale hausgemacht“ in FONDS professionell 2/2017, Seite 276). An die Dimension der zweitgrößten deut- schen Bank kann das Ergebnis der Spanier natürlich nicht heranreichen. Das Haus zeigt sich mit der Entwicklung der selbst gemach- ten Dachfonds aber hochzufrieden. „Um das Vertrauen der Kunden zu gewinnen, ist es aus Vertriebssicht wichtig, dass wir extrem stabile Produkte anbieten können“, sagt Matthias Ruddat, Leiter Santander Select. Die drei Mischfonds, die jeweils unterschiedliche Risi- koneigungen bedienen sollen, wurden eigens für den deutschen Markt entworfen. Dieses Jahr kam eine vierte Variante hinzu. Die Serie ging mittlerweile mit leichten Variationen auch in den internationalen Export. Ein Punkt, mit dem die Spanier wahr- scheinlich Vertrauen zurückgewinnen konn- ten, ist der Ausschluss hauseigener Produkte als Zielfonds. Damit seien Interessenkonflikte ausgeschlossen, erläutert Stefan Hollidt, In- vestmentchef bei Santander AM. „Grundsätz- lich pflegen wir eine offene Architektur. Wir räumen allen Fondsanbietern die gleichen Chancen ein“, erklärt Hollidt weiter. Die Port- folios decken neben den Klassikern Aktien und Renten auch Hochzinsanleihen und alter- native Strategien ab. Ein 24-köpfiges Team mit Hauptsitz in London und Ablegern in Frankfurt und Madrid legt die Anlagestrategie fest. „Nach der grundlegenden Allokation gehen wir dann auf die Suche nach den passenden Zielfonds“, berichtet Hollidt. Diese beginne mit einem quantitativen Screening, darauf folge die qua- litative Bewertung. „Wir treffen die Manager und bilden uns eine eigene Meinung.“ Auf einen Punkt liegt das Auswahlteam dabei besonders Wert: „Bei einem Zielfonds wollen wir keine Faktorrenditen, sondern echtes Alpha erkennen. Wenn wir eine bestimmte Faktorprämie vereinnahmen wollten, könnten wir das über einen Smart-Beta-Indexfonds erreichen“, hält Hollidt fest. Stressszenarien durchgetestet Findet das Team keinen überzeugenden Manager, greift es tatsächlich auch zu börsen- gehandelten Indexfonds (ETFs). „Bei der Wahl zwischen aktiven oder passiven Invest- ments sind wir völlig unvoreingenommen. Bei US-Standardaktien etwa sind Indexfonds die bessere Wahl“, so der Santander-Experte. Zudem hebt er die Bedeutung des Risiko- managements hervor. Dieses fließe schon früh in die Portfoliokonstruktion ein. „Wir achten auf niedrige Korrelationen. Zudem testen wir mehrere Stressszenarien durch“, erläutert Hol- lidt. Dabei prüfe das Team, wie die Portfolios sich jeweils in den Krisen der vergangenen 20 Jahre verhalten hätten. „Wir sind uns aber auch vollkommen bewusst, dass die Zukunft nie genau die Vergangenheit widerspiegelt“, so der Investmentprofi. „Anleihen etwa sind nicht mehr so krisensicher wie früher. Hier müssen wir uns von der Historie lösen und Alternativen suchen“, sagt Hollidt. Allerdings könne sein Team auch nicht zaubern. „Wir haben nicht die eierlegende Wollmilchsau erfunden. Die Schwankungen an den Märkten müssen Anleger schon aushalten können“, räumt Hollidt unumwunden ein. Die Wertentwicklung der Produkte ist bis- lang im Mittelfeld anzusiedeln. Die Varianten Die Santander-Bank forciert den Vertrieb vermögensverwaltender Dachfonds in den deutschen Filialen. Die hauseigene Serie kommt am Schalter gut an. Fürs Heimspiel gemacht Wie bei einem Bausatz sucht das Management-Team der Santander-Select-Serie die passenden Steine und fügt sie zu einer Gesamtkonstruktion zusammen.
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