FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2017
316 www.fondsprofessionell.de | 3/2017 mifid-ll-spezial I auftakt Foto: © Fotolia | T.R E igentlich sollte sie schon ein Dreivier- teljahr in Kraft sein, die Richtlinie 2014/65/EU, besser bekannt als Mifid II. Doch die Umsetzung des Regelwerks ent- puppte sich als derart komplex, dass die EU- Kommission letztlich ein Einsehen hatte – und die Verschiebung um ein Jahr beantragte. Noch immer fehlen wichtige Details, etwa die Vorgaben der EU-Wertpapieraufsicht ESMA zur neuen Geeignetheitserklärung. Auch die nationalen Gesetzgeber haben noch Haus- aufgaben vor sich. In Deutschland ist beispielsweise nach wie vor unklar, wie Finanzanlagenvermittler künftig mit Pro- visionen umgehen müssen, weil die ent- sprechende Verordnung noch aussteht. Dennoch wird es langsam ernst, es gibt kein Zurück: Ab 3. Januar 2018 regiert Mifid II, oder präziser: das „Zweite Fi- nanzmarktnovellierungsgesetz“, mit dem die Richtlinie in deutsches Recht umge- setzt wurde. FONDS professionell wagt in diesem Spezial einen Blick hinter die Kulissen: ESMA-Chef Steven Maijoor er- läutert, was er vom deutschen Sonderweg hält, auch Filialen als qualitätsverbessern- des Instrument zu werten, mit dem sich Provisionen rechtfertigen lassen. Die Redaktion gibt einen Überblick über die neuen Regeln, zeigt, wie sich Banken und Fondshäuser darauf einstellen, und unter- sucht, was Mifid II für die offene Architektur im Fondsvertrieb heißen könnte. Ein erstes Fazit: Mifid II bedeutet zwar für alle Beteiligten einen Kraftakt. Die Umset- zung ist mühsam, mitunter nervig. Aber sie wird die Welt des Finanzvertriebs, wie wir sie kennen, nicht völlig auf den Kopf stellen. „Von Weitem betrachtet ist Mifid II kein Paradigmenwechsel, sondern eine Weiter- entwicklung der bestehenden Vorgaben aus Mifid I“, sagt Torsten Daenert, Leiter Produkt- management Wertpapier bei der Commerz- bank. „Beispielsweise wurden die Transpa- renzanforderungen noch einmal verschärft. Die Grundausrichtung ist aber gleich.“ Die Commerzbank hat, wie alle anderen In- stitute auch, noch arbeitsintensive Wochen vor sich. DochAnfang 2018 werden die allermeis- ten Banken dennoch „Mifid-II-ready“ sein. Das gilt selbst für Deutschlands kleinste Raiffeisen- bank in Struvenhütten mit ihren vier Mit- arbeitern. „Verbraucherschutz ist ein wich- tiges Thema“, sagt Vorstand Heinz-Egon Behn. „Aber ich habe manchmal das Ge- fühl, dass die Aufseher und Regulierer dem Verbraucher gar nichts mehr zutrau- en. Er wird geradezu für unmündig erklärt. Das führt zu dieser Überregulierung, mit der wir uns herumschlagen müssen.“ Auch die Fondsanbieter werden durch- atmen, wenn das Megaprojekt Mifid II ab- geschlossen ist. „Die Branche beschäftigt sich seit einigen Jahren vor allem mit re- gulatorischen Vorgaben“, sagt Andrea Ba- ron, Deutschland-Vertriebsleiter von MFS. „Ich hoffe, dass wir mit unseren Kunden bald wieder mehr über Anlagestrategien und Performance diskutieren können als über neue Gesetze.“ BERND MIKOSCH | FP Wenige Monate noch, dann ist Mifid II Realität. Die Branche arbeitet fieberhaft an der Umsetzung – auch wenn noch nicht in allen Details Klarheit herrscht. Wolkiges Regime –– 13 SE I TEN MI F I D - I I - SPEZ I AL : ESMA - I NTERV I EW, REGELN , REAKT I ONEN –– MIFID-II-SPEZIAL ESMA: Behördenchef Steven Maijoor über das Mega-Regulierungsprojekt ..................... 318 Umsetzung: Wie sich Banken und Fondsanbie- ter auf die neuen Regeln einstellen .......... 324 Gewerbeordnung: Warum für Finanzanlagenver- mittler immer noch Unklarheit herrscht ..... 324 Product Governance: So sieht eine Zielmarkt- definition in der Praxis aus ...................... 326 Kostenausweis: Die Berechnung der Transak- tionskosten dürfte Verwirrung stiften ........ 327 Research: Welche Fondshäuser Analysen selbst bezahlen – und welche nicht ......... 328 Banken: Bedeutet Mifid II das Ende der offenen Architektur im Fondsvertrieb? ...... 330
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