FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2017
330 www.fondsprofessionell.de | 3/2017 mifid-ll-spezial I bankver trieb Foto: © Fotolia | goodluz, Goldman Sachs AM, Amundi E ine Bank, die Zugriff auf alle zugelas- senen Investmentfonds hat. Ein Berater, der aus all diesen Produkten die besten herausfiltert. Und ein Kunde, der sich mit sei- nem Portfolio rundum wohlfühlt – und neben- bei gutes Geld verdient. So sieht sie wohl aus, die perfekte Welt der Anlageberatung. Die Praxis ist weniger erbaulich. Gefühlt ist das Modell der „offenen Architektur“ im Fonds- vertrieb der Banken seit Jahren auf dem Rückzug, an seine Stelle treten „Guided Architecture“ und „Preferred Partnerships“, also die Kooperation mit einigen wenigen Investmenthäusern. Vieles spricht dafür, dass Mifid II diesen Trend in den kommenden Jah- ren verstärken wird – auch wenn zumindest einige Banken an ihrer unabhängigen Fonds- selektion festhalten möchten, wie eine Um- frage von FONDS professionell zeigt. Anforderungen steigen In Deutschland gibt es keine Bank, die offen zugibt, wegen Mifid II nur noch die Fonds einiger weniger Asset Manager anbie- ten zu wollen. In den EU-Nachbarländern ist das mitunter anders. „Wir werden eng mit fünf Asset Managern zusammenarbeiten“, sagte Els Verhoyen, Head of Savings and Investment Service der ING in Belgien, Ende Juni auf einer Konferenz in Paris. „Diese Kooperationen ermöglichen es uns, unseren Kunden einfache, auf ihre Bedürfnisse zuge- schnittene Lösungen anzubieten.“ Ein solcher klarer Schnitt steht vielen Insti- tuten oft noch bevor. „Die Banken müssen sparen – auch bei den Einheiten, die für die Fondsselektion zuständig sind“, sagt Christian Pellis, Global Head of Distribution beim fran- zösischen Fondsgiganten Amundi. „Zugleich steigen die Anforderungen an die Fondsaus- wahl, unter anderem wegen Mifid II. Die Ver- triebe müssen belegen können, dass sie alles tun, um für ihre Kunden die besten Produkte auszuwählen. Vor diesem Hintergrund ist es nur logisch, dass viele Institute die Zahl der Asset Manager, mit denen sie zusammen- arbeiten, reduzieren. Anders wäre diese Auf- gabe gar nicht mehr zu bewältigen.“ Christian Machts, Leiter des Retailgeschäfts von Blackrock in Deutschland, Österreich und Osteuropa, argumentiert ähnlich: „Für eine Bank dürfte es schwierig werden, sich mit 100 Produktanbietern beispielsweise über das Thema Qualitätsverbesserung zu unterhalten.“ Machts erwartet, dass sich die Institute künftig noch stärker als bisher schon auf einige weni- ge Kernpartner konzentrieren werden, mit denen sie dann wirklich eng zusammenarbei- ten. „Das reicht weit über den normalen Austausch hinaus bis hin zu technologischer Unterstützung und einer gemeinsamen Pro- duktentwicklung mit individuellen Preis- modellen“, sagt Machts. Weniger Partner Insbesondere die großen, international täti- gen Institute würden die Zahl ihrer Produkt- partner reduzieren, so Pellis. „Diese Häuser arbeiten am liebsten mit Generalisten mit gro- ßer Produktpalette zusammen, deren Fonds in möglichst vielen Ländern zum Vertrieb zuge- lassen sind. Das vereinfacht ihnen das Ge- schäft ungemein.“ Die meisten Amundi-Fonds sind in mehr als 35 Ländern zum Vertrieb zu- gelassen, nicht nur in Europa, sondern auch im Nahen Osten, in Asien und Amerika. Meh- rere Anteilsklassen, die sich beispielsweise mit Blick auf die Währung oder die Vergütungs- struktur unterscheiden, sollen helfen, den Ge- gebenheiten vor Ort gerecht zu werden. „Wir müssen versuchen, es unseren Vertriebspart- nern so leicht wie möglich machen, mit uns zusammenzuarbeiten“, so Pellis. Auch Stuart Parker, Chef des US-Fonds- anbieters PGIM Investments, führt den zu- nehmenden Kostendruck an, der insbesondere auf den global agierenden Großbanken laste. „Die Produktselektion muss effizient sein“, sagt er im Interview mit FONDS professionell (siehe Seite 260). „Die Fondsselektoren kön- nen sich nicht mit jedem Asset Manager be- schäftigen. Sie arbeiten lieber mit einigen gro- ßen Anbietern enger zusammen, die ihnen da- für eine breite Palette an Produkten und Dienstleistungen bieten können – und das über verschiedene Länder hinweg.“ Professionelle Selektion Die Fondsselektion der Banken verlaufe heute viel professioneller als früher, hat Pellis beobachtet. „Vor 20 Jahren hieß es mitunter: ‚Dieser Fonds ist gut gelaufen, außerdem bie- Der Trend hin zu „strategischen Partnerschaften“ im Fondsvertrieb ist nicht neu, doch Mifid II könnte ihn beschleunigen. Ist das das Ende der offenen Architektur? Undurchsichtige Pläne Wann ist eine Architektur offen, wann nicht? Das ist gar nicht so leicht zu beantworten. Viele Banken betonen zwar, aus allen Fonds am Markt auswählen zu können, kooperieren aber meist doch vor allem mit einigen Anbietern.
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