FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2017

332 www.fondsprofessionell.de | 3/2017 schen Partner und die Frage geht, was Mifid II für ihre Produktauswahl bedeuten könnte. Bedeutend lieber äußern sich die Institute, die an ihrer offenen Architektur festhalten wollen. „Für Einsatz von Fremdfonds gibt es bei uns keine Einschränkung“, sagt beispielsweise Stefan Molter, Leiter Angebots- und Ge- schäftssteuerung bei Sal. Oppenheim. „Wir werden auch weiterhin ausgewählte und von uns auf Qualität geprüfte externe Fonds im Angebot haben.“ Die Kölner Privatbank ver- folge streng den „Best Advice“-Ansatz und setze „produktseitig auf eine ‚Open Architec- ture‘“, so Molter. „Mehraufwand gerechtfertigt“ Ähnlich äußert sich Tom Engel, Bereichs- leiter Investmentprodukte der Düsseldorfer Targobank. „Wir waren imApril 2000 die ers- te deutsche Filialbank, die eine offene Fonds- architektur eingeführt hat. Wir sehen keinen Grund, davon abzuweichen“, sagt Engel, „ich kann mir zwar durchaus vorstellen, dass der Trend zu ‚Preferred Partnerships‘ im Markt weiter zunehmen wird, doch das ist nicht unsere Philosophie. Wir schauen uns alle Fonds und Anbieter an.“ Die offene Architek- tur biete seines Erachtens viele Vorteile. „Der damit verbundene Mehraufwand ist gerecht- fertigt“, sagt Engel. Allerdings räumt der Targo-Banker ein, dass sich die Zusammenarbeit mit sehr klei- nen Anbietern manchmal als schwierig er- weist. „Ein Asset Manager muss beispielswei- se in der Lage sein, Anfragen von uns zügig zu beantworten – wenn dazu die Kapazität fehlt, können wir nicht mit ihm kooperieren.“ Es sollte außerdem möglich sein, eine Tele- fonkonferenz mit dem Fondsmanager und un- seren Beratern aufzusetzen, so Engel. Komplexität beherrschen „Wir haben eine offene Fondsarchitektur, an der wir auch nach Mifid II festhalten wer- den“, betont Torsten Daenert, Bereichsleiter Produktmanagement Wertpapier der Com- merzbank. „Wir wählen aus dem gesamten Markt über 100 Fonds aus, die wir unseren Kunden empfehlen.“ Die zu verarbeitenden Datenmengen würden unter Mifid II zwar deutlich größer werden, doch das lasse sich IT-technisch lösen. „Der Austausch der Wert- papierstammdaten ist bei uns ohnehin längst vollautomatisiert. In diesem Punkt ist es rela- tiv egal, ob wir zu fünf oder zu 100 Fonds beraten“, sagt Daenert. Interessanter sei der Blick auf den Bera- tungsprozess, meint der Commerzbank- Manager – völlig unabhängig von Mifid II. „Die entscheidende Frage ist nämlich: Wie beherrscht man die Komplexität im Bera- tungsgespräch? Es macht schon einen Unter- schied, ob man die Berater mit 100 Fonds los- schickt oder nur mit fünf.“ Daenert erwartet, dass die durch Mifid II erhöhte Kostentransparenz für eine Diskus- sion über das Verhältnis von Preis und Leis- tung in der Wertpapieranlage sorgen wird. „In diesem Zusammenhang ist die offene Fonds- architektur von großem Vorteil“, ist er über- zeugt. „Liefert ein Fondsanbieter keine aus- reichende Performance, können wir auf ande- re Anbieter ausweichen. Uns steht der gesam- te Markt offen.“ Der Trend birgt eine Chance Der Commerzbank-Manager betont jedoch, dass die meisten Banken mit offener Fonds- architektur „irgendeine Form von ‚Guidance‘ im Produktangebot“ böten – selbst die Online- broker. Das gelte auch für die Commerzbank. „Es gibt zum Beispiel Anlageklassen und Zielgruppen, für die wir die Produktkomple- xität bewusst reduziert haben“, sagt Daenert. „Darum arbeiten wir in manchen Bereichen mit strategischen Partnern zusammen, mit denen wir heute schon ständig in engem Austausch stehen. Daran wird Mifid II nichts ändern – auch die Zahl der Fondspartner wird sich deswegen nicht verändern.“ Eduardo Mollo Cunha von Eyb &Wallwitz sieht vor dem Hintergrund des „Preferred Partner“-Trends auch eine Chance – nämlich für alle, die es schaffen, die offene Architektur aufrechtzuerhalten. „Viele Banken tragen die offene Architektur noch vor sich her, aber bei einigen ist das eher eine symbolische Geste“, sagt er, „allerdings sollten wir nicht vergessen, dass die offene Architektur eine nachfrage- getriebene Errungenschaft ist: Die Kunden wollen nicht nur Fonds von einem, zwei oder drei Asset Managern angeboten bekommen.“ BERND MIKOSCH | FP mifid-ll-spezial I bankver trieb Eduardo Mollo Cunha, Eyb & Wallwitz: „Einige tragen die offene Architektur eher symbolisch vor sich her.“ Stefan Molter, Sal. Oppenheim: „Für den Einsatz von Fremdfonds gibt es bei uns keine Einschränkung.“ Die „Preferred Partners“ von Deka und HVB Viele deutsche Banken arbeiten hauptsächlich mit einigen wenigen Fondsanbietern zusammen. Das soll die Pro- duktauswahl und die Abwicklung vereinfachen. Allerdings machen nur wenige Institute die Liste ihrer „Preferred Partners“ öffentlich. Es gibt aber Ausnahmen, wie die bei- den folgenden Beispiele zeigen. Hypovereinsbank: Die HVB nennt in einer Information für Private-Banking-Kunden eine „Auswahl unserer aktuell meistgewählten Partnergesellschaften“. Es handelt sich (in alphabetischer Reihenfolge) um Allianz Global Inves- tors, Amundi, Blackrock, DWS (Deutsche AM), Fidelity, Goldman Sachs AM, Invesco, J.P. Morgan AM, Pictet AM, Pimco und Schroders. Dekabank: Die zehn „Kooperationspartner“ der Deka sind auf der Firmenwebsite zu finden, wenn auch etwas versteckt: Blackrock, Franklin Templeton, Goldman Sachs AM, Janus Henderson, J.P. Morgan AM, Lombard Odier, Schroders, Swisscanto, Threadneedle und UBS Global AM. Fonds dieser Anbieter können die Sparkassenkunden in ihrem Dekabank-Depot verwahren lassen. Vertreibt eine Sparkasse einen anderen Fonds, muss sie diesen ins institutseigene Depot legen.

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