FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2017

342 www.fondsprofessionell.de | 3/2017 steuer & recht I automatisier te geldanlage Foto: © Fotolia | Sergey Nivens, Kanzlei Menold Bezler R oboter übernehmen immer mehr Auf- gaben im täglichen Leben. Sie mähen den Rasen, reinigen den Fußboden oder halten bei medizinischen Eingriffen das Operationswerkzeug – ganz ohne Zittern. Doch was passiert, wenn der Roboter einmal nicht so funktioniert wie gewünscht? Wer haf- tet für einen Fehler? Insbesondere nach dem Unfall eines selbstfahrenden Tesla in den USA, bei dem der Passagier ums Leben kam, stellen sich immer mehr Menschen die Frage, wie sicher Systeme sind, die durch eine künst- liche Intelligenz gesteuert werden. Mittlerweile nimmt sich auch die Politik dieses Themas an. ImApril rief das Europäi- sche Parlament die EU-Kommission auf, einen Legislativvorschlag im Bereich Robotik und künstliche Intelligenz zu erarbeiten. Ins- besondere über eine Neuregelung der Haf- tungsregeln bei Robotern denken die Parla- mentarier nach. Welche Auswirkungen dabei auf die Finanzindustrie zukommen können, zeigt ein Blick in den Bericht über Finanz- technologie, den das EU-Parlament ebenfalls im Frühjahr veröffentlichte. So soll eine Task- force eingerichtet werden, die Innovationen innerhalb der Finanztechnologie bewertet und Strategien entwickelt, wie den daraus resul- tierenden Herausforderungen beizukommen ist. Ein besonderes Augenmerk gilt den Algo- rithmen, also den Berechnungsverfahren, die innerhalb der Software ablaufen. Europäische Aufsichtsbehörden sollen die wachsende Ver- wendung von Algorithmen in der Finanzin- dustrie überwachen und diese auf mögliche Fehler hin prüfen. Robo-Berater im Visier Robo-Advisors wie Whitebox, Ginmon oder Growney nutzen Algorithmen, um ihren Kunden einen optimalen Vermögensmix an- zubieten. Dies scheint bei den Anlegern anzu- kommen. Die Branche ist im Aufwind: Die Berater von Oliver Wyman schätzen, dass der deutsche Markt für digitale Vermögensverwal- tungen in den nächsten vier Jahren auf rund 22 Milliarden Euro wachsen wird. Derzeit sollen knapp eine Milliarde Euro in der Hand der Robos sein. Rein rechtlich gesehen treten die digitalen Vermögensmanager dabei als Finanzanlagen- vermittler nach Paragraf 34f Gewerbeordnung oder als Finanzportfolioverwalter mit Erlaub- nis nach Paragraf 32 Kreditwesengesetz auf. Egal mit welcher Lizenz die Anbieter unter- wegs sind: Die Politiker sind sich einig, dass für Robo-Advisors dieselben Anforderungen an den Verbraucherschutz gelten sollen wie im persönlichen Kundenkontakt. Künftig möchte das EU-Parlament jedoch auch den „nichtmenschlichen“ Teil der Beratung besser überwacht wissen. Was kann passieren? „So wie jede Software können auch Algo- rithmen bei Robo-Advisors fehlerhaft sein und so beispielsweise zu Fehlern in der Er- mittlung des Risikoprofils, in der Kapitalver- teilung oder im Bereich des Wertpapierhan- dels führen“, sagt Lars Reiner vom Frankfur- ter Robo-Berater Ginmon. Ob die Onlineplatt- formen die Risikotoleranz eines Kunden eher besser oder eher schlechter als der mensch- liche Berater einschätzen, wird unter Fach- leuten seit Langem kontrovers diskutiert. „Grundsätzlich sehen gerade Robo-Advisors erweiterte Kontrollmechanismen vor – wie in der klassischen Vermögensverwaltung“, sagt Uwe Zimmer, Geschäftsführer des Kölner Be- ratungshauses Z-Invest. „Daher werden Anla- geentscheidungen, aber auch Risikoprofile durch den hohen Grad der Automatisierung sogar akribischer abgeleitet als zuvor.“ Theoretisch könnten solche automatisierten Prozesse genauer prüfen als ein klassischer Berater, meint Zimmer. Der frühere Gründer des Vermögensverwalters Meridio schränkt je- doch ein, dass durch den Wegfall des persön- lichen Gesprächs Risiken auch falsch einge- schätzt werden können. So könnten beispiels- weise Fragen zu den Erfahrungen und Kennt- nissen unzureichend beantwortet werden – und der Kunde dadurch eine riskantere Stra- tegie erhalten als eigentlich erwünscht. Anbieter sollten die Ermittlung des Risiko- profils daher nicht auf die leichte Schulter nehmen. „Wenn der Robo-Advisor den Anle- ger durch missverständliche Risikofragen in eine falsche Risikoklasse einordnet und deshalb ein unpassendes Produkt empfiehlt, haben wir es mit einer fehlerhaften Anlagebe- ratung zu tun“, sagt Roman Becker, Rechts- Die Europäische Union will neue Haftungsregeln für künstliche Intelligenzen schaffen. Von den Plänen könnten auch Robo-Advisors betroffen sein. Roboter unter Kontrolle Mensch oder Roboter: Wer fällt bei den digitalen Vermögensmanagern eigentlich die Entscheidungen? Und wer haftet bei einem Schaden? Die EU möchte den „nichtmenschlichen“ Teil der Beratung besser überwacht wissen.

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