FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2017
zuschauen. Dafür untersuchten Klimek und sein Team für die in Deutschland vertriebenen Portfolios hauptsächlich das Verhältnis aus Risiko und Rendite (Sharpe Ratio) sowie die maximalen Verluste (Maximum Drawdown) und die Dauer der Verlustphasen seit dem Jahr 2006 in rollierenden Dreijahreszeiträumen. Kein Leistungsdefizit „Das Ergebnis unserer Analyse lässt sich in zwei Phasen einteilen“, erläutert Klimek. Bis 2011 hinken Dachfonds tatsächlich ihren direkt anlegenden Pendants hinterher. „Seit Ende 2011 gibt es keine signifikanten Perfor- manceunterschiede mehr zwischen vermö- gensverwaltenden Dachfonds und Nicht- Dachfonds“, hält Klimek fest, der auch Ge- schäftsführer des Vermögensverwalters Euro- switch ist, der selbst Dachfonds auflegt. Das schwache Abschneiden in den Jahren 2006 bis 2011 erklärt der ehemalige Invesco- Deutschland-Geschäftsführer mit dem damals noch eingeschränkten Sortiment. Nach der Zulassung 1998 waren noch nicht sehr viele Produkte am Markt. Von 2001 bis 2011 habe sich die Zahl der Dachfonds dann aber auf mehr als 600 verdreifacht. Außerdem hätte die Einführung der Abgel- tungsteuer 2009 den Dachfondsabsatz beflü- geln können, wäre diese Phase nicht in die Zeit der Finanzkrise gefallen. Daher griffen längst nicht so viele Sparer zu diesen Pro- dukten, obwohl deren größter Vorteil darin besteht, dass bei Umschichtungen innerhalb des Dachportfolios keine Abgaben anfallen. „Die Generalkritik am Dachfonds, dieser sei zu teuer und könne deshalb per se nur schlechter als direkt anlegende Fonds perfor- men, beherrscht seit Langem die öffentliche Meinung“, meint Klimek. Doch dies hält er angesichts seiner Ergebnisse für nicht gerecht- fertigt. „In der Betrachtung nach Kosten prä- sentieren sich Dachfonds als legitime und im Schnitt nicht minder erfolgreiche Ausprägung einer vermögensverwaltenden Dienstleistung“, resümiert Branchenkenner Klimek. Von Fall zu Fall Schließlich stellt sich noch die Frage, wie Dachfonds gegenüber einer Fondsvermögens- verwaltung abschneiden. Dies hängt natürlich vom jeweiligen Produkt ab. Aber auch aus steuerlicher Sicht gibt es keine eindeutige Ant- wort. RP-Experte Hajek hat beide Anlage- varianten mit Blick auf das Ergebnis nach Abzug der Abgaben durchgerechnet. Sein Ergebnis: „Es kommt letztlich auf den Einzel- fall an, welche Hülle steuerlich günstiger ist.“ Unterm Strich stehen die Chancen nicht schlecht, dass die so mit Kritik überschüttete Gattung der Dachfonds trotz aller Widrigkei- ten weiter in der Gunst der Investoren steigen wird. BERND MIKOSCH, SEBASTIAN ERTINGER | FP Zehn Milliardenfonds Die größten Dachfonds nach Volumen in Mrd. Euro 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 Deka-Basisanlage A20 AMB Generali Komfort Dyn. Europa LBBW Balance CR 20 HVB Verm.depot privat Wachstum PI Axa Chance Invest HVB Verm.depot privat Balance PI Unistrategie: Konservativ DWS Funds Invest Verm.strategie Deka-Basisanlage A60 Deka-Basisanlage A40 0 3,15 Mrd. Euro Die größten Dachfonds nach Volumen in Mrd. Euro Mrd. Euro 2,75 Mio. Euro 1,91 Mio. Euro 1,83 Mio. Euro 1,65 Mio. Euro 1,34 Mio. Euro 1,21 Mio. Euro 1,17 Mio. Euro 1,17 Mio. Euro 1,03 Mio. Euro M M M M M Zehn Verkaufsschlager Die Dachfonds mit dem höchsten Mittelaufkommen in Mio. Euro 2017 0 1 0 200 300 400 DWS Funds Invest Verm.strategie Deka-Multimanager ausgewogen CF AL Trust Chance* Fidelity Demografiefonds Konserv. Unistrategie: Konservativ Deka-PB Multimanager ausgew. Deka-Basisanlage A40 Pioneer Diversified Income Best Select Generali Komfort Best Managers Cons. Deka-Basisanlage A60 586,4 Mio. Euro Mittel- aufkommen 2017 Mio. Euro 423,2 Mio. Euro 284,7 Mio. Euro 253,0 Mio. Euro 227,6 Mio. Euro 187,9 Mio. Euro 179,7 Mio. Euro 132,7 Mio. Euro 107,3 Mio. Euro 97,1 Mio. Euro M Kaum Große, viele Kleine Zahl der Dachfonds … Die Kleinen haben wenig zu melden Marktanteil (Volumen) der Dachfonds … 2017* 2 0 % 5 % 10 % 15 % 20 % 25 % 30 % … kleiner 10 Mio. Euro …mit 10 bis 49 Mio. Euro …mit 50 bis 99 Mio. Euro …mit 100 bis 499 Mio. Euro …mit 500 bis 999 Mio. Euro …mit mehr als 1 Mrd. Euro - 2017* 2 M M M M M 0,7 % 32,8 % 7,1 % Marktanteil der Dachfonds … 33,5 % 20,7 % 5,2 % 2017* 2 0 30 60 90 120 … kleiner 10 Mio. Euro …mit 10 bis 49 Mio. Euro …mit 50 bis 99 Mio. Euro …mit 100 bis 499 Mio. Euro …mit 500 bis 999 Mio. Euro …mit mehr als 1 Mrd. Euro 0 % 5 % 10 % 15 % 20 % 2 M M M M M 72 Dachfonds 71 Dachfonds 149 Dachfonds Zahl der Dachfonds... 10 Dachfonds 15 Dachfonds 39 Dachfonds 0 236 www.fondsprofessionell.de | 4/2017 vertrieb & praxis I dachfonds Die Deka stellt gleich drei der zehn größten Dachfonds (linke Grafik). Die „Deka-Basisanlage“ gehört zu den Bestsellern in den Sparkassen. Die Zahl im Fondsnamen gibt an, wie hoch die Aktienfondsquote höchstens sein darf. Ein Blick auf das Ranking verdeutlicht daher, dass sich viele Sparkassen-Kunden immerhin eine Aktienquote von 40 bis 60 Prozent zutrauen. Zuletzt war vor allem die offensivere Variante gefragt (rechte Grafik). *Übernahme von einer anderen KVG | Stand: 31.8.2017 | Quelle: BVI Nur zehn Dachfonds aus der BVI-Statistik verwalten mehr als eine Milliarde Euro (linke Grafik). Doch allein in diesen zehn Portfolios steckt gut ein Drittel des gesamten Markt- volumens (rechte Grafik). Am anderen Ende des Spektrums ist die Vielfalt deutlich größer: Rund 220 Fonds verwalten weniger als 50 Millionen Euro, 72 davon sogar unter zehn Millionen Euro. Diese Mini-Fonds sind in der Existenz bedroht, weil sie kaum wirtschaftlich zu betreiben sind. Stand: 31.8.2017 | Quelle: eigene Berechnungen mit BVI-Daten
RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=