FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2017
240 www.fondsprofessionell.de | 4/2017 ihre Meinung und folgen nun dem Branchen- trend. Das Management der Deka setzte sich nach dem Umschwenken der Genossen noch einmal zusammen und beriet erneut über den Kurs, erfuhr FONDS professionell aus Bran- chenkreisen. Doch die öffentlich-rechtliche Gruppe hielt am Ende an ihrer Position fest. Am Ende teuer bezahlt Verfechter des Wegs, die Researchrechnung den Fonds aufzubürden, verweisen darauf, dass die Neufassung ohnehin ein Nullsum- menspiel sei. Denn die Aufwendungen für Research sind bisher schon in den Transak- tionskosten enthalten – nur eben versteckt. Die Ausgaben für Analysen erscheinen künf- tig einfach nur als eigener sichtbarer Posten. Die Transaktionsgebühren sollten dement- sprechend sinken, da sie ab 2018 allein die Dienstleistung des Wertpapierhandels ab- decken und nicht mehr die der Analyse. Zu- dem sei nicht sicher, dass die Ausgaben für Research tatsächlich wie angekündigt in den Büchern der Asset Manager, sondern vielleicht doch bei den Anlegern landen – in Form hö- herer Managementgebühren. Ob sich ange- sichts des Preisdrucks in der Branche und der Konkurrenz günstiger passiver Produkte tat- sächlich höhere Gebühren durchsetzen lassen, erscheint aber fraglich. Ein weiteres Argument dieser Gruppe: Anleger könnten am Ende teu- er dafür bezahlen, wenn ihre Manager die Ge- bühren auf die eigene Kappe nehmen. Denn dies könnte zu Einsparungen bei den Analy- sen führen, was den Investmentprozess und letztendlich die Performance beeinträchtige. Gänzlich uneigennützig ist die Entschei- dung von Blackrock, Pimco und Co., die Stu- diengebühren selbst zu tragen, wiederum nicht. „Die Asset Manager fürchten, von ihren Kunden mit Klagen überzogen zu werden“, verrät ein Brancheninsider FONDS professio- nell. Denn insbesondere institutionelle Inves- toren könnten darauf beharren, dass das Re- search exklusiv für ihren Fonds genutzt wird – immerhin zahlen sie ja dafür. Die Befürch- tung sei, dass Privatkunden – angestachelt von Anlegeranwälten – in Scharen auf solche Kla- gen aufspringen, so der Insider. In der Praxis ist es schwierig, den Analyse- aufwand auf die Fonds einzeln aufzuteilen – und schier unmöglich, einzelne Studien nur einem Portfoliomanager zuzuweisen. „Die Fondsgesellschaften scheuen solche Diskus- sionen mit den Kunden“, kommentiert Ste- phan Schröter, Gründer der Unternehmens- beratung SMS Business Solutions, das Dilem- ma. „Die bequeme Lösung ist, die Research- kosten auf die eigene Bilanz zu nehmen.“ Wie hoch die Ausgaben für Research letzt- endlich ausfallen könnten, darüber gewährt eine Mitteilung der Deka an die Vertriebspart- ner Einblick, die FONDS professionell vor- liegt. Der Wertpapierdienstleister der Sparkas- sen legte für seine Portfolios einen Maximal- wert fest, der für Analysen von Dritten aufge- wendet werden darf. Diese Höchstgrenze ran- giert zwischen 0,1 und 0,2 Prozentpunkten des jeweiligen Fondsvolumens. „Dies sind Maximalwerte, die in der Praxis keinesfalls voll ausgeschöpft werden“, betont ein Sprecher. Harte Verhandlungen Union Investment hatte ebenfalls schon eine Gebührenordnung für die Researchkosten aufgestellt. Bei den Genossen liegt die Höchstgrenze am oberen Ende bei 20 Basis- punkten, am unteren Ende bei nur fünf Basis- punkten. Bei einem Geldmarktfonds für insti- tutionelle Investoren setzte die Union sogar nur einen Basispunkt an. Dieser Kostenschlüs- sel sei noch entwickelt und herausgegeben worden, bevor die Führungsetage der Union entschieden hatte, die Gebühren selbst zu übernehmen, erklärte ein Sprecher auf Nach- frage der Redaktion. Noch ist in diesem Punkt aber viel im Fluss. Die Verhandlungen zwischen Asset Managern einerseits und den Analysehäusern andererseits sind in vollem Gange – und ver- laufen offenbar zäh. Immerhin ringen Anbie- ter und Abnehmer um eine Dienstleistung, für die es bislang kein eigenes Preisetikett gab. Wie viel Broker oder Investmentbanken für ihr Research verlangen, darüber dringt nur wenig nach außen. Immer wieder kursieren Berichte, dass für ein Telefonat mit einem Staranalysten Summen von bis zu 15.000 US- Dollar abgerufen werden. „Das dürften aber vertrieb & praxis I researchkosten Foto: © privat Stephan Schröter, SMS Business Solutions: „Die Fonds- gesellschaften scheuen Diskussionen mit den Kunden.“ Schwindende Zunft Zahl der Analysten bei den Top-12-Investmentbanken Die großen Investmentbanken streichen ohnehin schon ihre Researchabteilungen zusammen. Mifid II dürfte dies noch verschärfen. Quelle: Bloomberg 0 1000 2000 3000 4000 5000 6000 7000 8000 2016 2013 Aktienanalysten Anleihenanalysten Gesamt Unabhängigkeitsbewegung Marktanteil freier Researchanbieter nach Region in Prozent Während die Banken ihre Analystenreihen ausdünnen, erobern unabhängige Studien- anbieter neue Marktanteile. Quelle: Integrity Research Associates, Quinlan & Associates 0 % 5 % 10 % 15 % 20 % Asien Europa USA 2009 2016 17 % 20 % 5 % 11 % 3 % 9 %
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