FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2017
242 www.fondsprofessionell.de | 4/2017 Einzelfälle sein“, glaubt Unternehmensberater Schröter. „Normalerweise ist der Zugang zu einemAnalysten Teil eines Gesamtpakets.“ Letztlich scheint das Regelwerk sein Ziel zu erreichen. „Die Transparenz bei den Kos- ten eines Fonds nimmt zu“, sagt Schröter. Auch die Handelsgebühren sinken. „Zudem entwickelt sich tatsächlich ein echter Markt für Research.“ Analysen, die keinen echten Mehrwert bieten, verschwinden allmählich vom Markt. Banken konzentrieren sich auf die Handelsaktivitäten. Dafür wachsen die Chancen für unabhängige Häuser, Abnehmer für ihre Erkenntnisse zu finden. Schon von 2009 bis 2016 ist der Marktanteil freier Ana- lyseanbieter um sechs Prozentpunkte gestie- gen (siehe Grafik „Unabhängigkeitsbewe- gung“ auf Seite 240). Dieser Trend dürfte an Fahrt gewinnen. „Dies entspricht der Intention der Regulierer. Und es ist im ge- samtwirtschaftlichen Sinne tatsächlich wün- schenswert, dass Research aus unabhängigen Quellen stammt“, argumentiert Schröter. Mahnende Stimme In der Diskussion erhob sich jedoch auch eine mahnende Stimme: Die Fondsbranche fokussiere sich bei der Umsetzung von Mifid II zu sehr auf den Umgang mit den Kosten für externes Research, kritisierte Fidelity-Che- fin Abigail Johnson in einem Gastbeitrag für die Wirtschaftszeitung „Financial Times“. „Ich unterstütze vollkommen die Ziele neuer Re- gelwerke wie Mifid II“, schrieb die Präsiden- tin und Vorstandsvorsitzende des US-Anbie- ters. „Aber es ist entscheidend, dass wir einen Schritt zurück treten und das ganze Bild be- trachten“, appellierte Johnson. Die Managerin macht zwei Stoßrichtungen der neuen Regeln aus: Einerseits sollen die Kosten für Anleger transparenter werden und sinken, andererseits soll der wirtschaftliche Erfolg der Investment- häuser an die für die Kunden erwirtschafteten Renditen gekoppelt werden. So führt das Haus ein neues Gebührenmodell ein, bürdet die Researchkosten aber den Anlegern auf (lesen Sie mehr dazu ab Seite 254). Aber auch seitens der Regulierung offen- bart sich auf globaler Ebene ein Flickentep- pich: Denn während in Europa mit Mifid II die Analysten Research in Rechnung stellen müssen, dürfen sie in den USA kein Geld für ihre Studien verlangen. Dies ist dort nur statt- haft, wenn sie eine Lizenz als Investmentbe- rater beantragen. So plagen sich derzeit viele weltweit aktive Institute mit der Frage, wie sie den Spagat zwischen europäischen und amerikanischen Regeln schaffen sollen. Und auch den Anlegern ist mit einem weltweit so widersprüchlichen Regelwerk nicht geholfen. SEBASTIAN ERTINGER | FP vertrieb & praxis I researchkosten Foto: © Stefan Krutsch Photographie, Union Investment Joachim Reinke, Union Investment: „Wir gehen von einer Reduzierung der Kosten für unsere Kunden aus.“ Tobias Pross, Allianz GI: „Wir wissen, dass wir uns mit unserer Entscheidung nicht nur Freunde machen.“ So geht die Branche mit Researchkosten um Kosten den Fonds zurechnen: Amundi* Carmignac Deka Fidelity International Kosten selbst übernehmen: Aberdeen Standard Investments Allianz Global Investors Aviva Investors Axa IM Bantleon Barings Bellevue Blackrock Bluebay BNP Paribas*** Columbia Threadneedle Credit Suisse AM Deutsche AM Ethenea First Private IM Fisch AM Flossbach von Storch Franklin Templeton GAM Goldman Sachs AM Hermes HSBC Global AM Insight Investment Invesco** Investec Janus Henderson*** JO Hambro J.P. Morgan AM Jupiter Kempen Capital Legal & General M&G Man Group*** Meag Morgan Stanley IM NN Investment Partners Pimco RBC AM Robeco Russell Investments Schroders*** State Street Global Advisors T. Rowe Price UBS Global AM Unigestion Union Investment*** Vanguard Vontobel AM Ausgewählte Anbieter. *Wollte Kosten zunächst den Fonds zurechnen, nun noch nicht entschlossen. | **Ursprünglich war der bevorzugte Weg, Kosten den Fonds zuzurechnen. | ***Wollte Kosten zunächst den Fonds zurechnen, nun anders entschieden. Quelle: FT Research, Anbieter, FONDS professionell, Stand: 9.11.2017 Zaghafte Analysten Frage: Preismodell unter Mifid II schon festgelegt? Noch längst nicht alle Analysehäuser wissen, wie sie künftig ihre Dienste verkaufen. Quelle: KPMG-Umfrage, Ende Juni 2017 Unent- schlossen 29 % Nein 14 % Ja 57 %
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