FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2017

256 www.fondsprofessionell.de | 4/2017 in den USA ist sie kaum verbreitet. Fidelity will das Modell aber auf jeden Fall global ausrollen. „Es ergibt aus unserer Sicht keinen Sinn, Mifid-II-Kunden anders zu behandeln als zum Beispiel asiatische Kunden. Jeder sollte die gleiche Transparenz und Zugang zum gleichen Gebührenmodell erhalten“, sagt Leisten. Die Einführung brauche aber Zeit. Im Frühjahr 2018 dürften die ersten Anteilsklas- sen öffnen. Dass neben Aktienfonds auch bei anderen Anlageklassen die Fulcrum Fee hin- zutritt, sei denkbar, so Leisten. Null Euro Gebühr Allein ist Fidelity mit dem Schritt nicht. So startete Allianz Global Investors wenige Tage zuvor in den USA ein Pilotprojekt. Bei drei Aktienportfolios zahlen Anleger nur eine Minimalgebühr von 0,05 Prozent. Erst wenn der Fonds den Vergleichsindex übertrifft, zweigt sich die Tochter des Münchner Versicherungsriesen 20 Prozent des Mehrertrags ab. „Unsere Initiative in den USA ist eine Antwort auf den Boom der Indexfonds“, begründete Allianz-GI- Chef Andreas Utermann den Probelauf. „Es ist die richtige Lösung im Brot-und- Butter-Geschäft, um diesen Produkten Paroli zu bieten.“ Schon im Frühjahr hatte Alliance Bernstein in den USA mehrere Fonds mit einem Tarifsystem im Stile der Fulcrum Fee lanciert – die Einführung aber still und heimlich vollzogen. In Europa wiederum hatte die Edhec Business School im Mai 2016 ein variables Vergütungsmodell für seinen „Scientific Beta Multi-Factor Multi-Strategy Index“ ein- geführt. Entsprechend lobt Noël Amenc, De- kan der Edhec Business School in Nizza, den Schritt von Fidelity. Die Franzosen gehen nun sogar noch einen Schritt weiter: Wenn ihr Smart-Beta-Index den Vergleichsmaßstab nicht übertrifft, fallen für Fondsanbieter, die den Index nutzen, gar keine Gebühren mehr an. „Fidelity sollte der Logik folgen und eben- falls die Gebühren auf null senken, wenn die Fonds ihre Benchmark nicht übertreffen“, fordert Amenc. Diskussion um faire Tarife So weit wird Fidelity wahrscheinlich nicht gehen. Einig sind sich die Gebühren-Pioniere jedoch in einem Punkt: Das klassische volu- menabhängige Tarifsystem wird an Bedeu- tung verlieren. „Als Asset Manager sollten wir ganz grundsätzlich die Art und Weise über- denken, wie unsere Dienstleistungen vergütet werden“, sagt Leisten. Diesen Auftrag hätten die Regulierungsbehörden der Branche indi- rekt mit immer neuen Vorschriften gegeben. Allianz-GI-Chef Utermann hat dies zu Beginn des Jahres noch drastischer ausge- drückt. „Die Branche ist träge und selbstzu- frieden geworden“, so seine Diagnose. „Das Nutzenversprechen der Asset Manager passt oftmals nicht zu den Bedürfnissen der Kun- den.“ Dementsprechend müsse sich die Indus- trie viel besser auf die Anliegen und Wünsche der Anleger einstellen. Im Zuge dessen würde branchenweit der Anteil volumenabhängiger Gebühren sinken, der von erfolgsabhängigen Vergütungsmodellen hingegen zunehmen. Fidelity-Mann Leisten ergänzt: „Wir möchten die Diskussion um faire und transparente Gebührenmodelle eröffnen und vor allem tragfähige Lösungen liefern. Die Fulcrum Fee hat das Potenzial dafür – und zwar für die gesamte Branche.“ Ob das neue Modell die hohen Erwartungen erfüllt, wird sich zeigen – wenn die Kunden es annehmen. SEBASTIAN ERTINGER | FP vertrieb & praxis I neue gebührenmodelle Foto: © Christoph Hemmerich, Allianz Global Investors Andreas Utermann, Allianz Global Investors: „Das ist die richtige Lösung im Brot-und-Butter-Geschäft.“ Alexander Leisten, Fidelity: „Wir sollten grundsätzlich überdenken, wie unsere Dienstleistung vergütet wird.“ Der richtige Dreh bei der Zeche Bei der „Fulcrum Fee“ steigt und fällt der Gebührensatz mit der Leistung des Managers. Die Fulcrum Fee (Dreh- oder Angelpunkt-Gebühr) richtet sich danach, wie ein Fonds im Vergleich zu einem Index abschneidet. Je deutlicher ein Manager den Markt übertrifft, desto mehr fällt auch für den Asset Manager ab. Je weiter ein Fonds jedoch der Marktentwicklung hinterherhinkt, desto geringere Gebühren müssen die Fondsanleger zahlen. Die Höhe des Auf- oder Abschlags ist jeweils durch eine Schwelle begrenzt. Quelle: Fidelity International 2013 2016 2013 Höhe der Verwaltungsgebühr Wertentwicklung des Fonds Fonds hinkt Vergleichsindex hinterher Fonds übertrifft Vergleichsindex Obere Schwelle Untere Schwelle Aufschlag bei Outper- formance Abschlag bei Under- performance Derzeitige Verwaltungsgebühr Ausgangsniveau der neuen Gebühr Abschlag zur derzeitigen Gebühr … … ist größer als die künftig anfallenden Research- kosten Wertentwicklung des Vergleichsindex (nach Abzug der Kosten) F 2016 F 2013 2016

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