FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2017
nur Zugang zum EU-Vertriebsraum bie- ten kann, sondern über die Währungs- und Zollunion auch zu einem wichtigen Standort wie der Schweiz. Ein durchaus vielschichtiges Thema wie der Brexit wird natürlich auch hierzulande breit diskutiert. Für Liechtenstein geht es vor allem darum, dass der Zugang zum britischen Markt gewahrt bleibt. Wir streben auch in Zukunft den Erhalt der guten und engen Beziehungen mit Großbritannien an. Derzeit prüfen wir mit unseren EWR/EFTA-Partnern verschiedene Modelle einer Anbindung an das EU/UK-Ab- kommen. Eine Anbindung an diese EU/UK- Lösung erachten wir als beste Option, um die Integrität des Binnenmarktes zu sichern. Über solche allgemeinen Lösungen hin- aus will aber doch ein Standort wie Liechtenstein sicher auch von den mit einem Brexit verbundenen Veränderun- gen profitieren? Natürlich, aber wir sollten realistisch bleiben. Allein von den Größenverhältnissen her sind wir nicht der Platz für eine große Bank oder eine große Versicherung, die eventuell hun- derte von Mitarbeitern mal eben von London nach Liechtenstein auslagert. Das würde allein schon von unseren Aufnahmekapazitäten her nicht funktionieren. Aber wir werden sicher darauf aufmerksam machen, dass wir über die erwähnt guten Standortvorteile verfügen und für gewisse spezialisierte Ableger als Standort sehr attraktiv und interessant sein können, eben weil wir über den Zugang zum euro- päischen Markt und gleichzeitig zur Schweiz verfügen. Das ist eine einmalige Konstella- tion, die ansonsten kein anderes Land bieten kann. Andererseits bringen viele Marktteilneh- mer einen Standort wie Liechtenstein immer noch vor allem mit dem Steuer- thema in Verbindung. Inwieweit gibt es aus Ihrer Sicht noch steuerliche Altlasten abzuarbeiten? Schon kurz nach meinem Amtsantritt im März 2013 haben wir eine Regierungserklä- rung abgegeben, die die Liechtenstein-Erklä- rung unserer Vorgängerregierung in dieser Hinsicht nochmals ergänzt und verstärkt hat. Wir haben uns klar dafür ausgesprochen, als sogenannter „Early Adopter“ den automa- tischen Informationsaustausch (AIA) von Steuerdaten einzuführen. Für das Steuerjahr 2016 ist dieser Austausch mit den EU-Staaten gerade erfolgt. Für diese Staaten ist das The- ma damit erledigt. In einer zweiten Phase, die im kommenden Jahr folgen wird, wird dieser Austausch von Steuerdaten mit weiteren wichtigen Staaten außerhalb der EU erfolgen. Sie sehen, das Thema Steuerehrlichkeit ist aus unserer Sicht längst positiv geregelt. Liech- tenstein hat sich bewusst aktiv auf die neue Situation eingestellt und auch entsprechende Entscheidungen getroffen und umgesetzt. Dass das inzwischen auch in anderen Ländern akzeptiert ist, sehen wir allein schon daran, dass wir in dieser Beziehung massiv an Reputation gewonnen haben. Woran machen Sie denn diesen Reputa- tionsgewinn fest? Im Gegensatz zu früher pflegen wir heute einen sehr guten und freundschaftlichen Aus- tausch auf höchster Ebene, wenn ich an meine Treffen mit Wolfgang Schäuble, etwa im Rah- men der regelmäßigen Treffen der deutsch- sprachigen Finanzminister denke, oder auch an die Begegnung mit Angela Merkel. Liech- tenstein wird heute als verlässlicher Partner wahrgenommen. Wie groß ist die Gefahr, dass das Steuer- thema Ihr Land wieder einholt? Im Zuge von Enthüllungen wie den Panama Papers wurde bekannt, dass zwei Drittel der ehemals hier ansässigen Treuhand- stiftungen inzwischen in fiskalische Oasen abgewandert sind. Machen Ihnen solche Berichte Sorgen, in denen dann eventuell auch wieder Vaduz als ur- sprünglicher Standort genannt wird? Natürlich sind wir nie davor gefeit, dass irgendwo auch einmal wieder der Name Liechtenstein in diesem Zusammenhang auf- taucht. Das ist natürlich unschön, insbeson- dere weil wir seit Jahren unsere Steuerkon- formitätsstrategie konsequent umsetzen. Der starke Rückgang der Gesellschaften und Stiftungen ist auch auf diese Strategie zurück- zuführen. Sorgen macht mir dies aber nicht, da die Stiftung nach wie vor ihre Berechti- gung hat. Wir sorgen dafür, dass unser Stand- ort sauber bleibt, und bekämpfen Missbrauch konsequent. Dafür haben wir die entspre- chenden Strukturen geschaffen mit einer sehr guten Finanzmarktaufsicht und einer kom- petenten Financial Intelligence Unit, die als Meldestelle dient und allen Verdachtsmit- teilungen nachgeht. Vielen Dank für das Gespräch. HANS HEUSER | FP vertrieb & praxis I adrian hasler | regierungschef von liechtenstein 286 www.fondsprofessionell.de | 4/2017 » Im Gegensatz zu früher pflegen wir heute einen sehr guten und freundschaftlichen Austausch auf höchster Ebene. Liechtenstein wird heute als verlässlicher Partner wahrgenommen. « Adrian Hasler, Regierungschef Foto: © Eddy Risch Adrian Hasler: „Wir sorgen dafür, dass unser Standort sauber bleibt, und bekämpfen Missbrauch konsequent. Dafür haben wir die entsprechenden Strukturen geschaffen.“
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