FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2018

102 www.fondsprofessionell.de | 1/2018 sich gerade. Bis Ende des Jahres werden wir ESG-Kriterien in jeden unserer Investment- prozesse integriert haben“, sagt Ramsey. „Das bedeutet nicht, dass wir künftig nur noch in ökologisch und ethisch absolut vorbildliche Firmen investieren. Aber ein schlechter ESG- Wert ist ein Malus, der an anderer Stelle in der Unternehmensbewertung ausgeglichen werden muss. Und wir werden in Gesprächen mit dem Management auf positive Verän- derungen drängen.“ Auch J.P. Morgan AM hat begonnen, ESG- Kriterien in viele Investmentprozesse zu inte- grieren. Den Anfang machten Schwellen- länderfonds. „Das mag auf den ersten Blick erstaunlich klingen, hat aber einen einfachen Grund“, erläutert Hardy. „In den Schwellen- ländern finden Themen wie Corporate Gover- nance und Umweltschutz noch recht wenig Beachtung. Entsprechend hoch ist die Gefahr, dort auf dem falschen Fuß erwischt zu werden. Dieses Risiko lässt sich durch die Berücksichtigung von ESG-Kriterien deutlich reduzieren.“ Künftige Gewinner finden Es greife jedoch zu kurz, ESG-Integration nur als Teil des Risikomanagements zu sehen, sagt Willem Schramade, Portfoliomanager bei NN Investment Partners. „Eigentlich steckt hinter diesem Schlagwort deutlich mehr: Es geht um die Analyse, wie Unternehmen hin- sichtlich künftiger Heraus- und Anforderun- gen aufgestellt sind, also wie sich ESG-Fak- toren auf wesentliche Unternehmenskennzah- len wie Gewinn und Wachstum auswirken.“ Auf lange Sicht werden ESG-Kriterien flä- chendeckend in Bewertungsmodelle für Aktien einfließen, ist Schramade überzeugt. „Bei vielen Geschäftsmodellen ist das heute schon sinnvoll: Beispielsweise wird ein Alu- miniumhersteller, der energieeffizient produ- ziert, weniger stark unter steigenden Kosten für Kohlendioxidemissionen leiden als seine Wettbewerber. Wer solche Faktoren berück- sichtigt, findet die künftigen Gewinner.“ Wie das aussehen kann, zeigt eine Initiative von Oddo BHF Asset Management. Im De- zember stellte der Fondsanbieter einen neuen Ansatz vor, wie er auf den Klimawandel rea- giert. „Wir weisen zum einen die CO 2 -Inten- sität unserer Portfolios aus. Weil es sich dabei aber um eine statische Zahl handelt, die die Vergangenheit spiegelt, haben wir zusätzlich einen Indikator entwickelt, der den Beitrag der einzelnen Unternehmen zur Energiewende messen soll“, sagt Nicolas Jacob, Leiter des ESG-Research. Die qualitative Analyse basiert auf eigenen Recherchen, Veröffentlichungen des Unternehmens und externen Research-Be- richten. Steht der hauseigene „Energy Transi- tion Analysis“-Indikator (ETA) bei fünf, trägt das Unternehmen vorbildlich zum Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft bei, ein ETA-Score von eins dagegen steht für einen Klimasünder. Aus den Ergebnissen der ein- zelnen Unternehmen ergibt sich ein Wert für das gesamte Portfolio. „So lässt sich auf einen Blick erkennen, ob ein Fonds eher zu den Profiteuren oder zu den Verlierern der Ener- giewende gehören wird“, sagt Jacob. Rund 38 Prozent der von Oddo BHF Asset Management in Paris verwalteten Anlagen be- rücksichtigen in ihrem Investmentprozess mittlerweile ESG-Kriterien. 75 Prozent dieser Fonds entsprechen laut Jacob bereits den An- forderungen des Pariser Klimaabkommens. Ökonomisch von Vorteil „Für uns steht ganz klar die Wirtschaftlich- keit eines Unternehmens im Vordergrund“, betont Daniel Lösche, Investmentstratege bei Schroders. „Wir haben allerdings festgestellt, dass Firmen, die das Thema ESG ernst neh- men, schneller wachsen und langfristig profi- tabler sind als andere. Darum ergibt es auch aus ökonomischen Gründen Sinn, beim Inves- tieren ESG-Kriterien zu beachten.“ Schroders untersucht beispielsweise, wie stark ein Unter- nehmen und seine Zulieferer Umweltaspekte berücksichtigen, wie sie mit Mitarbeitern und Kunden umgehen und wie es um das gesell- schaftliche Engagement bestellt ist. Auch der Frauenanteil in der Unternehmensführung und die Frage, ob ein Konzern ehrlich seine Steu- ern zahlt, spielen eine Rolle. Für das ESG-Research bei Schroders ist ein elfköpfiges Team verantwortlich. Dessen Er- markt & strategie I nachhaltigkeit Foto: © Oddo BHF Asset Management, NN Investment Partners, Schroders Willem Schramade, NNIP: „Wir investieren nur in die Unternehmen, die helfen, die Welt zu verbessern.“ Nicolas Jacob, Oddo BHF AM: „Wir müssen deutlicher herausstellen, welchen Einfluss unser Engagement hat.“ Daniel Lösche, Schroders: „Firmen, die das Thema ESG ernst nehmen, wachsen schneller und sind profitabler.“ » In den Schwellenländern finden Themen wie Corporate Governance und Umweltschutz noch recht wenig Beachtung. « Rob Hardy, J.P. Morgan AM

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