FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2018
104 www.fondsprofessionell.de | 1/2018 kenntnisse nutzen nicht nur die explizit nach- haltig gemanagten Fonds. „Auch die Kollegen aus dem Global-Equities-Team greifen auf dieses Research zurück“, sagt Lösche. „Bei immer mehr Portfolios sind ESG-Kriterien in den Investmentprozess integriert, finden also auch bei ‚normalen‘ Fonds Beachtung.“ Portfoliomanager Schramade ist überzeugt davon, dass nachhaltige Geldanlage nicht nur dem Depot gut tut, sondern tatsächlich etwas bewirken kann. „Mit unserem Fonds NN Glo- bal Equity Impact Opportunities investieren wir nur in die 20 Prozent der Unternehmen, die helfen, die Welt zu verbessern“, sagt er. Um sich ihr Investmentuniversum zusammen- zustellen, orientieren sich Schramade und sei- ne Kollegen an den „Zielen für nachhaltige Entwicklung“ der Vereinten Nationen. Dazu gehören Stichworte wie Ernährungssicherheit, Bildung, Armutsbekämpfung, Gesundheit und der Kampf gegen den Klimawandel. „Bislang haben wir weltweit 10.000 von insgesamt 15.000 börsennotierten Unternehmen analy- siert. 2.000 von ihnen haben einen positiven ‚Impact‘ im Sinne der Nachhaltigkeitsziele. Interessant dabei ist, dass diese Unternehmen im Schnitt weniger riskant sind und zugleich schneller wachsen als der breite Markt.“ Wie groß ist der Einfluss? Kritiker wenden ein, dass ein nachhaltiger Aktienfonds kaum dabei helfen kann, die Umwelt zu schützen, Waffenexporte zu stop- pen oder Kinderarbeit zu verhindern. An der Börse wechseln die Aktien ja nur ihren Besit- zer – weder wird Umweltsündern Kapital ent- zogen, noch erhalten vorbildliche Firmen fri- sches Geld. „Das Argument, dass Öko- und Ethikfonds in den Unternehmen nichts verän- dern können, lasse ich nicht gelten“, sagt An- dreas W. Korth, dessen Good Growth Institut Endanleger berät und Finanzberater zur nach- haltigen Geldanlage schult. Es sei zwar rich- tig, dass das Kapital solcher Fonds nicht eins zu eins in nachhaltige Projekte fließt. „Ent- scheidend ist aber der Prozess: Die Unterneh- men werden durch Fragebögen und Fonds- managergespräche darauf gestoßen, dass die Investoren auf ESG-Kriterien achten. Sie müssen sich anstrengen, um in diversen Ran- kings eine höhere Punktzahl zu erreichen“, sagt Korth. „Als Anleger sieht man das nicht direkt – aber der Hebel ist durchaus da.“ Insbesondere die sogenannten „Millennials“ glauben, dass ihre Anlageentscheidungen tat- sächlich Wirkung haben. 75 Prozent der jun- gen Generation sind beispielsweise überzeugt davon, mit ihren Investments den Klimawan- del beeinflussen zu können, zeigte jüngst eine Umfrage von Morgan Stanley in den USA. In der breiten Bevölkerung vertraten nur 58 Pro- zent diese Ansicht. Millennials investieren außerdem mit doppelt so hoher Wahrschein- lichkeit in nachhaltig wirtschaftende Unter- nehmen als der Durchschnitt. Auch wenn die- se Generation noch nicht viel Geld hat, das sie anlegen könnte, sind diese Erkenntnisse für Fondsanbieter und Vermögensverwalter relevant, schließlich gehören die „Millennials“ zu den Gutverdienern von morgen – und zu den Erben von übermorgen. Auch generell steigt das Interesse an nach- haltiger Geldanlage. Schroders ließ mehr als 22.000 Anleger aus 30 Ländern befragen. 78 Prozent der Teilnehmer gaben an, das Thema sei ihnen heute wichtiger als noch vor fünf Jahren. Um das zu fördern, müsse es der Branche gelingen, deutlicher herauszustellen, welchen Einfluss ihr Engagement hat, meint Oddo-BHF-Experte Jacob. „Hilfreich wäre ein einfacher, verständlicher Indikator. Bei Umweltthemen ist das beispielsweise mit dem CO 2 -Fußabdruck möglich. Bei Fragen der guten Unternehmensführung oder der Ethik ist das deutlich schwieriger.“ Drei Optionen Dass Nachhaltigkeit in der privaten Geld- anlage noch eine Nebenrolle spielt, hat für Finanzberater Korth einen einfachen Grund: die Trägheit der Banken. „Sie arbeiten seit Jahren mit dem ‚Magischen Dreieck der Geldanlage‘ aus Rendite, Risiko und Liquidi- tät. Nachhaltigkeit käme als vierte Dimension hinzu und würde die Komplexität des Bera- tungsprozesses erhöhen.“ Würden die Banken von sich aus nachhaltige Investments anbie- ten, stieße das bei vielen Anlegern auf großes Interesse, ist er überzeugt. Und wie können Berater ihre Kunden über- zeugen, nachhaltig zu investieren? „Ich stelle Kunden immer drei Optionen zur Wahl“, be- richtet Korth. „Wären Sie bereit, für Nach- haltigkeit auf Rendite zu verzichten? Würden Sie in einen Nachhaltigkeitsfonds investieren, wenn das nicht auf Kosten der Performance geht? Oder wollen Sie das Thema außen vor lassen, weil Ihrer Meinung nach Geld verdie- nen und Nachhaltigkeit nichts miteinander zu tun haben? Die mit Abstand meisten Kunden entscheiden sich für die zweite Option.“ Korth glaubt, dass in zehn Jahren quasi jeder Fonds nachhaltig investieren wird. „Das ist wie beim Kat im Auto: Früher mal un- denkbar, heute hat jedes Fahrzeug einen. Sau- ber sind die Autos zwar immer noch nicht – aber deutlich sauberer als früher.“ BERND MIKOSCH | FP markt & strategie I nachhaltigkeit Foto: © Sarah Weal, Good Growth Institut Andreas W. Korth, Good Growth Institut: „In zehn Jahren wird quasi jeder Fonds nachhaltig investieren.“ Laurent Ramsey, Pictet AM: „Bis Ende des Jahres inte- grieren wir ESG-Kriterien in jeden Investmentprozess.“ » Das Argument, dass Öko- und Ethikfonds in den Unternehmen nichts verändern können, lasse ich nicht gelten. « Andreas W. Korth, Good Growth Institut
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