FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2018

wenn die jüngste Wirtschaftsentwicklung durchaus sehr positiv verlaufen ist. Zumal wir irgendwann in den USA auch wieder einer Rezession entgegensehen werden. Wir wissen natürlich heute noch nicht, wann das der Fall sein wird, aber eine Abschwächung der US- Wirtschaft wird auch dann sicher nicht ohne Auswirkungen und Rückkopplungen auf andere Regionen der Welt ablaufen. Aus die- sem Grund liegt noch eine ganze Reihe von Aufgaben vor uns. Sonst wird es extrem schwer werden, solchen rezessiven Tendenzen effizient zu begegnen. Andererseits scheint doch zumindest die Federal Reserve sich zu beeilen, was die Anhebung der Zinsen angeht. Tut sie das wirklich? Nach meinem Eindruck kann man da nicht von beeilen sprechen. Die Verantwortlichen dort agieren aus verständ- lichen Gründen nach wie vor vorsichtig und bedacht. Man muss doch schon sagen, dass zum Glück eine Große Depression im Sinne von 1929 und 1930 vermieden werden konn- te. Aber es war schon etwas durchaus extrem Gravierendes, was die Geschehnisse im Jahr 2008 angeht. Allein die Tatsache, dass man weder in den USA noch in Europa oder Japan davon sprechen kann, dass die Märkte bereits nach kurzer Zeit wieder sozusagen korrekt funktioniert hätten, ist doch bemerkenswert. Auch in den USA hat man sich nur sehr behutsam von einer vorsichtigen Politik gelöst, übrigens nicht durch eine Erhöhung der Zinsen, sondern durch eine Reduzierung der Kaufprogramme für Anleihen und eine gewisse Stabilisierung des Fed-Portfolios. Aber man kann doch noch immer nicht von einer normalen Situation sprechen, in der die Geldpolitik sich heute bewegen würde. Würden Sie zustimmen, dass die Zen- tralbanken sich sozusagen selbst eine Falle gestellt haben? Dass die Politik, die sie betrieben haben, zwar die richtige war, aber dass sie sich in eine Situation manövriert haben, aus der sie nicht mehr herauskommen? Man hat doch gesehen, wie nervös der Markt allein auf die Ankündigung eines Taperings in den USA reagiert hat. Sind wir in der Falle? Mit der Geldpolitik allein wird es nicht mög- lich sein, für ausreichende Stabilität zu sorgen. Auch die anderen relevanten Marktteilnehmer in den verschiedenen Wirtschaftsräumen – von Politik über Unternehmen bis hin zu So- zialverbänden und zum Privatsektor – stehen 119 www.fondsprofessionell.de | 1/2018 ren Situation als vor der Krise“ » Die Verantwortlichen in der amerikanischen Notenbank agieren aus verständlichen Gründen nach wie vor vorsichtig und bedacht. « Jean-Claude Trichet

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