FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2018
142 www.fondsprofessionell.de | 1/2018 markt & strategie I prognose-check Foto: © DWS Klaus Kaldemorgen / DWS 2014 These 1: Die Schuldensituation in Europa ist eines der Gebiete, das aktuell keine Sorgen mehr macht. Realität: Tatsächlich schafften es die Peripheriestaaten nicht mehr so oft in die Schlagzeilen wie in den Jahren zu- vor. Zumindest nicht mit ihrer Schulden- situation. Das konnte man auch an den Spreads ablesen, die bei Staaten der Peripherie und den Kernländern deutlich zusammenliefen. Prognosekraft: +++ These 2: Das Aktienumfeld bleibt wei- terhin positiv, wobei der europäische Aktienmarkt den US-Markt aufgrund überraschender EZB-Aktionen outper- formen könnte. Realität: Tatsächlich konnte der Euro- stoxx 50 nach dem Gipfel noch mehr als vier Prozent an Wert zugewinnen, der US-Markt schaffte im selben Zeit- raum jedoch plus 15 Prozent. Prognosekraft: ++ These 3: Nachdem man in den Indus- trienationen nicht mehr für das aufge- nommene Risiko bezahlt wird, bieten sich Anleihen aus den Emerging Mar- kets, etwa aus Brasilien, als Alternative an. Das zugrunde liegende Szenario: potenziell positive Währungseffekte nach Schwäche, hohe Renditen und Hoffnung auf eine stabile Entwicklung der Anleihenmärkte. Realität: Tatsächlich haben sich bei- spielsweise in Brasilien Wechselkurs, Anleihenkurs und die hohen Renditen bemerkenswert stabil entwickelt. Ein Einstieg in lokale Bonds hat sich also je nach Zeitpunkt des Investments enorm rentiert. Prognosekraft: +++ 2015 These 1: Es gibt einen Trend „weg vom Euro, hin zum US-Dollar“. Fest macht Kaldemorgen diese Beobach- tung an der Zinsdifferenz, die es „im US-Dollar ermöglicht, zumindest noch kleine Renditen“ zu erwirtschaften, und an einem verlockenden High-Yield- Markt, der die Nachfrage nach dem Greenback ebenfalls steigern sollte. Realität: Kaldemorgen hat mit dieser Analyse ins Schwarze getroffen. Der US-Dollar konnte nach dem Gipfel gegenüber dem Euro um vier Prozent zulegen. Prognosekraft: +++ These 2: Bei Öl ortet Kaldemorgen nach dem Gemetzel aus dem Vorjahr „keinen signifikanten Anstieg nach oben“. Als einer der Gründe wird Saudi-Arabien angeführt, das bei der Produktion „wieder am Treppchen ste- hen will“. Realität: Tatsächlich erhöhte die Opec die Produktion im Jahresverlauf um rund zehn Prozent. Der Ölpreis zeigte aber weder einen auch nur insignifikan- ten Anstieg, noch konnte er sich auch nur halbwegs stabil halten. Stattdessen verlor das Fass Brent bis Jahresende 30 Prozent an Wert. Prognosekraft: + / – These 3: Der bis dahin schon gefallene Ölpreis kann negative Einflüsse auf den US-Aktienmarkt haben und diesen im Vergleich zu Europa nach unten ziehen. Realität: Der S&P 500 konnte im Jah- resverlauf um 2,5 Prozent zulegen. Das ist zwar immerhin ein Plus, liegt aber deutlich unter dem langfristigen Durch- schnitt von acht Prozent. Im Vergleich zu Europa hielt sich der Index gut, lag der Eurostoxx 50 bis Jahresende doch drei Prozent im Minus. Prognosekraft: + / – 2016 These 1: Kaldemorgen erwartet auf- grund der niedrigen Preise einen Rück- gang der Ölproduktion, nicht zuletzt in den USA. Als Konsequenz sollte sich der Ölpreis gegen Ende des Jahres stabilisieren und die Kurse der Ölunter- nehmen um 20 bis 30 Prozent in die Höhe schießen lassen. Realität: Tatsächlich stabilisierte sich der Ölpreis nicht nur, ein Fass der Nord- see-Sorte Brent war am Ende des Jah- res um 65 Prozent teurer als zum Zeit- punkt des Gipfels. Bei der Prognose zu den Kursen der Ölunternehmen landete Kaldemorgen einen Volltreffer: Der Bloomberg World Energy Index lag zu Jahresende 25 Prozent im Plus. Prognosekraft: ++ These 2: Die bislang relativ wertschät- zende Sichtweise auf die Notenbanken hat sich 2016 ins Gegenteil verkehrt. „Im besten Fall werden sie den Märkten nicht schaden. Aber ich fürchte, sie werden die Füße nicht still halten kön- nen.“ Aus diesem Grund äußert er sich Aktien gegenüber vorsichtig. Realität: Der S&P 500 legte mit einem Plus von 15 Prozent eine überzeugende Leistungsschau ab, der Eurostoxx lag immerhin vier Prozent im Plus. Die Vor- sicht gegenüber Aktien war also etwas zu stark ausgeprägt. Prognosekraft: + / – These 3: Die skeptische Einschätzung der Notenbanken lässt Kaldemorgen erhöhte Volatilitäten an den Währungs- märkten befürchten. Darin ortet er „das größte Risiko“ für 2016. Realität: Schränkt man die Sichtwei- se auf den Euro-Dollar-Markt ein, so waren die Volatilitäten unauffällig und lagen laut Bloomberg-Daten unter den Werten von 2015. Prognosekraft: – – – 2017 These 1: Die Trump-Politik führt zu einer Abschaffung der „Globalisierungs- Dividende“, von der die USA die ver- gangenen Jahrzehnte extrem profitiert haben. Die Negativ-Effekte würden vor allem in der zweiten Jahreshälfte schla- gend werden. Aus diesem Grund sieht Kaldemorgen den US-Aktienmarkt „mit einer gewissen Skepsis“. Realität: Der S&P 500 konnte ab dem Gipfel um 17 Prozent zulegen. Mit elf Prozent fielen die Gewinne in der zweiten Jahreshälfte überproportional hoch aus. Prognosekraft: – – – These 2: Die Zinsen werden in den USA stärker steigen als in Europa. Realität: Sowohl für die Leitzinsen als auch die Geldmarktzinsen ist diese Pro- gnose eingetreten. Während die EZB untätig blieb, hat die US Federal Re- serve dreimal die Zinsen angehoben. Der dreimonatige Euribor verharrte re- gungslos bei minus 0,3 Prozent, wäh- rend der dazu analoge Dollar-Libor von rund einem auf 1,7 Prozent kletterte. Prognosekraft: +++ These 3: Corporate High Yields wer- den 2017 Stärke zeigen. Realität: Die Prognose trat zu de facto 100 Prozent ein. Exemplarische Cor- porate-High-Yield-Indizes aus Europa und den USA notierten nach dem Gip- fel bis Jahresende zwischen zwei und sieben Prozent im Plus. Prognosekraft: +++ Kaldemorgen FAZIT Die extrem skeptische Einschätzung Trumps und der Notenbankpolitik 2016/2017 hat den Gesamt-Score ge- drückt – hohe Prognosekraft bei Bonds! Nach dem schwachen Start 2018 könnte sich sein vorsichtiger Ansatz rentieren. Gesamt-Score: + Kaldemorgens Erwartungen ging auf Einen Trend weg vom Euro, hin zum US-Dollar, prognostizierte Kaldemorgen Wenig ist härter zu prognostizieren als ein Währungskurs. Aus den Zins- und Anlei- henmärkten leitete die DWS-Größe den korrekten Dollar-Euro-Trend ab. Quelle: Bloomberg 0,96 0,94 0,92 0,90 0,88 0,86 1 USDEUR Curncy (USD-EUR X-RATE) 2015 Feb Dez Der Fondsmanager gilt als vorsichtig. Das könnte sich 2018 rentieren.
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