FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2018
169 www.fondsprofessionell.de | 1/2018 Millionen Euro, davon nur 300.000 Euro durch geschlossene Beteiligungen und Vermögensan- lagen. Alexander Endlweber (FONDS professionell): Vor drei Jahren ist die Branche davon ausge- gangen, dass der Absatz geschlossener Fonds wieder zunehmen wird, wenn sich die AIFM- Regulierung eingespielt hat. Anbieter und Vertriebe haben geglaubt, dass die Anleger geradezu darauf warten, dass die voll regu- lierte „weiße Ware“ auf den Markt kommt. Warum ist das so nicht eingetreten? Ambrosius: Seit der Einführung des Kapital- anlagegesetzbuchs gab es unterschiedliche Ent- wicklungen. Es ist beispielsweise das Thema Crowdfunding neu auf den Markt gekommen, für das es offensichtlich eine Zielgruppe gibt. Die Wachstumsraten in diesem Segment sind nicht unerheblich. Banken und Sparkassen si- gnalisieren aber weiterhin steigendes Interesse an Alternativen Investmentfonds. Das habe ich aus vielen Gesprächen im vergangenen Jahr mit- genommen. Es wird gute Qualität nachgefragt. Trotzdem hat auch die Zahl der Vermögensan- lagen zugenommen. Es gibt viele Vertriebe, die auf dieses Segment ausgewichen sind, und ich bin mir nicht sicher, ob das eine positive Ent- wicklung ist. Endlweber: Also sehen Sie die Marktentwick- lung insgesamt eher kritisch? Ambrosius: Ich sehe den starken Zuwachs der Vermögensanlagen genauso kritisch wie das Thema Crowdinvesting. Das KAGB ist aus gu- ten Gründen geschrieben worden, um Sachwert- investments insgesamt „weißer“ zu machen. Vie- le Regularien sind zwar anstrengend und sehr fordernd, aber sie bringen im Sinne des Kunden, um den es letztlich geht, eine gute Entwicklung mit sich. Ich glaube, dass Vermögensanlagen und Crowdinvestments, wo wir auch ein gerüt- telt Maß an Willkür in der Konzeption und Beschaffung der Objekte haben, letztlich nicht zugunsten des Kunden verlaufen werden. Heuser: Das klingt sehr negativ. Ambrosius: Ich weiß natürlich auch, dass viele Anbieter von Vermögensanlagen seit Jahrzehn- ten einen guten Job machen. Es gibt aber sehr große Unterschiede. Wir lesen jede Woche Hin- weise der Bafin, dass Anbieter aufgefordert wer- den, ihr Geschäft einzustellen. Bei den Vermö- gensanlagen gibt es ein sehr breites Spektrum. Die Regularien des KAGB haben aber Sinn, weil sie qualitative Mindestanforde- rungen vorgeben. Deshalb haben wir uns auch bewusst der Regulierung unterworfen. Grabmaier: Bei uns halten sich im Absatz Vermögensanlagen und AIF in etwa die Waage. Es kommt immer noch darauf an, welches Asset hinter der Kapitalanlage steht. Es gibt Assets, die sich ideal für Ver- mögensanlagen eignen und für AIF nicht – Container zum Beispiel. Hier ist es auch historisch so, dass der Anleger mit der Ein- zelanlage besser gefahren ist als mit Fonds. Endlweber: Das stimmt so nicht. Es gibt durchaus Containerfonds mit einer sehr guten Performance. Grabmaier: Es gab aber auch Fonds, die, obwohl sie ein Fonds waren, dem Kunden nicht geholfen haben. Seppelfricke: Die sind auch nicht trans- parent. Ich weiß ja nicht, was da beispiels- weise in Singapur läuft. Grabmaier: Es gibt wie immer gute und schlechte Fonds und Vermögensanlagen. Man kann nicht sagen, dass die Hülle bestimmt, was als Asset und Produkt gut ist. Es gibt Assets, die sich für die eine Hülle besser eignen als für die andere. Was uns im Vertrieb mehr beein- druckt hat als die Regulierung, ist die Schiff- fahrtskrise, weil Schiffsfonds das meistverkaufte Produkt über alle damaligen geschlossenen Fonds hinweg waren. Dass es gerade bei diesem Schwergewicht so viele Einschläge gab, hat den Vertrieb und die Beratung mehr zurückgeworfen als die Regulierung. Endlweber: Spüren Sie im Vertrieb wirklich jetzt immer noch die Pleite der Schiffsfonds? Grabmaier: Wenn man damals die besten Schiffsfonds verkauft hat, kommen die Einschlä- ge deutlich später. Wir haben die Schiffe ver- kauft, die am längsten gefahren sind, und daher kam die Welle erst später auf uns zu. Hier gibt es aber keine Probleme wegen schlechter Berater oder schlechter Anbieter, sondern es hat sich das unternehmerische Risiko, dass es in der Schiff- fahrt auch schlechter als erwartet laufen kann, verwirklicht. Trotzdem gibt es ein Hemmnis, gleich zum Kunden zu gehen und ihm neue Fonds zu verkaufen, weil jetzt „alles besser“ ist als früher. Das ist in der Beratung eine echte Herausforderung. Eberhard: Im letzten Jahr lief der Aktienmarkt gut, und der eine oder andere Berater hat sich auf Immobilien-Direktinvestments konzentriert. Das sieht man auch am Boom bei den Zulassun- gen im Bereich Immobilienfinanzierung. Ich glaube, dass auch eine gewisse Müdigkeit und Schwäche im freien Vertrieb festzustellen ist. Das ist ein Stück weit auch ein altersbedingtes Thema. Viele ältere Berater sagen, dass sie sich das nicht mehr antun, obwohl beispielsweise der Immobilienmarkt und Immobilienprodukte gut laufen und es in jedem Segment gute Produkte gibt. Sebastian Grabmaier, Jung, DMS & Cie.: „Man kann nicht sagen, dass die Hülle bestimmt, was als Asset und Produkt gut ist.“ » Ich glaube, dass eine gewisse Müdigkeit und Schwäche im Vertrieb festzustellen ist. Das ist ein Stück weit auch ein alters- bedingtes Thema. Viele ältere Berater sagen, dass sie sich das nicht mehr antun. « Martin Eberhard, Fondskonzept
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