FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2018

mit dem wir Berater und Kunden, die sich nicht beraten lassen, erreichen. Dafür ist die Invest- ment-AG ein gutes Instrument. Der gute Zu- spruch in den ersten Tagen gibt es uns recht, dass wir mit dem Thema Investment-AG voran- kommen können. Endlweber: Herr Eberhard, wie sehen Sie die Aktie? Eberhard: Das Absatzpotenzial ist auf jeden Fall da. Wir betreuen 500.000 Depots über unsere angebundenen Makler. Über 20.000 Kunden haben ein Vermögen von mehr als 100.000 Euro. Die Frage ist, wie das Produkt über den Pool und die Vermittler am Ende den Kunden erreicht, zu dem es passt. Endlweber: Das ist auch Ihr Job. Wie wollen Sie das anstellen? Eberhard: Für den Vertrieb der AIF braucht es wieder Vertrauen in die Anbieter und in das Produkt. Dafür muss Know-how an die Ver- mittler transferiert werden, damit sie die ver- schiedenen Produkte, die es am Markt gibt, exakt differenzieren und beim Kunden erklären können. Heuser: Ist das die erste Aktie, die ein 34f- Vermittler verkaufen darf – also ohne Haftungsdach? Ambrosius: So ist es, und wir setzen mit dem AIF einen Kontrapunkt zum Crowdinves- ting. Ich kann mich hier mit 1.000 Euro an einer Aktiengesellschaft beteiligen, die auf der einen Seite vollständig reguliert und an- dererseits im Depot des Investors komplett dokumentiert ist. Dagegen ist im Crowd- investing vieles überhaupt nicht geregelt. Endlweber: Die fortschrittlichen Crowd- Plattformen streben selbst nach einer Regulierung und stellen sich damit brei- ter auf. Exporo ist mit einer KWG-Lizenz und einer Anleihe am Start. Das werden andere nachmachen, wobei Mezzany schon 2015 binnen kurzer Zeit eine 2,5- Millionen-Euro-Anleihe platziert hat. Der Beteiligungsmarkt scheint den Fintech- Plattform nachzuhecheln. Sind die Fintechs zu schnell für die alten „Dino- saurier“ im Beteiligungsmarkt? Ambrosius: Wir bringen die bessere Alter- native. Und die Aktie ist, wenn Sie so wol- len, auch vollkommen digital. Für uns Anbieter muss es darum gehen, den Kunden eine Option anzubieten, die beispielsweise mit Crowdinvestments konkurrieren kann. Grabmaier: Es wäre gut, wenn sich beim Crowdinvesting dieselben Regeln durchsetzen würden wie im regulierten Markt. Bei dem einen oder anderen Anbieter ist das Crowdinvestment nämlich etwas absonderlich, wenn zum Beispiel im Slogan „Ganz einfach in Immobilien inves- tieren“ steht, aber tatsächlich Projektentwick- lungs- und Bauträgerrisiken den Kleinanlegern übergestülpt werden. Das ist für den Kunden nicht lustig. Entweder findet sich der Markt selbst – oder es braucht leider wieder eine Regulierung. Seppelfricke: Die kommt zweifellos. Es wird schon untersucht, wie hoch die Ausfallquoten sind. Ich glaube nicht, dass das Crowdinvesting unendlich so weitergeht. Das Thema ist im Fokus, und die Politik wird sich das näher anse- hen. Wenn es mehrere Ausfälle gibt, wird mit Sicherheit nachgesteuert. Wir haben schließlich alle noch das Desaster mit den Mittelstands- anleihen vor Augen, die auch einmal richtig hip waren. Grabmaier: Der Weg, Investments online und über eine sehr intelligent gesteuerte Plattform anzubieten, ist grundsätzlich gut! Seppelfricke: Ja, aber Sie wissen, dass es vor Kurzem eine größere Pleite eines Immobilien- projektentwicklers in München gab. Das wird nicht die einzige bleiben. Endlweber: Das nicht. Die Crowdinvestoren scheinen Ausfälle aber noch relativ gelassen zu nehmen. Außerdem sehen wir, dass sich Vertriebsorganisationen zunehmend mit dem Thema beschäftigen im Zuge der Digitalisie- rung und weil die Kunden Crowdinvestments so oder so zeichnen. Der Vertrieb hat doch ein Problem: Wenn er sich gegen Crowd- investments stellt, kann er nicht verhindern, dass die Kunden trotzdem investieren. Der Berater muss sich also überlegen, ob er seinen Kunden verlieren will oder ob er ihn nicht besser auch bei diesem Thema begleitet. Seppelfricke: Dazu müsste der Kunde beraten werden, und der Berater müsste selbst eine Prüfung vornehmen, welches Produkt empfeh- lenswert ist. Endlweber: Das ist bei Crowdinvestments, die von den Vorschriften des Vermögensanlagen- gesetzes ausgenommen sind, leider rechtlich nicht möglich. Eine regulatorische Nach- justierung wäre also durchaus im Interesse der Kunden und des Vertriebs. Das will aller- dings die Crowdfunding-Branche nicht, was für viele Beobachter kein gutes Zeichen ist. Grabmaier: Das wäre nicht so, wenn der Crowdfunding-Verband eine harte Selbstver- pflichtung einführen würde und damit die teil- weise ungenügenden Darstellungen von Risiken nicht im Markt aufträten. Dann brauchen wir keinen Regulierer. Andreas Heibrock, Patrizia: „Wir müssen Beratern und Anlegern digitale Möglichkeiten zur Verfügung stellen, um das Geschäft einfacher zu machen.“ 172 www.fondsprofessionell.de | 1/2018 roundtable I sachwer te Foto: © Christoph Hemmerich » Ich glaube nicht, dass das Crowdinvesting unendlich so weitergeht. Das Thema ist im Fokus, und die Politik wird sich das näher ansehen. Wenn es mehrere Ausfälle gibt, wird mit Sicherheit nachgesteuert. « Pascal Seppelfricke, SFO

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