FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2018
dargestellt. Dann ist das Produkt eben nur für diejenigen Kunden, die eine unternehmerische Beteiligung verstehen. Insofern würde ich mich nicht von so einer allgemeinen Umfrage beein- drucken lassen. Wichtig ist, dass wir in der ge- eigneten Zielgruppe wieder eine Begeisterung wecken. Eberhard: Vertrauen ist eine wichtige Sache. Diejenigen, die ein problembehaftetes Thema mit den verkauften Fonds haben, lassen heute die Finger von neuen Produkten. Endlweber: Für die Vertrauensbildung sind doch genau Sie und Ihre Vertriebspartner zuständig. Wie machen Sie das, oder warum tun Sie es nicht schon längst? Eberhard: Das Vertrauen geben wir weiter, wenn wir von den Produktlieferanten entspre- chende Informationen bekommen. Ich bin seit vergangenem Oktober im Vorstand und habe seither noch keine E-Mail und keinen Anruf von einer Beteiligungsgesellschaft bekommen. Aber Fondsgesellschaften rufen mich jeden Tag an, weil sie mit unseren 6.000 Partnern Geschäft machen und wissen wollen, was die Partner dafür benötigen. Grabmaier: Wir haben eine sehr gute Kom- munikation mit den Qualitätsanbietern. In der Tat funktioniert das Geschäft nur mit Qualifikationsmaßnahmen. Wir bieten regel- mäßig nicht nur zentrale, sondern auch regionale Workshops an, in denen wir die Partner inhaltlich direkt abholen. Dadurch schaffen wir eine zufriedene Beziehung zwi- schen Beratern und Produktanbietern. Heibrock: Unsere Branche ist auch selbst daran schuld, dass viele Berater so denken. Für Investmentfonds gibt es im Verkauf und in der Abwicklung ein einheitliches System. In unserer Branche ist das noch immer nicht so. Hier sehe ich eine Chance in der Digita- lisierung. Denn es bestünde sehr wohl die Möglichkeit, die Produkte über die gleichen Systeme und mit gleichen Rahmenbedin- gungen zu verkaufen. Heuser: Warum tut die Branche das nicht? Heibrock: Ich kann das auch nicht wirklich nachvollziehen. Ich habe seit Anfang dieses Jahres die Hoffnung, dass sich da etwas tut. Man will endlich gemeinsam über das The- ma nachdenken. Es müsste gar nicht die ge- samte Branche mitwirken. Wenn sich zwei bis fünf Anbieter zusammentun und für Einheitlich- keit sorgen, würde das schon helfen. Endlweber: Das versuchen Sie doch schon seit fünf Jahren! Heibrock: Lassen Sie uns nächstes Jahr noch einmal darüber reden. Manche Dinge brauchen halt länger, aber die Crowdinvesting-Plattformen sind hier ein Treiber. Der Zeichnungsprozess auf den Plattformen ist immer gleich, egal von wel- chem Anbieter der Kunde kauft. Diesbezüglich treiben sie unsere „Dinosaurier-Branche“ vor sich her. Darüber müssen wir sprechen, und ich bin sehr zuversichtlich, dass es ein solches Gespräch innerhalb des ersten Quartals geben wird. Dann können wir die Berater besser abho- len. Das halte ich für wichtig, und ich hoffe, dass wir vorankommen. Die technischen Möglich- keiten sind ja vorhanden. Endlweber: Herr Seppelfricke, das Deutsche Institut für Kapitalanlagen will den geschlos- senen Fonds und neuerdings auch Crowd- investments transparenter machen. Wo sind Ihrer Meinung nach die Defizite und müsste man diese nicht auch beheben, damit Berater und Investoren wieder aktiver werden? Seppelfricke: Wir sind mit dem Bundesverband Crowdinvesting im Gespräch, weil ich der Mei- nung bin, dass es bei den Crowdinvestments Flops geben wird, wenn die Zinsen wieder stei- gen. Wenn das nicht transparent ist, wird dieser Markt nicht mehr so toll laufen. Das ist auf den geschlossenen Fonds genauso anwendbar. Heuser: Wo sehen Sie die Flops? Seppelfricke: Ich sehe Crowdinvesting als eher kurzfristiges Phänomen, bis die ersten Flops kommen. Es geht hier um Projekte mit hohen Risiken – und der Anleger bekommt sechs Pro- zent. Was ist denn das für ein Chance-Risiko- Verhältnis! Früher musste man bei Projektfinan- zierungen 14 Prozent Zinsen kalkulieren. Im Be- reich der geschlossenen Fonds ist bei den alten Fonds nach wie vor die Bewertung ein Defizit. Die gibt es nicht, und die Anleger wissen nicht, ob sie ihren Fondsanteil verkaufen oder lieber behalten sollen. Die Informationen zu den Fonds sind ja auch nicht frei zugänglich. Was macht jemand, der einen Fonds geerbt hat? Der gibt den Fonds im Internet ein, findet aber keine brauchbaren Informationen. Grabmaier: Dann kann er zu einem guten Berater gehen. Seppelfricke: Ja, wenn er einen hat. Der Bank- berater sagt dann, dass er entweder nichts dazu sagen kann oder dass er nichts dazu sagen darf – selbst wenn der Fonds dort gekauft wurde. Da geht es um die Haftung. Endlweber: Würden Sie sagen, dass der AIF transparenter als der alte geschlossene Fonds ist? Könnte man das positiv aus dieser Runde mitnehmen? Seppelfricke: Ich habe immer gesagt, dass der geschlossene Fonds die transparenteste Geld- anlage ist, die wir in Deutschland haben. Es steht Marcus Kraft, BVT: „Ich habe gedacht, dass die Kunden die Vorteile der Regulierung erkennen. Daher bin ich überrascht, dass es so viel mehr Vermögensanlagen als AIFs gibt.“ 176 www.fondsprofessionell.de | 1/2018 roundtable I sachwer te Fotos: © Christoph Hemmerich » Es ist gar nicht schlimm, wenn 90 Prozent der Kunden sagen, dass ein AIF nichts für sie ist. Es ist eine unternehmerische Beteili- gung, die komplexe Risiken hat. Sie werden deshalb im Prospekt sehr komplex dargestellt. « Sebastian Grabmaier, JDC
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