FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2018

einsteigen, wenn Sie wissen, dass vorn kein Pilot drinsitzt, sondern der Computer alles allein steuert? Eher nicht. Lang: Und anders gefragt: Würden Sie ein Flugzeug betreten, bei dem es heißt: Kein Computer an Bord, Steuerung per Seilzug, aber der Pilot ist an Bord? Wohl kaum. Also: Das eine bedingt das andere. Technik gibt Sicherheit, sie macht die Arbeit effizienter, aber sie ersetzt den Menschen nicht. Geld.de gehört im JDC-Konzern zum Geschäftsbereich „Advisortech“, gemein- sam mit dem Maklerpool Jung, DMS & Cie. Warum zählt die Plattform nicht zum „Advisory“-Bereich, also zum End- kundengeschäft, das Sie über die Finum- Gruppe betreiben? Schließlich richten Sie sich mit Geld.de doch direkt an Pri- vatkunden und nicht an Vermittler. Grabmaier: Wir betreiben die Online-Ver- gleichsplattform nicht zum Selbstzweck, son- dern um die Technologie und die Erfahrung unseren Beratern zugutekommen zu lassen. Darum ist Geld.de in diesem Geschäftsbereich genau richtig aufgehoben. Wir bieten unseren Maklern und ihren Kunden in unserer App seit Neuestem unter anderem einen Tarif- vergleich an, in dem viel Geld.de-Know-how steckt. Die App vergleicht, ob der alte Tarif noch der beste für den Kunden ist, und zeigt das mit einer Ampel-Logik an. Ist die Police nicht mehr optimal, präsentiert die App drei neue Angebote: ein preisorientiertes, ein leis- tungsorientiertes und ein preis-leistungs- orientiertes. Das ist nur ein Beispiel, wie die Berater von unserer Erfahrung aus dem End- kundengeschäft profitieren. Kommen denn keine Rückfragen von Einzelmaklern, die sich wundern, wa- rum ihr Pool plötzlich große Bestände aufkauft und immer mehr Endkunden- geschäft macht? Grabmaier: Das waren jedenfalls nicht die Rückmeldungen, die bei uns ankamen. Die Makler wissen vielmehr zu schätzen, dass sie in der Technikentwicklung von unserem End- kundengeschäft profitieren. Ich bin mir sehr sicher, dass kein anderer Pool im Versiche- rungsbereich eine derart kundenorientierte Online-Beratungsstrecke mit Alttarif-Vergleich bieten kann wie wir. Außerdem sorgen die eigenen Einnahmenströme für Stabilität. Ich wage zu behaupten, dass der Pool mit den größten Eigenbeständen auch der stabilste ist – und das ist für den Makler ein sehr wichti- ger Punkt. In Ihrem jüngsten Aktionärsbrief schrei- ben Sie, JDC wolle sich „künftig auf Digitalisierungsdienstleistungen und da- mit weniger auf Einzelmakler als viel- mehr auf größere Vertriebseinheiten“ ausrichten. Das klingt schon so, als müs- se sich der kleine Makler an den Rand gedrängt fühlen. Grabmaier: Das wäre der falsche Schluss. Schon die Personalie Oliver Lang zeigt, dass wir den einzelnen Vermittler selbstverständ- lich auch künftig ernst nehmen werden und alles daransetzen, eine hohe Servicequalität zu bieten. Allerdings ist auch klar, dass wir Berater suchen, die ihre Kunden dank techno- logischer Unterstützung ganzheitlich betreuen: Investment, Finanzierung, Bausparen, Versi- cherung. Ziel ist ein echter 360-Grad-Blick. Auf Vermittler, die hin und wieder mal ein einzelnes Produkt verkaufen – nach dem Motto: Antrag gegen Geld –, legen wir keinen großen Wert. In solchen Geschäftsmodellen sehen wir nicht die Zukunft. Lang: Weil ich neu an Bord bin, habe ich noch einen ungefärbten Blick auf dieses Thema. Wenn ich mit langjährigen JDC-Ver- mittlern spreche, höre ich oft sogar einen gewissen Stolz heraus. Die finden es prima, dass „ihr“ Pool es geschafft hat, mit einem Konzern wie der Lufthansa ins Geschäft zu kommen. Die sagen sich: Albatros hat sich sicherlich nicht nur einen Dienstleister ange- schaut, hat alle Prozesse geprüft und die Ent- scheidung durch diverse Gremien im Luft- hansa-Konzern gebracht – wenn die Technik für dieses Unternehmen gut genug ist, dann sollte sie auch für mich passen. Und: JDC wird nicht morgen aufhören zu program- mieren. Das gibt auch den „kleinen“ Maklern Sicherheit. Außerdem profitieren sie von der größeren Einkaufsmacht, die es erlaubt, bei den Versicherern bessere Konditionen aus- zuhandeln. Bei dem Geschäft mit Albatros handelt es sich im Wesentlichen um eine techni- sche Dienstleistung. Allerdings hat Ihr 197 www.fondsprofessionell.de | 1/2018 Oliver Lang: „JDC hat 1,3 Millionen Endkunden und 18.000 Vermittler. Unser Token wird von Beginn an die wohl größte Krypto-Community im deutschsprachigen Raum haben.“ » Technik gibt Sicherheit, sie macht die Arbeit effizienter, aber sie ersetzt den Menschen nicht. « Oliver Lang, JDC

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