FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2018
236 www.fondsprofessionell.de | 1/2018 giekonzerne ausführen.“ Allerdings stelle sich die Frage, wie dies in deren Ertragsstruktur und Organisation hineinpassen würde, schränkt Machts ein. So sehe er keine Anzei- chen dafür, dass einer der großen Technologie- konzerne die gesamte Wertschöpfungskette im Asset Management übernehmen könnte. „Al- lerdings kann ich mir vorstellen, dass Elemen- te der Kette von neuenAkteuren ausgegliedert und separat angeboten werden“, erläutert der Blackrock-Manager. „Die regulatorischen Hür- den für einen Markteintritt externer Anbieter sind zudem nach wie vor hoch.“ Die Experten von Moody’s geben in ihrer Studie jedoch zu bedenken, dass zumindest mit Blick auf den Einsatz von Eigenkapital die Hindernisse für einen Einstieg ins Asset Ma- nagement deutlich kleiner sind als in der rest- lichen Finanzbranche. Tatsächlich er- scheint es wahrscheinlicher, dass In- ternetriesen nicht frontal die Fonds- branche angreifen, sondern das beste- hende Know-how und die Infrastruk- tur nutzen. So bietet Google selbst kei- ne Flüge an, und Booking oder Airbnb bauen keine Hotels oder Ferienwoh- nungen, sondern vermitteln die Diens- te anderer weiter. Auf eine solche Ent- wicklung setzt auch Schrieber. Er erachtet einen Markteintritt der Tech- Firmen daher nicht als Bedrohung, sondern als Chance. „Dies eröffnet Asset Managern einen zusätzlichen Vertriebskanal. Sie können sich hier als Produktlieferant etablieren“, sagt der DJE-Vorstand. So sei etwa eine White-Label-Lösung denkbar, bei der eine Fondsgesellschaft die Investmentlösung lie- fert. Diese vertreiben die Technologiekonzer- ne über ihre Plattformen. „Wir sehen uns hier eher in der Rolle eines Produktlieferanten und nicht als Konkurrent, der den Digital-Riesen die Stirn bieten muss“, resümiert Schrieber. Auch Stefan Jochum, Deutschlandchef von Santander Asset Management, bezeichnet es als „Unsinn“, stets eigene Lösungen aufbauen und so gegen Technologie- oder Fintech- Anbieter angehen zu wollen. „Wir können und werden uns nicht gegen die Digitalisie- rung stemmen“, argumentiert Jochum. „Wir müssen mit der Welle reiten. Das ist keine Bedrohung, sondern bringt enorme Potenziale mit sich.“ Der Manager verweist darauf, dass die Bank Santander in Spanien und Groß- britannien den Apple-Pay-Dienst und andere Finanzierungs- und Kreditplattformen in ihr eigenes Angebot integriert habe. Technik rettet Margen Auch Blackrock-Mann Machts sieht sein Haus gut gerüstet für die Digitalisierung. „Blackrock ist in sich selbst disruptiv. Wir sind genetisch darauf ausgerichtet, Entwick- lungen mit voranzutreiben, die den Mehrwert für unsere Vertriebspartner und Endkunden erhöhen.“ Der größte Asset Manager der Welt baut seine Solutions-Sparte immer weiter aus. In diesen Bereich fällt auch das Risikoma- nagement-, Portfolio- und Handelssystem Aladdin, das die New Yorker stetig weiterent- wickeln. Der operative Vorstand Rod Gold- stein bezeichnete Blackrock in einem Inter- view einmal gar als „Technologiekonzern“. Tatsächlich scheinen einige Häuser gut für den digitalen Wandel gerüstet. So identifizier- ten die Moody’s-Analysten in ihrer Studie Asset Manager, die erheblich in Technologie investieren und so in der Lage sein könnten, gegen die digitale Konkurrenz zu bestehen. Die Ratingwächter griffen dabei unter ande- rem auf die Zahl der angemeldeten Patente zurück. Die Auswertung spülte neben Black- rock auch Fidelity an die Spitze. Allerdings sei die Betrachtung nach Patentanmeldungen nur eine Krücke, schränken die Experten selbst ein. Doch nicht nur die Spitzenreiter, auch das Mittelfeld stellt sich offenbar langsam auf die Herausforderungen ein. „Wir beobachten, dass Fondsanbieter zunehmend Technologie nutzen, um ihre Margen zu sichern und um sich von Konkurrenten zu unterscheiden“, sagt Marina Cremonese, Senior-Analystin bei Moody’s, im Gespräch mit FONDS professionell. Cremonese macht drei Felder aus, in denen Fondsgesellschaf- ten immer häufiger Technologie nut- zen. „Einmal um ihre Investmentper- formance zu verbessern.“ Dies komme insbesondere bei Multi-Asset-Lösun- gen sowie im Risikomanagement zum Tragen. „Dabei greifen sie zunehmend das Thema Big Data und künstliche Intelligenz auf“, erläutert die Bonitäts- wächterin. Dies lasse sich auch daraus ableiten, dass Fondsgesellschaften immer häufiger Mathematiker und Statistiker einstellten. Als zweiten Punkt verweist die Ex- pertin auf die strukturellen Verände- rungen, vor denen die Branche steht. vertrieb & praxis I digitalisierung Foto: © Tanja Cammerlander; Axel Gaube Thorsten Schrieber, DJE: „Ich rechne damit, dass Paypal oder Amazon in die Investmentbranche vordringen.“ Christian Machts, Blackrock: „Einige Elemente der Wert- schöpfungskette könnten Tech-Konzerne ausführen.“ Google darf an den Geldbeutel Anteil der Befragten in Prozent, die bereit wären, ein Finanzprodukt von einem Technologiekonzern auszuprobieren An der Umfrage nahmen weltweit rund 133.000 Bankkunden in 22 Ländern teil, davon über 10.000 aus Deutschland. Quelle: Bain & Company, Umfrage 2017 0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 % Durch- schnitt 65+ Jahre 55-64 Jahre 45-54 Jahre 35-44 Jahre 25-34 Jahre 18-24 Jahre Tech-Konzern Fintech/Start-up Z 54 % 32 %
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