FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2018
Bei der Besetzung der Führungsriege scheint Montagu aber mitzureden: Kurz nach der Übernahme kam mit Frank Eggloff ein neuer Finanzchef an Bord. Ausschlaggebend dafür war die Erkenntnis, dass ein Unternehmen unserer Größenord- nung – zumal mit einem Private-Equity- Investor an Bord – einen dezidierten CFO braucht, der sich um die finanziellen Belange und das Reporting kümmert. Das wäre auch ohne den Einstieg von Montagu passiert. Früher hatte diese Funktion Oliver Harth inne, parallel zu seiner Funktion als Chef des operativen Geschäfts (COO). Er war seit 2001 in der Geschäftsführung, bis er die Firma Ende September verließ. Oliver Harth hat maßgeblich dazu beigetra- gen, dass unsere Unternehmensgruppe heute so gut dasteht. Neuer COO wird im April Michael Reinhard, dann ist das „C-Level“ wieder komplett. Wir haben die Funktionen des COO und des CFO bewusst getrennt: Der eine kümmert sich um den Ausbau der Pro- duktionsplattform, der andere um die Finan- zen. Diese Entscheidung war mit Blick auf unsere Wachstumsziele auch folgerichtig. Es gab weitere Abgänge in Führungs- ebene und Mittelbau. Die Fluktuation in Ihrem Haus ist gefühlt höher als früher. Insgesamt ist die Fluktuation nach wie vor sehr gering und liegt deutlich unterhalb des Branchenschnitts. Klar ist aber auch, dass wir dabei sind, uns zu verändern. Wir passen Strukturen an und stellen uns an einigen Stel- len anders auf. Das macht unbequeme Ent- scheidungen nötig wie die, wer einen be- stimmten Bereich leiten soll. Einige wenige Kollegen wollen diesen Weg nicht mitgehen. Wir bedauern das, aber manche Anpassung lässt sich in einem Veränderungsprozess nicht vermeiden. Aber nochmals: Es gibt keinen Stellenabbau bei uns – wir wachsen! Das Stichwort Digitalisierung fiel bereits. An welchen Projekten arbeiten Sie? Es geht uns nicht um Trendthemen wie Ro- bo-Advice, sondern wir gehen das ganz prag- matisch an. Ein Beispiel: Mithilfe sogenannter Software-Roboter lassen sich in der Automa- tisierung von Geschäftsprozessen und der Fondsverwaltung mit relativ einfachen Mitteln enorme Fortschritte erzielen. Es gilt, manuelle Tätigkeiten zu ersetzen, etwa wenn es darum geht, aus einem System Daten zu holen, mit einem anderen Programm etwas ausrechnen zu lassen und im nächsten System weiterzu- verarbeiten. Durch eine solche Automatisie- rung wird unsere Plattform noch schneller und effizienter, und wir können trotz steigender Regulierung das Kostenwachstum begrenzen. Ein anderes Beispiel ist das elektronische Ver- tragsmanagement. Wir haben heute schät- zungsweise 10.000 Verträge. Die werden bei jeder Reform, bei jeder Steueränderung ange- passt. Für das viele Papier werden derzeit noch sprichwörtlich Wälder abgeholzt. Aber das wird sich ändern. Künftig wird es sicher- lich die elektronische Unterschrift geben und voraussichtlich auch künstliche Intelligenz, die Dokumente mithilfe einer Texterkennung richtig einsortiert. Selbst wenn das pro Vertrag nur drei E-Mails sparen sollte, wird das die Welt der Master-KVG revolutionieren. Derzeit ist insbesondere die Blockchain ein Thema. Auch in Ihrem Haus? Wir beschäftigen uns sehr mit diesem Thema und sehen auch die ersten Produktanfragen dazu. Die Blockchain hat das Potenzial, die Welt der Wertpapierabwicklung völlig neu zu erfinden. Ob und in welcher Form wir in einigen Jahren noch ein Abwicklungshaus als Partner brauchen, wissen wir nicht. Aber wir möchten auf jeden Fall auf ein solches Sze- nario vorbereitet sein. Vielleicht bestückt eines Tages der Asset Manager die Depots der Kunden direkt über die Blockchain. Dann bräuchte man gar keine Fonds mehr – und auch keine Service-KVG wie Ihr Haus. Halten Sie ein solches Szenario für möglich? Wenn man sieht, wie sich die Welt in den ver- gangenen 20 Jahren verändert hat, ist eine Aussage wie „Das glaube ich nicht!“ gefähr- lich. Aber die Frage ist, was zuerst kommt. Der Fonds an sich ist ein sinnvolles Vehikel. Als rechtliche Hülle hat er, denke ich, einen Nutzen und damit Zukunftspotenzial. Wie ein Fonds künftig produziert wird, ist allerdings eine andere Frage. Doch da würde ich mir als Bank mehr Gedanken machen. Denn wenn die Blockchain funktioniert, brauche ich viel- leicht irgendwann keine klassische Bank, kei- ne Verwahrstelle mehr, die mir ein Wertpapier kauft, die Zahlung abwickelt und den Titel sicher verwahrt. Als Fondsanbieter muss ich mich auf ein solches Szenario einstellen, es wird mich aber nicht überflüssig machen. Es muss ja auch künftig eine Instanz geben, die die Wertpapiere bewertet und Anlagegrenzen überprüft – das macht die Blockchain nicht. Vielen Dank für das Gespräch. BERND MIKOSCH | FP vertrieb & praxis I bernd vorbeck | universal-investment 244 www.fondsprofessionell.de | 1/2018 » Es wird in Frankfurt zunehmend schwieriger, gute Leute zu finden. « Bernd Vorbeck, Universal-Investment Foto: © Christoph Hemmerich Bernd Vorbeck: „Wenn die Blockchain funktioniert, brauche ich vielleicht irgendwann keine klassische Bank, keine Verwahrstelle mehr, die mir ein Wertpapier kauft, die Zahlung abwickelt und den Titel sicher verwahrt.“
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