FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2018

248 www.fondsprofessionell.de | 1/2018 Jahren mehr und mehr durchgesetzt hat. Nach der aktuellen Auffassung orientiert sich der Aufbau nicht mehr allein an der klassischen Aufteilung nach Anlageklassen, Regionen, Ländern und Branchen. Vielmehr spielen auch Risikofaktoren eine Rolle, die systematisch Mehrrenditen liefern sollen. Dahinter steht die moderne Portfoliotheorie, die auf den Er- kenntnissen der Finanzwissenschaftler Ken- neth French und Eugene Fama fußt. Um dieses hehre Versprechen einzulösen, hat das Bankhaus Lampe im vergangenen Sommer drei Total-Return-Fonds mit syste- matischemAnsatz aufgelegt. Diese stehen den Kunden des Hauses im Rahmen der Beratung zur Verfügung. Aber auch die Vermögensver- waltung abseits der Fonds soll sich an quan- titativen Ansätzen ausrichten. Darüber hinaus setzt das Lampe-Team an einem weiteren Punkt an: den Kosten. Sie gehen geradezu mit Kampfpreisen in den Markt. „Unsere Produk- te haben nichts mehr mit Publikumsfonds alter Machart und ihren Ausgabeaufschlägen oder hohen Gebühren zu tun“, sagt Martin. „Wir verlangen keine Ausgabeaufschläge.“ Die jährlichen laufenden Kosten reichen je nach Risikovariante von 0,4 bis 1,0 Prozent. Fließband statt Manufaktur Ermöglicht wird die geringe Belastung durch eine Art Fließbandproduktion. „In der Industrie setzen längst auch Mittelständler au- tomatisierte Fertigungsstraßen ein. Davon ist die Asset-Management-Branche weit entfernt. Sie arbeitet oft noch wie eine Manufaktur“, meint der Investmentprofi. Manufakturarbeit bedeute nicht zwangsläufig, dass das entstan- dene Produkt wirklich besser sei. „Wenn ich es als Anbieter schaffe, die Kundenbedürfnis- se einzeln zu erfassen und sie industriell um- zusetzen, dann habe ich beides: sowohl eine preiswerte Produktion als auch die Kunden- wünsche individuell erfüllt“, erläutert Martin. Der Schlüssel dazu ist die maschinelle Da- tenverarbeitung. „Die erfolgsentscheidenden Faktoren beim Asset Management sind im Grunde der schnellere Zugriff und die bessere Verarbeitung von Informationen“, sagt Martin. Daten seien heute einfach und schnell verfüg- bar. „Der Knackpunkt ist vielmehr die Verar- beitung, denn die Datenfülle ist enorm groß“, führt Martin aus. Dabei schließt das Team be- wusst menschliche Bauchentscheidungen aus. „Wir nutzen Rechenleistung und Algorithmen, um systematisch besser zu sein, als dies der Mensch allein könnte.“ Die Verarbeitung der Informationen per Computer erweitert zudem den Horizont. „Das Research-Universum ist um ein Vielfa- ches größer als bei traditionellen Managern“, sagt Leoni (siehe Interview auf der nächsten Seite). Die Rolle des Menschen beschränkt sich in dieser Portfoliofabrikation auf die End- kontrolle: Er prüft nur, ob Aufbau und Han- delsaufträge schlüssig sind. Gänzlich ohne Menschen und ihre Erfah- rung geht es aber nicht. Denn die Konstruk- tion einer funktionierenden „Fondsfabrik“ liegt immer noch in Menschenhand. „Die Leistung von Quant-Managern ist, eine taug- liche Definition eines Faktors und funktionie- rende Modelle zu entwickeln, sodass eine Strategie über längere Zeit nachhaltig die ge- wünschten Ergebnisse erzielt“, erläutert Leoni. Auch die Aufbereitung der Daten sei ein gro- ßes Thema. „Denn: Wenn Sie Müll ins System kippen, kommt hinten auch nur Müll heraus“, sagt der ehemalige Sal.-Oppenheim-Chef. Fast nur frisches Geld Während das Bankhaus Lampe die Vermö- gensverwaltung sowohl von privaten wie auch institutionellen Kunden im Blick hat, zielt Leoni auf die Klientel der Profianleger wie Versicherungen, Pensionskassen oder Family Offices – zumindest vorerst. Zwar sei die Auf- lage von Publikumsfonds als Leistungsnach- weis hilfreich, aber zu Beginn erwartet Leoni noch nicht das dafür nötige Volumen. In den Lampe-Fonds liegt hingegen schon rund eine Milliarde an Vermögen. Dies sei nicht etwa aus der Vermögensverwaltung der Bank in die Fonds umgeschichtetes Kundenkapital, son- dern überwiegend frisches Geld, betont der frühere Frankfurt-Trust-Manager. Er ist auch im Gespräch mit anderen Banken, um die Fonds über das eigene Haus hinaus zu vertrei- ben – und so die Revolution systematisch weiterzutragen. SEBASTIAN ERTINGER | FP vertrieb & praxis I systematische vermögensverwalter Foto: © Martin Joppen Photographie GmbH Frank-Peter Martin, Lampe: „Unsere Produkte haben nichts mehr mit Publikumsfonds alter Machart zu tun.“ Quant-Fonds mit vermögensverwaltendem Ansatz Neue Quant-Fonds Performance Auflage- Agio Laufende lfds. 6 seit Name ISIN Volumen datum (max.) Kosten p.a. Jahr Monate Auflage Lampe Liquid Return LU1642490699 601,3 Mio. Euro 03.07.2017 – 0,40 % -0,95 % -0,79 % -0,56 % Lampe Stable Return LU1642490855 325,9 Mio. Euro 03.07.2017 – 0,70 % -1,98 % 1,50 % 2,22 % Lampe Dynamic Return LU1642491077 97,7 Mio. Euro 03.07.2017 – 1,00 % -3,21 % 2,33 % 3,92 % Walser Strategie System Global LU1559531790 44,9 Mio. Euro 02.05.2017 3,0 % 1,14 % -2,59 % -1,59 % -3,34 % Alpha Beta Aktien Global Plus DE000A2DL379 16,8 Mio. Euro 15.09.2017 1,5 % 1,95 % -2,72 % – 1,13 % Wallrich Wolf AI Prämienstrategie DE000A2DTL29 6,9 Mio. Euro 01.12.2017 3,0 % 1,00 % -0,42 % – -0,73 % Nixdorf Quant 1 DE000A2AMPH2 0,9 Mio. Euro 28.02.2017 5,0 % 0,16 %* -2,29 % -2,94 % -3,21 % Quant-Dickschiffe Standard Life – Glbl. Abs. Ret. Strat. LU0548153104 9.386,9 Mio. Euro 26.01.2011 5,0 % 1,69 % -1,76 % -0,53 % 18,83 % JPM – Europe Equity Plus Fund LU0289089384 4.442,1 Mio. Euro 25.06.2007 5,0 % 1,70 % -4,03 % -0,12 % 64,40 % Allianz Strategy 50 LU0995865168 3.372,6 Mio. Euro 09.12.2013 3,0 % 1,40 % -1,99 % 2,87 % 38,05 % Auswahl neu aufgelegter Produkte sowie volumensstarker Fonds. * Verwaltungsvergütung 2,20 % | Quelle: MMD Analyse & Advisory/Asset Standard, Morningstar | Stand: 7.3.2018

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