FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2018

293 www.fondsprofessionell.de | 1/2018 toauszüge ziehen. Beratungs- gespräche werden im Bus nicht geführt, dies geht schon wegen des beengten Platzangebots und der damit verbundenen fehlenden Diskretion nicht. Bei Bedarf werden Termine mit einem Wert- papier- oder Baufinanzierungsbe- rater aus der stationären Filiale vereinbart. Willkommener Ersatz „Der Andrang ist unterschied- lich. In der Regel kommen rund zehn Kunden in der Stunde. Am Monatsultimo sind es auch mal 20“, sagt Schmitz. Ab und zu wird es in dem kleinen Innenraum etwas eng. Doch das stört die wenigsten. Manche Kunden nutzen den Aufenthalt gern auch für ein Schwätzchen mit dem Nachbarn. Dass die kleine Geschäfts- stelle im Ort geschlossen wurde, bedauern die meisten Einwohner natürlich. Doch der Bus ist ein willkommener Ersatz. „Gut, dass die mobile Filiale da ist“, sagt Rentnerin Öker. Nur vereinzelt ist Kritik zu vernehmen: „Die mobile Filiale ist eine Notlösung, wir vermissen immer noch unsere alte Geschäfts- stelle. Aber wenigstens gibt es hier kein Parkplatzproblem“, sagt Herr Breuer, eben- falls im Ruhestand. Die Bankkunden scheinen sich an den Bus gewöhnt zu haben: Die aus- gelegten Kärtchen mit der Adresse des Halte- punktes und den jeweiligen Standzeiten, die an jedem Standort ausgewechselt werden, nimmt kaum noch einer mit. Die Zeiten ken- nen die meisten mittlerweile auswendig. Insgesamt betreibt die Kölner Kreissparkas- se vier mobile Filialen für die ländlichen Gemeinden im Ge- schäftsgebiet. Neben dem Rhein- Erft-Kreis fahren die 170 PS star- ken Turbodiesel-Busse den Rhein- Sieg-Kreis sowie den Rheinisch- Bergischen und den Oberbergi- schen Kreis an. Der Zusammenhalt unter den insgesamt zehn Fahrern ist groß. „Da wir auf engstem Raum zu- sammenarbeiten, muss die Che- mie stimmen“, erklärt Schmitz. So gibt es eine eigene Whats- App-Gruppe, in der bei kurzfris- tigen Ausfällen spontan eine Ver- tretung organisiert wird. Auch Weihnachten feiern die Kollegen zusammen. Aufgrund der Topografie nennen sich die Busbesetzungen aus dem Bergischen selbst „Gebirgsfahrer“, während Zilken und ihr Kollege Schmitz sich als „Flachlandfahrer“ bezeichnen. An manchen Tagen legt ein einzelner Bus mehr als 150 Kilometer zurück. Dann sind die Teams auch vom Verkehr abhängig: Bei Stau auf der Autobahn A4 kann sich die Ankunft ausnahmsweise um ein paar Minuten verzö- gern. Da hilft dann ein Anruf bei der Arzt- praxis neben der Haltestelle – und die Arzt- helferin hängt ein Verspätungsschild auf. Frühe Anfänge Die rollende Filiale ist keine neue Erfin- dung. Bereits Anfang der 1950er-Jahre fuhr die Sparkasse Bremen mit einem Bus neue Wohngebiete an, die noch keine eigene Filiale besaßen. Mittlerweile ersetzen die rollenden Einheiten geschlossene Filialen. Seit Septem- Die Inbetriebnahme der rollenden Filiale, inklusive der Ausrichtung des Satelliten und des Hochfahrens der Computer, dauert rund 15 Minuten. Die Servicemitarbeiter Sigrid Zilken und Markus Schmitz im Kundengespräch. In der Regel kommen rund zehn Kunden in der Stunde. Die Kunden des Sparkassenbusses kennen die Standzeiten mittlerweile auswendig. Die ausgelegten Karten, auf denen die Uhrzeiten notiert sind, braucht kaum noch jemand. Filialabbau Seit der Jahrtausendwende haben die hiesigen Banken jede vierte Zweigstelle geschlossen – im Schnitt 680 pro Jahr und damit binnen 15 Jahren bundesweit ins- gesamt 10.200 Standorte. Dabei bauen alle Kredit- institutstypen (Sparkassen, Genossenschaftsinstitute und private Banken) in ähnlichem Umfang ab, so eine Analyse von KfW Research, die 2017 gemeinsam mit der Univer- sität Siegen erstellt wurde. Ländliche Regionen sind dabei etwas stärker betroffen als die urbanen Räume. Das Tempo des Rückbaus nahm in den letzten Jahren deutlich zu. Allein 2014 und 2015 schlossen rund 2.200 Geschäftsstellen. „Behalten die Banken das aktuelle Rückbautempo bei, dann würde im Jahr 2035 gut die Hälfte der zu Jahrtausendwende existierenden Filialen geschlossen sein“, sagt Jörg Zeuner, Chefvolks- wirt der KfW-Bankengruppe. Mit 3,5 Zweigstellen pro 10.000 Einwohner liegt Deutschland im europäischen Mittelfeld. Der EU-Durchschnitt beträgt 3,7.

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