FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2018
ber vergangenen Jahres setzt auch die Sparkasse Duisburg einen Bus in sechs kleineren Ortschaften ein. Die Ostseesparkasse in Rostock und die ostsächsische Sparkasse aus Dresden, die mit mehreren rollenden Filialen vor allem in der Sächsischen Schweiz und im öst- lichen Erzgebirge unterwegs ist, sind ebenfalls auf dem Land prä- sent. Das große Interesse an mobi- len Lösungen bestätigt auch Fahrer Schmitz: „Wir hatten schon Ver- treter von verschiedenen Volksban- ken und sogar eine Delegation aus Bhutan vor Ort, die sich unseren Bus angeschaut haben.“ Die Kreissparkasse passt die jeweiligen Routen und Fahrpläne der Kundennach- frage an. Da kann es passieren, dass ein Ort nur noch für eine Stunde angefahren oder aber auch ein neuer Standort hinzu- genommen wird. Dies ist beispielsweise in Wesseling geschehen, wo der Bus seit Neuestem direkt vor dem Seniorenheim hält. Die Rentner nehmen das Angebot dankbar an. Es menschelt Insgesamt menschelt es noch sehr in der mobilen Filiale – ein wohltuender Kontrast zu den anonymen Transaktionen mancher Investmentbanker. „Wir bekom- men viel von unseren Kunden zurück. Im Winter werden wir ab und zu mit heißen Getränken versorgt, und im Sommer gibt es an heißen Tagen ein Eis“, erzählt Zil- ken. Auch die Kunden bestätigen das gute Klima: „Auf die beiden lasse ich nichts kommen“, betont eine ältere Dame. „Sie helfen uns Rentne- rinnen mit Gehproblemen auch schon mal in den Bus hinein.“ Obwohl sie im Winter manch- mal zwei Lagen anziehen muss, da durch die Schiebetür kalte Luft ins Businnere hereinzieht, scheint Sparkassenmitarbeiterin Zilken ihren Traumberuf gefunden zu haben. Weil ihr die Arbeit „beim fahrenden Volk“ so viel Spaß macht, stockte sie ihre Teilzeit- zur Vollzeitstelle auf. „Jetzt sehe ich mei- nen Mann nicht mehr so oft“, sagt sie. „Dafür macht er jetzt mehr im Haushalt. Er hat sogar bügeln gelernt.“ Die Kirchenglocke in Erp schlägt elf Uhr. Schmitz macht sich ans „Ein- packen“. Anschließend geht es über die Landstraße ins rund zehn Kilometer ent- fernte Bliesheim, vorbei an Feldern und viel Natur. „Bei der Fahrt über die Dörfer kann man auch mal die Seele baumeln lassen“, meint Zilken. In Bliesheim, wo der Bus von 12 bis 13 Uhr steht, mutet es etwas an wie im wilden Westen. Die mobile Filiale steht auf einem riesigen Parkplatz vor der Gaststätte „Zur alten Kohlscheune“, die an einen Saloon erin- nert. Sogar ein alter Planwagen parkt vor der Tür. Der Wind pfeift, und die ersten fünf Minuten lässt sich noch kein Kunde blicken. Doch dann kommt eine Rentne- rin mit ihrem Rollator und gibt Überwei- sungen ab. Das Personal begrüßt sie – natürlich namentlich. MARCUS HIPPLER | FP „Wir bekommen viel von den Kunden zurück.“ Fahrerin Sigrid Zilken scheint ihren Traumberuf gefunden zu haben. Mit 170 PS und einem Drei-Liter-Turbodiesel auf der Landstraße unterwegs – Höchst- geschwindigkeit 90 Kilometer pro Stunde. Ein Hauch von Wildwest in Erftstadt: Der Bus parkt vor der „Alten Kohlscheune“ im Stadtteil Bliesheim. 294 www.fondsprofessionell.de | 1/2018 bank & fonds I sparkassenbus Foto: © Cornelis Gollhardt Haltestellenschild der mobilen Filiale. Manchmal ist der Stellplatz von Pkws blockiert.
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