FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2018
besichtigt. Dies wurde vor ihrem Besuch komplett leergeräumt und grundgereinigt. Man bekam dort keine Arbeiter zu Gesicht. Zu der Besichtigung fuhr auch die Polizei vor und nahm alle Personalien der Anwesenden auf. In solchen Fällen treten wir in den Dialog mit den Verantwortlichen. Wenn die Miss- stände nicht abgestellt werden, kann es dazu führen, dass wir diese Firmen aus unserem Anlageuniversum ausschließen. Finden Sie bei großen Unternehmen überhaupt Gehör? Die Assets, die Sie vertreten, befinden sich ja nicht im Milliardenbereich. Welche Druckmittel besitzen Sie als kleine Bank? Und welche Erfahrungen machen Sie? Sehr gute Erfahrungen. Jedes internationale Unternehmen, das am Kapitalmarkt agiert, nimmt sich mittlerweile dem Thema Nachhal- tigkeit an, zumindest in der Aufbauorganisa- tion. Oftmals sind die Unternehmenslenker oder die Verantwortlichen in den Stabsabtei- lungen froh, dass man sie auf dieses Thema anspricht und Anregungen gibt. In der Regel sind wir in einem guten Dialog mit den Unternehmen, beispielsweise mit der Allianz, die den Belo-Monte-Staudamm in Brasilien versichert hat. Der Staudamm führt zu erheb- lichen Zerstörungen in der Landwirtschaft und der Wasserversorgung vor Ort. Dies haben wir der Allianz deutlich gemacht. Bei der anste- henden Verlängerung des Versicherungs- vertrags drängen wir darauf, dass bestimmte Auflagen in Bezug auf den Umweltschutz eingeführt werden und die Einhaltung auch überwacht wird. Dabei hilft, dass sowohl die Allianz als auch unser Unternehmen Unter- zeichner der UN-Richtlinien für nachhaltiges Investieren sind. Mit unserer kleinen Mann- schaft können wir einige Akzente setzen. Wir wehren uns aber dagegen, dass systematisch zu machen. Wir sind keine klassische Nicht- regierungsorganisation, wir fokussieren unser Engagement ausschließlich auf unsere Invest- ments. Wie sieht der Zusammenhang zwischen ethischen Investments und der Rendite aus? Manche sagen, solche Anlagen seien nur für Gutmenschen geeignet. Wie sieht die Rendite Ihrer Fonds aus? Wir haben drei eigene Fonds aufgelegt: einen Aktien-, einen Renten- und einen Stiftungs- fonds. Wir möchten in jedem Fonds die für die entsprechende Assetklasse marktübliche Rendite erzielen. Wenn wir in Aktien investie- ren, möchten wir also die übliche Aktien- marktrendite erwirtschaften. Das gelingt auch. Im „Steyler Fair und Nachhaltig Aktien“ haben wir beispielsweise im Jahr 2017 eine Rendite von rund 9,3 Prozent erzielt. Wir verwalten derzeit rund 135 Millionen Euro in unseren Fonds. Mittlerweile gibt es eine Vielzahl von Gü- tesiegeln und Zertifizierungen im Be- reich der nachhaltigen Geldanlage, ein Researchhaus zählte jüngst 16 Anbieter. Für denAußenstehenden ist dieses Über- angebot manchmal verwirrend. Auf wel- chen Zertifizierungsanbieter setzen Sie? Die Idee, nachhaltige Investments mit Güte- siegeln zu bewerten, ist noch relativ neu. Inso- fern muss sich der Markt da erst finden. Wir selbst haben uns mit unserem Aktienfonds dem Urteil des Forums Nachhaltige Geldan- lagen unterworfen. Im November 2017 ist das Siegel erneut vergeben worden: Von den acht Fonds, die mit drei Sternen, also der besten Bewertung, versehen wurden, ist unser Fonds der einzige, der in Deutschland aufgelegt wurde. Auf diesem Ergebnis bauen wir auf. Zukünftig möchten wir unsere neu einge- führte Marke „Steyler Fair Invest“ für die ganze Bank etablieren. Unser Aktienfonds wird dann unter dem Namen „Steyler Fair Invest Equity“ firmieren. Vor allem institutionelle Kunden setzen auf nachhaltige Investments. Privat- anleger reagieren derzeit noch eher zu- rückhaltend. Besteht im Privatkunden- vertrieb und -marketing noch Nachhol- bedarf? Private Kunden sind in erster Linie abhängig vom Berater. Dort müsste man ansetzen. Auf die institutionelle Seite übt der Regulator seit einigen Jahren verstärkt Druck aus. Dies be- trifft insbesondere die Treuhandvermögen. So müssen beispielsweise Pensionskassen nach- weisen, wo und wie sie investieren. Bei den privaten Investoren gibt es nur wenige, die ausschließlich nachhaltig investieren. Der überwiegende Teil der Privatanleger ist relativ unbedarft. Der Kunde möchte in erster Linie sein Geld sicher anlegen und dabei eine ge- wisse Rendite erzielen. Die Frage, ob die vor- geschlagene Anlage auch mit dem eigenen Norbert Wolf: „Wir müssen aufpassen, dass wir nicht alles durch die deutsche Brille sehen: Mancherorts gelten andere Maßstäbe, als wir es gewohnt sind.“ bank & fonds I norber t wolf | steyler bank 298 www.fondsprofessionell.de | 1/2018 » Der katholische Glauben ist keine Voraussetzung, um bei uns ein Konto zu eröffnen. « Norbert Wolf, Steyler Bank Foto: © Cornelis Gollhardt
RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=