FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2018

347 www.fondsprofessionell.de | 1/2018 sen, für eine Vorausberechnung können also Vergangenheitswerte herangezogen werden. Anders ist dies bei den impliziten Transakti- onskosten. Sie stecken in der Geld-Brief- Spanne, also der Differenz zwischen An- und Verkaufskurs. Ein Beispiel zeigt, was gemeint ist: Eine Anleihe ist 100 Euro wert. Ein Bro- ker erwirbt sie für 99 Euro und verkauft sie für 101 Euro. In diesem Fall läge die Geld- Brief-Spanne bei zwei Euro, die Transaktions- kosten für Käufer und Verkäufer beliefen sich jeweils auf einen Euro. Unterschiedliche Schätzungen Implizierte Transaktionskosten lassen sich für die Zukunft natürlich nicht präzise ermit- teln. Daher müssen sie geschätzt werden. Hier bedienen sich die Anbieter nun unterschiedli- cher Methoden. Manche Häuser übernehmen das sogenannte „New Priips“-Verfahren, eine Schätzmethode, die unter Priips selbst nur für neue Fonds angewendet werden darf. Dabei wird vereinfacht gesagt die Hälfte der Geld- Brief-Spanne veranschlagt. Allerdings ziehen die Gesellschaften nicht zwingend das tatsäch- liche Portfolio heran. Stattdessen dient ihnen häufig pro Anlageklasse eine bestimmte Benchmark als Orientierungswert. Französi- sche Anbieter stützen sich meist auf die Geld- Brief-Spannen von ETFs. Würde der Fondskäufer sich interessehalber nun auch noch ein Priips-BIB anschauen, so erhielte er die dritte Kosteninformation zu ein und demselben Portfolio. „Der Grund dafür ist, dass bei Priips die Transaktionskosten nach der sogenannten Arrival-Price-Methode berechnet werden müssen“, erklärt Breiting. Das Verfahren gilt für Fonds, die schon länger am Markt sind. Dabei wird die Differenz des tatsächlichen Kauf- oder Verkaufpreises zum Kurs bei Orderaufgabe errechnet. Ist dieser nicht bekannt, wird als Referenzwert der Er- öffnungskurs oder der Schlusskurs des Vor- tags herangezogen (für weitere Informationen zum Arrival-Price-Verfahren finden Interes- sierte einen Link am Endes des Artikels). Würde ein Fondsmanager beispielsweise an einem Nachmittag eine Aktie für 15,30 Euro kaufen, die morgens zu 15 Euro in den Han- del gegangen ist, werden 30 Cent als implizite Transaktionskosten veranschlagt. So erklären sich die unterschiedlichen Kos- tenangaben in den Infoblättern zum DWS Akkumula TFC: Im KID erscheinen die lau- fenden Kosten ohne Ausweis der Transak- tionskosten mit 0,8 Prozent. In der Mifid- Information kommen zu den 0,8 Prozent die geschätzten Transaktionskosten in Höhe von 0,07 Prozent hinzu. Im Priips-BIB wurden sie mit demArrival-Price-Verfahren ermittelt und belaufen sich auf 0,2 Prozent. Negative Transaktionskosten Die Differenz zwischen den aufgeführten Transaktionskosten ist dadurch bedingt, dass die Methoden, mit denen sie berechnet wur- den, zu ganz unterschiedlichen Ergebnissen führen. Im Priips-BIB wird die Höhe der Transaktionskosten ausgewiesen, im Ex-ante- Kostenausweis nach Mifid II jedoch nicht. Um sie zu erfahren, muss der Anleger beim Vermittler nachfragen. Nach welchem Verfah- ren sie berechnet wurden, weiß in aller Regel aber nicht einmal der Berater. Es kann die Arrival-Price-Methode sein, das Schätzverfah- ren oder ein hauseigenes Berechnungsmodell. Einen Standard haben die Behörden noch nicht vorgegeben, anders als bei Priips. Berater sollten sich nicht wundern, wenn im Priips-BIB negative Transaktionskosten ausgewiesen werden oder die laufenden Kos- ten im Mifid-Ausweis erstaunlich niedrig aus- fallen. Schuld ist das Arrival-Price-Verfahren. Hätte der Fondsmanager im oben beschriebe- nen Beispiel die Aktie für 14,70 Euro gekauft, so lägen die Transaktionskosten nämlich bei minus 30 Cent. Negative Transaktionskosten erscheinen zwar skurril und haben mit der Realität nicht viel zu tun. Sie können sich aber aus dem Berechnungsverfahren ergeben, mit dem im Grunde keine Kosten, sondern primär Marktbewegungen dargestellt werden. Ohne Aussagekraft Für ordentlich Verwirrung kann auch das PIB für staatlich geförderte Verträge sorgen. Frank Breiting, DWS: „Bei Riester-Produkten kann man dem Kunden nicht sagen, was ihn sein Fonds kostet.“ Erstaunliche Prognosen in den Performanceszenarien Im Basisinformationsblatt (BIB) für verpackte Anlageprodukte für Klein- anleger und Versicherungsanlage- produkte, kurz Priips-BIB genannt, werden für jeden Fonds vier Szenarien simuliert. So soll ermittelt werden, wie sich das Produkt unter ganz unter- schiedlichen Marktbedingungen ent- wickeln könnte. Die Szenarien beruhen auf sehr komplexen Berechnungen. Die Daten, die dafür benötigt werden, sind Vergangenheitswerte. Es ist nicht er- kennbar, welche Annahmen für die ein- zelnen Szenarien getroffen wurden. Es ist daher auch nicht nachvollziehbar, wie die Summen zustandekommen, die Anleger je nach Simulation und Zeitpunkt zurückerhalten können. Eine realistische Einschätzung von Chancen und Risiken erhält der Fondsanleger nicht. Beim DWS Akkumula TFC ist auf Sicht von 40 Jahren zwischen 677 Euro und knapp zwei Millionen Euro angeblich alles drin, zeigt dieses BIB für eine Zurich-Police.

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