FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2018

125 www.fondsprofessionell.de | 3/2018 vorgesetzt bekommen, ist natürlich der stärkste Angriff auf den Handel. Wenn das gesamte Pro- gramm von Zollerhöhungen imWert von insge- samt 500 Milliarden US-Dollar tatsächlich um- gesetzt werden sollte, dann würde das das ame- rikanische Zollregime auf ein Niveau wie in den 1940er-Jahren zurückführen. Das würde viel- leicht Donald Trump gefallen, aber es stellt sich natürlich die Frage, welche Auswirkungen das auf die Märkte insgesamt haben würde. Die Frage, wie man auf diese Situation reagieren sollte, ist natürlich derzeit Inhalt vieler unserer Gespräche mit Unternehmen aus Taiwan, Indo- nesien und China, in die wir investiert sind … Heuser: … mit welchem Ergebnis? Morton: Die Unternehmen in Asien wissen na- türlich auch, dass auf der Suche nach Auswegen aus diesem Dilemma nun eine neue Kreativität gefragt ist. Und nach unseren Erkenntnissen besteht diese in einer deutlichen Ausweitung des intraregionalen Handels in Asien, der künftig ein wesentlicher Treiber sein wird. Die Frage, die sich viele Marktteilnehmer in diesem Zusam- menhang stellen, betrifft die tatsächlichen Aus- wirkungen auf die Entwicklung des Bruttoin- landsprodukts, ohne dass ich damit sagen möch- te, dass hier ein direkter Zusammenhang mit der Performance an den Aktienmärkten besteht. Aber in unseren Gesprächen hat sich als gene- relle Schlussfolgerung herausgestellt, dass die Auswirkungen am Ende gar nicht so bedeutend sein werden. Es zeigt sich allerdings schon jetzt, dass dieser Effekt extrem unterschiedlich ausfal- len wird. In einigen Sektoren werden die Aus- wirkungen kaum bis gar nicht zu spüren sein, in anderen werden sie geradezu verheerend sein. Das wird über die nächsten zwölf Monate hin- weg in Bezug auf eine erfolgreiche Aktienanlage in Asien das große Thema bleiben. Und es wird für Anleger entscheidend sein, hier auf die richtigen Titel zu setzen und gleichzeitig bei bestimmten Werten bewusst aus der Schusslinie zu gehen. Heuser: Wir können das sicher im weiteren Verlauf noch etwas konkretisieren. Aber hören wir zunächst die Einschätzung von Sophia Li in Bezug auf die Situation in Japan. Sophia Li (First State Stewart Asia): Was die ge- nerelle Einschätzung angeht, stimme ich James Morton weitgehend zu, wobei ein Rückgang des internationalen Handels sicher einen wesentli- chen Einfluss auf die Aktienentwicklung speziell japanischer Unternehmen haben wird, verglichen mit anderen wesentlichen Makrofaktoren. Was die Situation in global agierenden Produktions- betrieben in Japan angeht, in die wir inves- tieren, signalisieren uns diese, dass sie in Bezug auf ihre fundamentale Situation nach wie vor durchaus solide dastehen. Befürch- tungen kommen eher auf in Bezug auf wei- tergehende Investitionspläne ihrer Konkur- renten in den benachbarten asiatischen Län- dern, allen voran China. Wir versuchen in dieser Situation, uns von einer Art allgemei- nem Rauschen nicht aus dem Konzept brin- gen zu lassen, und investieren weiterhin in Unternehmen, die zum einen über einen dominanten Marktanteil auf den Weltmärk- ten und zum anderen über Produkte mit einem nur geringen Substitutionsrisiko ver- fügen. Selbst wenn diese Unternehmen eventuell kurzfristig ein gewisses Downside- Risiko aufweisen, so sind die generellen In- vestmentaussichten in den entsprechenden Aktien nach wie vor gut und intakt. Andrew Gibbs (Otus Capital Management): Ich glaube, Gegenwind in unterschiedlichen Formen gibt es derzeit überall auf der Welt. Daher trifft das natürlich auch für die Aktienmärkte in Europa zu, in die wir in- vestieren. In Bezug auf die Makrosituation werden dabei zwei wesentliche Aspekte von Bedeutung sein. Der erste betrifft die Frage nach der weiteren Entwicklung bei Infla- tion und Zinsen in einem Umfeld, in dem die quantitativen Maßnahmen der Zentralbanken auslaufen und eine sehr lockere Zinspolitik als ein sehr wichtiger Faktor für die insgesamt posi- tive Aktienmarktentwicklung der vergangenen Jahre einem Ende entgegengeht. Aus unserer Sicht ist es derzeit alles andere als einfach, zu beurteilen, wie die Wirtschaft in Europa diese bevorstehende Phase einer Reduktion der Zen- tralbank-Bilanz wird überleben können. Zumal wir es in Europa mit durchaus unterschiedlichen Geschwindigkeiten im Hinblick auf die wirt- schaftliche Entwicklung in den unterschiedlichen Regionen und Ländern zu tun haben. Manche Regionen werden das ohne Weiteres durchstehen können, andere aber eben nicht. Der jeweilige Einfluss, den das auf unterschiedliche Märkte haben wird, ist sicher etwas, auf das wir ein Auge haben werden. Heuser: Spielt dabei speziell für Sie nicht auch eine wahrscheinlich durchaus unter- schiedliche Entwicklung bei Nebenwerten im Vergleich zu den größer kapitalisierten Titeln eine Rolle? Gibbs: Ganz sicher sogar! Denn Small Caps gel- ten natürlich nach wie vor als erheblich risiko- trächtiger im Vergleich zu Large Caps. Das wird auch künftig dazu führen, dass kleinere Werte in einem Umfeld, in dem Investoren ihr Risiko zu reduzieren versuchen, schnell einmal stärker unter Druck geraten. Der zweite wesentliche Aspekt, den ich eben angesprochen habe, ist die nach wie vor ungeklärte Frage in Bezug auf die Zukunft des Euro. Und das ist aus meiner Sicht eine geradezu existenzielle Frage, die auch künf- tig immer wieder aufs Tapet kommen wird und die vor allem nicht auf kurze Sicht gelöst wer- den kann. Ganz abgesehen vom Brexit wird uns zudem auch die Italien-Frage künftig weiterhin beschäftigen. Im Grunde wissen die Italiener Eckhard Sauren: „Wirft die immer noch zu beobachtende erhebliche Divergenz zwischen dem Aktienmarkt in den USA und dem europäischen Markt nicht Fragen auf?“ » In unseren Research- gesprächen haben wir kürzlich von einem Bondmanager gehört, dass er speziell bei japanischen Zehnjahresanleihen auf der Short- Seite steht. Eine gute Idee? « Eckhard Sauren, Sauren Fonds-Research

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