FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2018

ist in dieser Hinsicht der niedrigste Stand dieses Jahrhunderts erreicht. Es gibt sicher viele Regio- nen und Ländern in der Welt, in denen die Ver- schuldung unhaltbar hoch ist, aber es gibt durch- aus auch solche, in denen die Verschuldung rückläufig ist und sich ein entsprechend positives Risk-Reward-Profil bietet. Heuser: Für Japan lässt sich das sicher nicht behaupten, Frau Li? Li: Ich glaube, Japan ist tatsächlich in vieler Hinsicht so etwas wie eine Sondersituation. Das betrifft nicht nur die Unternehmensseite, wo mehr als 50 Prozent der börsengelisteten Firmen eine Netto-Cash-Position aufzuweisen haben. Auf der anderen Seite weist der Staat eine im internationalen Vergleich enorm hohe Verschul- dung aus, die Staatsschuldenquote ist eine der höchsten weltweit. Die Besonderheit in Japan ist allerdings, dass gut 95 Prozent der staatlichen Schulden von heimischen Investoren gehalten werden. Damit ist es im Prinzip hauptsächlich die eigene Bevölkerung in Japan, die der Regie- rung Geld leiht. Was das auf lange Sicht bedeu- tet, wird sich noch zeigen, aber man muss doch festhalten, dass Japan eine insgesamt extrem homogene Gesellschaft ist, in der die Menschen sehr stark zusammenstehen, um ihr Land zu schützen. Daher erachte ich das Thema Verschuldung auf mittlere Sicht nicht wirklich als bedrohliches Problem. Sauren: In diesem Zusammenhang haben wir in unseren Researchge- sprächen kürzlich von einem Bond- manager gehört, dass er speziell bei japanischen Zehnjahresanleihen auf der Short-Seite steht. Eine gute Idee? Roberts: In Japan können Sie derzeit so gut wie alles shorten (lacht) . Aber im Ernst: Die Bondmärkte weltweit haben inzwischen ein extrem überteuertes Niveau erreicht angesichts der Tatsache, dass wir vor einem Ende der Manipula- tion der Bondmärkte stehen. Ganz all- gemein ausgedrückt versuchen wir im Management unserer Fonds immer da- rauf zu achten, dass unsere Anleger für das eingegangene Risiko ausreichend bezahlt werden. Deswegen würde ich derzeit sagen, dass man in den USA, aber auch in Ländern wie Australien mit einem Bondinvestment allenfalls einen Inflationsausgleich erzielen kann. Gut für den, der sein Kapital erhalten will, aber kein Investment, das die Aussicht auf Alpha-Erträge bietet. Für einen valueorientierten Anleger finden sich deshalb meines Erachtens durchaus Gründe, nicht in US- Anleihen investiert zu sein und bei Anleihen aus Ländern wie Japan und Deutschland auf der Short-Seite zu stehen. Sauren: Bleiben wir kurz beim Thema Infla- tion. Was ist in dieser Beziehung in den USA zu erwarten? Bendahan: Wir sehen ja schon einen leichten Anstieg der Inflation, das betrifft jedoch in erster Linie beziehungsweise in stärkerem Maße den Anstieg bei den Löhnen, insbesondere bei den unteren Lohngruppen, aber wir haben es weni- ger mit einem wirklich breiten Preisanstieg zu tun. Auch beim Thema Lohninflation gilt nun einmal, dass man keinen Lastwagenfahrer anheuern kann, der nicht existiert. Der wird sich nicht materialisieren, indem man ihm mehr bezahlt. Aber auch wenn mehr Menschen einer Beschäftigung nachgehen, wird das nicht zu einer signifikanten Steigerung der Preissetzungs- macht von Unternehmen führen. Der Fokus liegt eher auf einer noch stärkeren und intelligenteren Anwendung von Technologie, was die Kosten- seite entlasten könnte. Daher gehen wir eher da- von aus, dass die Inflation insgesamt keinen wirklich stärkeren Anstieg zeigen wird. Heuser: Vor dem Hintergrund der eben dis- kutierten Verschuldungssituation stellt sich die Frage, ob es überhaupt möglich sein wird, dass das Zinsniveau ohne größere Verwerfun- gen in frühere Regionen von im Schnitt fünf oder gar sechs Prozent steigen wird. Roberts: Ein Niveau von fünf Prozent könnte je nach den Auswirkungen im Zusammenhang mit dem Brexit durchaus schon im kommenden Jahr in Großbritannien Realität werden. Morton: Außerdem kann ich nur noch einmal darauf hinweisen, dass die Welt insgesamt sehr Eric Bendahan: „Auch beim Thema Lohninflation gilt nun einmal, dass man keinen Lastwagenfahrer anheuern kann, der nicht existiert.“ David Roberts: „Wir versuchen im Management unserer Fonds immer darauf zu achten, dass unsere Anleger für das eingegangene Risiko ausreichend bezahlt werden.“ 128 www.fondsprofessionell.de | 3/2018 sauren golden awards 2018 I roundtable Fotos: © Christoph Hemmerich » Das Thema Verschuldung und der Umgang damit werden eine der wichtigsten Begleiterscheinun- gen der künftigen Entwicklung an den Kapitalmärkten darstellen. « Eric Bendahan, Eleva Capital

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