FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2018

Dhawan von der Schoellerbank. „Dadurch fließen Aktien mit hohem Kurs stärker in den Index ein als Aktien mit niedrigem Kurs.“ Diese Methodik war einer der Faktoren, warum das Gründungsmitglied General Elec- tric nach 110 Jahren in diesem Sommer aus dem Index fiel – und durch die nach Markt- kapitalisierung viel kleinere Drogeriekette Walgreens Boots Alliance ersetzt wurde. „Auch populäre Technologietitel wie Amazon, Google oder Facebook sind nicht im Dow Jones vertreten“, berichtet Dhawan. Von den Tech-Riesen rückte lediglich Apple in das Tra- ditionsbarometer auf. Der altertümlich anmu- tende Dow Jones umgeht somit die IT- und Growth-Lastigkeit des jüngeren Bruders S&P 500. Auch der japanische Nikkei 225 zählt zu den preisgewichteten Barometern. Angesichts solcher Eigenheiten klassischer Indizes entwirft die Fonds- branche unter dem Schlagwort „Smart Beta“ eifrig neue An- sätze. Diese sollen Anlegern den Zugang zu bestimmten Renditequellen eröffnen, den sogenannten Faktoren. Dabei handelt es sich um Punkte wie Dividendenstärke, Schwan- kungsanfälligkeit oder auch Momentum sowie Qualität oder Größe. „Einzelfaktor- strategien sind mittlerweile sehr verbreitet“, sagt Caroline Baron, ETF-Vertriebsleiterin für Europa, den Nahen Osten und Afrika bei Franklin Tem- pleton. „Allerdings stellt sich nunmehr in der Praxis heraus, dass manche dieser Faktoren nicht immer den erhofften Mehrwert liefern“, schränkt die Expertin ein. Auch hier komme es mitunter auf das Timing an und – je nach Börsen- und Konjunkturlage – auf die richtige Rotation zwischen verschiedenen Faktorindi- zes. Dies falle jedoch schwer. Mit dem Markt verschoben Die Strukturfehler klassischer Indizes sind auch auf der Anleihenseite weithin bekannt. Die Gewichtung nach Marktvolumen führt hier dazu, dass der Emittent mit dem höchsten Schuldenstand das größte Gewicht einnimmt. Neuentwicklungen richten sich dagegen nach der Zahlungsfähigkeit oder der Wirtschafts- kraft. Doch auch bei Bondbarometern schlei- chen sich weniger bekannte Unwuchten ein. „Indizes verändern sich mit dem Markt, den sie widerspiegeln“, erläutert Baron. So ver- lagere sich das Gewicht bei Anleihenindizes immer mehr hin zu den kürzeren Laufzeiten, „einfach weil sich das Marktsegment in diese Richtung bewegt“, so Baron. Immer mehr Emittenten begeben Anleihen mit kürzeren Laufzeiten – entsprechend verändern sich der Markt und damit auch die Indizes. Einfache Lösung Eine verblüffend einfache Lösung hat Port- foliomanager Kumper parat: die sogenannte Equal-Weight-Strategie. Dabei werden alle Aktien gleich gewichtet. Regelmäßig erfolgt ein Rebalancing, das dafür sorgt, dass die durch die Kursentwicklung entstandenen Verschiebungen wieder austariert werden. Dieser Ansatz hat mehrere Vorteile: „Das Klumpenrisiko wird mini- miert, da keine Aktie überpro- portional stark im Index ver- treten ist“, so Kumper. „Dazu kommt, dass beim Rebalan- cing die Anteile von Gewin- neraktien tendenziell reduziert und die Anteile von Aktien, die gefallen sind, aufgestockt werden.“ Ein gleichgewichte- ter Index setze daher stärker auf Small-Cap- und günstige Value-Aktien. Kumper: „Die- se beiden Eigenschaften kön- nen in einer langfristig besse- ren Performance resultieren.“ SEBASTIAN ERTINGER | FP Caroline Baron, Franklin Templeton: „Indizes verändern sich mit dem Markt, den sie widerspiegeln.“ Klaus Kumper, Bank Gutmann: „Eine Momentum-Strate- gie wird nicht die Ambition aller ETF-Käufer sein.“ Akhil Dhawan, Schoellerbank: „Populäre Technologietitel sind nicht im Dow Jones vertreten.“ Die Masse macht’s Verwaltetes Vermögen und Zahl europäischer ETFs Das in börsengehandelten Indexfonds verwaltete Volumen legte deutlich zu. Die Zahl der Pro- dukte wuchs dagegen zuletzt weniger dynamisch. Quelle: ETFGI | *per Ende Juni Mrd. USD Anzahl - 0 100 200 300 400 500 600 700 800 2018* 2017 2016 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 0 200 400 600 800 1.000 1.200 1.400 1.600 1.800 Anzahl ETFs ETF-Volumen 140 www.fondsprofessionell.de | 3/2018 markt & strategie I börsenindizes Foto: © Samantha Sanchez, Franklin Templeton, Pertramer

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