FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2018

einen stellt er eine Periode dar, die lang genug ist, um statistisch halbwegs relevant zu sein. Sie reicht aber nicht so weit zurück, um Daten zu liefern, die inzwischen möglicherweise obsolet sind: Ob Auslöser und Konsequenzen des Ölpreisschocks in den 1970er-Jahren prak- tische und kurzfristige Schlüsse auf das Jahr 2019 liefern, kann man beispielsweise kon- trovers diskutieren. Komplexe alternative Mutual-Fund-Strategien bestehen auf breiter Front außerdem gar nicht so lang, weshalb es mitunter keine zuverlässigen Daten aus dem 20. Jahrhundert gibt. Des Weiteren bieten die drei Krisen einen bunten und somit interessanten Strauß an Sze- narien: Vereinfacht kann man Dotcom als klas- sische Blasenbildung rund um das Marktphä- nomen „Internet“ beschreiben, Lehman lehrt Lektionen zum Thema „Black Swan“ – also zu einem markterschütternden Ereignis, das für den Großteil des Marktes unvorhersehbar ist, aber enorme Konsequenzen nach sich zieht. Die Eurokrise wiederum ergab sich aus regio- nalen makroökonomischen Ungleichgewich- ten. Mit den Lehren aus diesen Szenarien lässt sich also ganz gut der Frage nachgehen, welche alternative Absicherungsstrategie in welchem spezifischen Umfeld am besten funktioniert hat – und welche nicht. Bis ins Jahr 2000 zurück sind die Daten für vier Strategien aussagekräftig: Managed Fu- tures, Multi-Strategy, Opportunistic/Directio- nal und Systematic Trendfollowing. Klingt recht angelsächsisch und komplex, ist es auch – deshalb zunächst ein kurzer Überblick zum Inhalt der jeweiligen Strategien. Managed Futures Bei Managed Futures handelt es sich um eine spezialisierte Anlageklasse, die sich durch systematische quantitative Handelsansätze mit fast ausschließlich börsengehandelten Deriva- ten wie Futures und Optionen charakterisiert. Diese werden von sogenannten Managed-Fu- tures-Managern, traditionell unter der ameri- kanischen Berufsbezeichnung Commodity Trading Advisors (CTA) bekannt, in soge- nannten Managed Accounts verwaltet. Mana- ged-Futures-Strategien können sowohl von steigenden als auch von fallenden Kursen pro- fitieren. Ihre Manager unterliegen keinen festen Beschränkungen hinsichtlich der Wahl der Handelsstrategien, der geografischen Ziel- märkte sowie der genutzten Finanzinstrumen- te und sind normalerweise stark diversifiziert – das Spektrum reicht von reinen Futures- oder Optionsprogrammen über Mischstrate- gien bis hin zu Währungsgeschäften. Allein die Wahl des Finanzproduktes erzeugt also ein unterschiedliches Rendite-Risiko-Profil, so- dass die Mischung unterschiedlicher Ma- naged-Futures-Manager Diversifikationseffek- te erzeugt. Dazu können Managed Futures in diverse Substrategien unterteilt werden – bei- spielsweise in Form von Trendfolgemodellen. Trendfolge Gerade die Trendfolge ist eine der bekann- testen Trading-Strategien im Bereich der Al- ternatives – und kann deshalb nicht nur als Subkategorie von Managed Futures, sondern als eigenständiger Handelsansatz gesehen werden. Im Rahmen dieser Herangehensweise setzen Anleger auf bestehende und bereits erkennbare Kurstrends und folgen damit der alten Börsenweisheit „The trend is your friend“. Auch diese Strategie kann sowohl bei steigenden als auch bei fallenden Kursen an- gewendet werden. Jürgen Graf, Head of Insti- tutional Business beim österreichischen Hedgefondsspezialisten Superfund, erklärt: „Die Idee der Trendfolge läuft darauf hinaus, dass es kaum möglich ist, Kurstrends vorher- zusagen.“ Bereits bestehende Trends sind aus Sicht der Hedgefondsexperten jedoch „viel leichter zu erkennen und meist über einen bestimmten Zeithorizont konstant. Ein Auf- springen auf solch einen Trend kann also selbst dann noch lohnenswert sein, wenn die- ser schon einige Zeit anhält.“ Anleger nehmen damit zwar bewusst in Kauf, dass sie nie an der vollständigen Kursbewegung vom Tiefst- bis zum Höchststand partizipieren – dass das perfekte Timing in der Praxis regelmäßig ge- lingt, ist aber ohnehin illusorisch. Opportunistic/Directional Dieser Einschätzung werden sich Verfech- ter des Opportunistic/Directional Tradings wohl nur bedingt anschließen. Auch sie ver- folgen mittels Derivaten Long/Short-Stra- tegien, setzen also auf fallende und steigende Kurse – allerdings typischerweise eher kurz- fristig beziehungsweise taktisch. Auch hier können je nach Produkt alle möglichen Assets, also beispielsweise Aktien, Anleihen oder Ähnliches, unterlegt werden. Relativ ähnlich funktioniert Event-Driven – nämlich dahingehend, dass der Manager ver- Alternatives zur Krisenbewältigung Abgebildet wird die Jahresperformance – was zu recht radikalen Erkenntnissen führt. Alternative Mutual Funds, die hedgefondsähnliche Strategien verfolgen, gehörten gemeinsam mit Trendfolgern zu den absoluten Krisengewinnern 2008. Die Erfolge waren jedoch ebenso schnell verpufft. Quelle: Mountain-View -60 % -50 % -40 % -30 % -20 % -10 % 0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 % 2000 ’01 ’99 ’02 ’03 ’04 ’05 ’06 2010 ’11 ’12 ’13 ’14 ’15 ’16 ’17 ’07 ’08 ’09 AI Multi-Strategy AI Opportunistic/Directional AI Relative Value/Market Neutral AI Systematic Trendfollowing AI Commodities AI Currency Tr. AI Event-Driven AI Managed Futures » Ein Aufspringen auf einen Trend kann selbst dann noch lohnenswert sein, wenn dieser schon einige Zeit anhält. « Jürgen Graf, Head of Institutional Business beim Hedgefondsspezialisten Superfund 162 www.fondsprofessionell.de | 3/2018 markt & strategie I alternative strategien Foto: © Axel Gaube

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