FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2018

sucht, taktisch und möglichst schnell auf Sonderereignisse zu reagieren oder diese gar zu antizipieren. Weitere Strategien setzen bei- spielsweise auf Rohstoff- und Währungsstra- tegien. Der Multi-Strategy-Ansatz strebt wie- derum an, in allen Marktsituationen positive Erträge zu erwirtschaften, und Relative Va- lue/Market Neutral kann man wahrscheinlich als ursprünglichste aller Hedging-Strategien bezeichnen: Hier sollen Marktrisiken erkannt, verhindert oder zumindest abgefedert werden. Die Performance Wertet man nun die Performance dieser alternativen Strategien aus, wird schnell klar, dass diese, wenngleich sie auf den ersten Blick gar nicht so unähnlich wirken, substanziell unterschiedliche Ergebnisse liefern. Der Anle- ger muss also wissen, gegen welche Art von Risiko er sich absichern will: Befürchtet er ein quasiapokalyptisches Szenario à la Lehman, haben sich in der Vergangenheit die Strategien Managed Futures und Trendfolge am besten geschlagen. Beide Ansätze spülten im Krisen- jahr 2008 ein Plus von mehr als 60 Prozent ins Portfolio. Bewährt haben sich die beiden An- sätze auch 2010. Das Problem: So sehr Mana- ged Futures und Trendfollowing von Krisen profitierten, so stark wurden sie im Jahr da- nach in den Keller geprügelt – gleichzeitig be- gann das atemberaubende Comeback des Ak- tienmarktes. Vergangenheitsbewältigung Die Lehre aus der Vergangenheit könnte also lauten: Als Anleger aktiv bleiben und bei moderater Erholung die Absicherungsposition wieder reduzieren – und zwar deutlich. Was natürlich leichter gesagt als getan ist. Nicht wenige Profis fragten sich damals: „Kommt das jemals wieder zurück?“ – und blieben zu lange unterinvestiert. Dass Privatanleger in einem derartigen Umfeld ebenfalls zu Nervo- sität neigen, ist verständlich. Bewährte Strategie Ebenfalls bedenken sollte man im Rahmen eines allfälligen Kundengesprächs, dass sich sowohl Trendfolge als auch Managed Futures zwar stark vom herkömmlichen Marktgesche- hen abkoppeln, die beiden Strategien unter- einander aber eine sehr hohe Korrelation auf- weisen und von der Performance her de facto parallel laufen. Das heißt: Eher nicht beide Strategien gleichzeitig verfolgen, sondern sich für einen der beiden Ansätze entscheiden. Eine andere Strategie, die sich gut bewährt hat, lautet Event-Driven – also das kurzfristige Reagieren auf marktrelevante Ereignisse. Zwar ist die Performance von Event-Driven in Kri- senzeiten den ersten beiden Strategien unter- legen, allerdings sind die Ergebnisse in einem positiven Marktumfeld deutlich besser. Das- selbe gilt für Opportunistic/Directional: Mit einem Plus von mehr als vier Prozent konnte 2017 ein Teil der starken Aktienperformance mitgenommen werden. Aus Privatanlegersicht hat das den psychologischen Vorteil, dass man in den Bullenphasen, die ja deutlich länger sind als die Abschwünge, nicht andauernd mit einer Position konfrontiert wird, die regelmä- ßig tief im roten Bereich notiert. Man ist also unter Umständen eher dazu geneigt, eine sol- che „Versicherung“ im Portfolio zu behalten, als es bei einer Position der Fall wäre, die während eines Bullenmarktes tiefrot aufleuch- tet und im zweistelligen Minusbereich notiert. Fazit Managed Futures und Trendfolge haben im vorliegenden Datenset in Krisenzeiten am besten funktioniert – im traumatischen Jahr 2008 war die Leistung sogar überragend. Sie waren in der untersuchten Stichprobe die ein- zigen Strategien, die rund um Lehman im Plus notierten – und das deutlich. Allerdings kann es dem Berater passieren, dass er von Kunden- seite auf die Verluste in Aufschwungphasen und hohe Gebühren angesprochen wird: Laut einer aktuellen Studie von Credit Suisse Group liegt die durschnittliche Bearbeitungsgebühr bei 1,45 Prozent, die Performance Fee schlägt im Mittel mit rund 17 Prozent zu Buche. Tritt eine derartige Kritik auf, gilt es zu vermitteln, worum es sich bei den Produkten de facto han- delt: Um eine Versicherung. Und für die zahlt man ja auch eine Prämie. HANS WEITMAYR | FP AI Managed Futures – Jahresperformance Managed Futures funktionieren in Extremsituationen extrem gut, man muss aber bei Aufschwungphasen mitunter herbe Verluste aushalten können. Quelle: Mountain-View -40 % -30 % -20 % -10 % 0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % ’15 ’13 ’11 2010 ’07 ’05 ’03 ’01 ’09 ’16 ’14 ’12 ’08 ’06 ’04 ’02 2000 AI Managed Futures A AI Opportunistic/Directional – Jahresperformance Im Extremszenario „Lehman“ hatte diese Strategie einen Aussetzer, sie bewährte sich aber 2010 und lieferte auch in der Bullenphase Erträge ab. Quelle: Mountain-View -30 % -25 % -20 % -15 % -10 % -5 % 0 % 5 % 10 % 15 % 20 % 25 % 30 % 35 % 40 % ’15 ’13 ’11 2010 ’07 ’05 ’03 ’01 ’09 ’16 ’14 ’12 ’08 ’06 ’04 ’02 2000 AI Opportunistic/Directional » Der Dollar profitiert von einem stärkeren US-Wachstum, höheren Zinsen und den Italien-Risiken. « Uwe Burkert, Chefvolkswirt der LBBW, zu währungstechnischen Risiken Foto: © LBBW AM 164 www.fondsprofessionell.de | 3/2018 markt & strategie I alternative strategien

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